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Alt 11.04.2013, 13:08   #23 (permalink)
dr_Cox
Coxito ergo sum
 
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dr_Cox kann auf vieles stolz sein
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Standard AW: Hört ihr den Unterschied noch?

Zitat:
Zitat von BigBoymann Beitrag anzeigen
Ja sicher gibt es einen Unterschied, man müsste nur mal klären welches näher an das Original herankommt, dass wird wahrscheinlich die Remastered Aufnahme sein, denn diese wird doch sicherlich von den noch existierenden Masterbändern genommen, dort wird dann sicherlich oft etwas von der Dynamik genommen, das Rauschen wird entfernt und dabei wird leider auch oft was von den zum Stück gehörenden Frequenzen entfernt, dass ist wirklich ein Nachteil der Digitaltechnik aber von den Studios ja gewollt.
Richtige Fährte
Genau da ist aber auch das Problem. Es sind Masterbänder, die einzelne Spuren beherbergen. Und das ist ganz einfach grob unnatürlich.
Man nehme mal an, eine Aufnahme wird von 10 Quellen/10 Spuren zusammengemixt. Das kann einem natürlichen Hören (und nur das ist wirklich gut) nicht entsprechen. Deswegen ist sowas wie Laufzeitkorrektur auch ein totaler Witz, weil man ja gar nicht weiß, auf welche der Quellen man die abstimmen sollte bzw. ob und wie das bereits beim Schneiden und Mischen berücksichtigt wurde (Es sei denn es handelt sich um eine Studioaufnahme mit separater Einspielung, aber dann ist die Laufzeitkorrektur ja ein noch viel schlechterer Witz).
Und dann kommt genau das noch dazu, was du anschneidest: Rauschunterdrückung, Normalisierung, DRC, bisschen Schall/Echo und schon hast du einen mehr oder weniger guten Fake, der sich an den Konventionen der Psychoakustik orientiert (mit so "schönen" Nebeneffekten wie dem Loudness war) und daran wird dann gemessen, ob eine Aufnahme "gut" oder "schlecht" sei.

Zitat:
Aber warum klingt der Platten Rip besser als die Remastered Version, das liegt ganz einfach daran, dass du es genau so kennst, mit all dem Rauschen und Knacken. Ist auch völlig in Ordnung und es gibt ja auch genug Studion die entweder ganz aufs Remastern verzichten oder aber beides anbieten.
Eben, das ist es: Der Kunde wurde seit langem trainiert, bestimmte Merkmale der Nachbearbeitung als Kriterien für "gute" Qualität zu erachten. Sein Gehör ist es nicht anders gewohnt, er erwartet das. Und das zieht sich natürlich weiter: Popmusik (insbesondere) wird so komponiert, dass sie von sich aus den "Gesetzmäßigkeiten" der Psychoakustik gut entspricht. Wiedergabegeräte werden so gebaut.

Datenkompression ist auch nichts anderes, als die Konventionen der Psychoakustik weiterzuführen. Was als nicht bzw. kaum hörbar erachtet wird, fliegt ganz oder zum Teil raus etc.

Und das ist es was ich meine: Die psychoakustische Manipulation setzt zwangsläufig im Moment der Aufnahme ein, das muss ich in Kauf nehmen. Aber man kann dann nicht einfach alles bis zum Punkt der Datenkompression überspringen und von da an eine Einteilung in "gut" oder "schlecht" machen. Denn sie ist nur ein Teil der psychoakustischen Manipulation, ziemlich am Ende der Produktionskette (danach kommen nur noch die psychoakustischen Manipulationen durch die Wiedergabegeräte).

Man kann dann also höchstens sagen: In diesem oder jenem Fall enspricht die Intensität der Anwendung psychoakustischer Mittel nicht mehr meinen individuellen Vorstellungen.

Da hab ich auch ein Beispiel. Es ist eine unter technischen Gesichtspunkten exzellente Aufnahme, die auch für Youtube 720p Verhältnisse noch eine weit überdurchschnittliche "Qualität" bietet.
Das kann man sich anhören, weiterhören und weiterhören und irgendwann kommt man zum Zeitpunkt 2:20. Da wird einem dann schlagartig klar, dass die Aufnahme überhaupt nicht dem entsprechen kann, was die Räumlichkeit akustisch hergibt. Der Zwischenapplaus, der irgendwie so überhaupt nicht zur Klangfärbung und Prägnanz der restlichen Aufnahme passt (klingt wie aus der Retorte reingeschnitten), dürfte noch am ehesten dem nahekommen, wie es tatsächlich klang:

THILO WOLF BIG BAND: Shiny Stockings - YouTube

Das ist so extrem manipuliert, da ist mir dann auch wirklich egal, ob durch Kompression das ein oder andere Detail verloren geht. Weil ich ja gar nicht weiß, ob dieses Detail im Original (also in dem Fall: im Publikum sitzend) überhaupt für mich wahrnehmbar gewesen wäre.

Ach und Katarrh: Den Künstler sollte man nicht zum Maßstab machen, der kennt seine Musik sowieso nur von Aufnahmen und damit ausschließlich unnatürlich
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