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Alt 20.03.2003, 15:27   #1 (permalink)
John Silver
Extrem Performer
 

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John Silver befindet sich auf einem aufstrebenden Ast

Standard Latenzen beim Arbeitsspeicher

Arbeitsspeicher ist, grob zusammengefaßt, wie ein zweidimensionales Feld angeordnet. Jedes Datenfragment, das in den Arbeitsspeicher geladen wird, bekommt also 2 Koordinaten: die Reihen- und die Kolumnenadresse. Wenn also eine Anfrage bezüglich eines bestimmten Datenfragments ankommt, muß es erst anhand der Koordinaten gefunden werden. Das braucht Zeit, und die Zeit wird, wie auch anzunehmen ist, in Takten gemessen; es vergehen also soundsoviele Takte, bis ein Datenfragment gefunden und abrufbereit ist. Die wichtigsten Verzögerungen(=Latenzen), die dabei auftreten, sind die CAS- und RAS-Latenzen. CAS (Column Adress Strobe) -Latenz wird des Öfteren als CL abgekürzt. Die Gesamtlatenz ist die Zeit, die benötigt wird, um nach einer Anfrage ein Datenfragment zur Verfügung zu stellen. Die CAS-Latenz ist dabei die Zeit, die benötigt wird, um die Kolumne, in der das Datenpaket sich befindet, zu identifizieren. Gleiches gilt auch für die RAS (Row Adress Latency) -Latenz, nur daß es hier um die Reihe und nicht um die Kolumne geht. Die Kolumnenlatenz ist in der Regel wichtiger für die Geschwindigkeit als andere Latenzen, daher wird nach ihr besonders oft gefragt. Generell gilt: je kleiner die Anzahl der Takte, die die jeweilige Latenz mißt, desto schneller werden Datenfragmente zur Verfügung gestellt; das wiederum steigert die Leistungsfähigkeit eines Rechners. Allerdings kann man hier keine Pauschalaussage machen, um wieviel Prozent sich die Leistung steigert. Dies hängt zum einen von der Konfiguration des Rechners und zum anderen von den Aufgaben, die der Rechner zu bewältigen hat, ab. Im Schnitt erreicht man damit wohl bis ca. 5% mehr Leistung; wenn allerdings ein Prozess auf Speicherbandbreite nicht angewiesen ist, kann es auch durchaus vorkommen, daß die Steigerung ausbleibt.
Das Betreiben eines RAM-Riegels mit kleineren Timings, als der Hersteller sie angibt, ist oft möglich, aber natürlich nicht garantiert. Schädlich für den Speicher ist das Senken der Latenzzeiten nicht, allerdings kann es Instabilitäten auslösen. In diesem Fall kann man versuchen, die am Arbeitsspeicher angelegte Spannung dezent zu erhöhen. Mehr als 2,7V sind im Dauerbetrieb nicht empfehlenswert; eine Spannungserhöhung kann zum Ausfall des Arbeitsspeichers führen, ist aber nicht sehr wahrscheinlich.
SDR-SDRAM ist aktuell mit garantierten CAS-Latenzen von 2 oder 3 Takten erhältlich.
DDR-SDRAM bekommt man mit CL 2/2,5/3.
Rambus-Speicher arbeitet mit grundsätzlich anderen, wesentlich größeren Latenzen.
Arbeitsspeicher mit konservativen Timing-Garantien von 2,5 bzw. 3 Takten ist in der Regel deutlich günstiger. Arbeitsspeicher mit garantierten niedrigen Latenzen hat dagegen den Vorteil, daß die Riegel mit sehr hochwertigen Chips bestückt werden, die ein höheres Tuning- und Übertaktungspotenzial versprechen. Dies ist allerdings keine Regel! Es ist schon des Öfteren vorgekommen, daß Riegel mit vermeintlich schlechten Spezifikationen mehr Tuning und höhere Taktraten zuließen als deutlich teureren Riegel mit garantierten niedrigen Latenzen. Letztlich ist jedes Riegel ein Einzelstück, was Tuning- und Übertaktungsfreundlichkeit betrifft.
Man sollte auch immer im Auge behalten, daß 3-5% mehr Leistung, die man durch niedrigere Timings bekommt, einen Aufpreis gegenüber konservativeren Modellen mit höheren Timings selten rechtfertigen. Denn oft zahlt man für die schnelleren Riegel mindestens 50% mehr als für die langsameren; im Klartext also mindestens 50% mehr Geld für nur 3-5% mehr Leistung. Sinn macht dies kaum.
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reivaj (07.12.2007)