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Pannenserie bei Intel

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Pannenserie bei Intel

Sieben größere Fehler in den letzten drei Jahren

Der gestern Abend erfolgte Rückruf des erst am Morgen vorgestellten Pentium 4 Prozessors mit 200 MHz schnellem Frontsidebus markiert den vorläufigen Höhepunkt einer ganzen Reihe von peinlichen Fehlern. In den anschließenden Grabenkämpfen zwischen glühenden Anhängern der Firma AMD und Intel wurde gern auf das Pentium III 1133 Desaster verwiesen und mit Häme bemerkt, dass Intel aus eigenen Fehlern wohl nie lerne.

Größere Fehler haben bei Intel in der Tat nicht gerade Seltenheitswert. Allein in den letzten drei Jahren gab es mindestens sechs Fälle, in denen sich Intel zu einem Rückruf der ausgelieferten Produkte oder zu Terminverschiebungen bei der Präsentation genötigt sah.

Der schnellste Pentium III für Slot1 blieb der Gigahertz-ChipDer bekannteste Fall dürfte der oben angesprochene Pentium III 1133 sein, den Intel im Jahr 2000 wenige Wochen nach der Ankündigung vom Markt nehmen mußte. Der Fehler hatte eine lange Vorgeschichte und nahm bereits im Herbst 1999 seinen Lauf.

Für Intel begann das Drama am 16.8.1999. AMD stellte an diesem Tag den Athlon vor und übertrumpfte Intel in vielen Benchmarks. Intel ging am 27.10.1999 zur Gegenoffensive über und zog den wohl größten Trumpf, den man hatte, aus dem Ärmel: die 0.18µm-Prozesstechnologie. Damit ließen sich höher taktende, günstigere Prozessoren (interner Name: Coppermine) in größerer Stückzahl herstellen, als es AMD vermochte. Doch die Probleme zeigten sich bereits nach kurzer Zeit. Intels Halbleiterfabs verließen in bis auf einem Punkt hervorragende Prozessoren, beim Takt haperte es allerdings. Die PR-Abteilung störte das jedoch wenig, sie kündigte einen Prozessor nach dem anderen an. Geliefert werden konnten sie monatelang nicht. So preschte Intels PR-Abteilung im Winter 99/00 mit immer neuen Ankündigungen auf die Gigahertzgrenze zu, während AMD selbige Grenze mit lieferbaren Produkten überwinden wollte.

Am 6.3.2000 trat dann der denkbar schlechteste Fall ein: AMD präsentierte noch vor Intel einen mit 1 GHz taktenden Prozessor. Intel tat zwei Tage später das Gleiche, sprach aber erstmals auch offiziell von begrenzten Stückzahlen. Kein gutes Zeichen, wenn selbst die Marketingabteilung zugibt, dass der präsentierte Prozessor kaum lieferbar sein wird. Man hatte nicht einmal genügend Prozessoren für die Presse. Sie bekam teilweise ungelockte Prozessoren mit der Bitte, sie auf 1 GHz zu übertakten.
Ende Juli mobilisierte Intel die letzten Kräfte und präsentierte den Pentium III mit einer Taktfrequenz von 1133 MHz. Zu dieser Zeit war die Prozessorarchitektur aber bereits so stark ausgereizt, dass die Prozessoren nicht mehr stabil mit der Frequenz zu betreiben waren. Ein Onlinemagazin publizierte reproduzierbare Abstürze beim Erstellen von Benchmarks. Knapp vier Wochen später nahm Intel den Prozessor vom Markt, falls dieser überhaupt je einen solchen Prozessor gesehen hat.

Der Rückruf des Pentium III 1133 beendete mittelfristig nicht nur die Karriere des Leiters der Prozessorabteilung (Albert Yu), sondern auch den Konkurrenzkampf zwischen Intel und AMD. Intel stellte keine weiteren Pentium III Prozessoren auf Basis des Coppermine-Kernes vor und überließ vorerst AMD das Feld. Erst mit dem Pentium 4, der Ende November 2000 das Licht der Welt erblickte, setzte man AMD wieder unter Druck.

Mit dem Pentium III hatte Intel übrigens die Schlacht verloren, den Krieg jedoch gewonnen. Im Jahre 2000 steigerte man den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr von 11.8 Mrd. Dollar auf 12.7 Mrd., trotz der chronisch angespannten Liefersituation.

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