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Schneller geht es immer, aber zu welchem Preis?

Mittwoch, 04. Aug. 2004 14:59 - [fs] - Quelle:

Bei Preisen von 400 Euro und mehr für eine Grafikkarte dürften sich die meisten Leser eine Frage stellen: Wieso soll ich soviel Geld ausgeben? Wir möchten diese Frage einmal etwas kritisch betrachten.

Die Schlacht um die schnellste Hardware ist bei den Herstellern täglich present. Man versucht durch neue Treiber, versteckte Mogeleien und leichte Takterhöhungen die Konkurrenz auszustechen. Beliebt sind auch Benchmarks mit bislang unveröffentlichten Spielen, da diese niemand nachvollziehen kann. Bis zum Release kann sich sowohl auf Seite des Spiels wie auch auf der Treiber-Seite noch so viel verschieben, dass eine Betrachtung solcher Benchmarks nur eine Zeitaufnahme darstellt - wie zugegebenermaßen fast alle PC-Artikel. Vor einigen Jahren stritten sich AMD und Intel heftig um den schnellsten Prozessor. Seitdem diese schnell genug sind, treten sie immer weiter in den Hintergrund und das Schlachtfeld verschiebt sich. Seit zwei Jahren krönen die Grafikkarten-Hersteller Quartalsweise neue Grafikkarten und versuchen dem Kunden die neueste Hardware anzudrehen. ATIs neue Radeon X800-Serie und NVIDIAs GeForce 6800-Serie wurden bereits vor dem Markteintritt entsprechend hoch gelobt, damit sich die Spieler schon vorher auf ein Produkt festlegen. Die Preise für Grafikkarten steigern sich mit jeder Generation - waren früher 500 Mark viel Geld für eine Grafikkarte, scheint es in der neuesten Generation nur ab 300 Euro aufwärts interessante Produkte zu geben. Ein Blick auf die Benchmarks eröffnet in diesem Fall ein interessantes Bild. Prozentual ist eine Radeon X800 Pro in der Auflösung 1280x1024 bis zu 85 % schneller als eine Radeon 9800 Pro – das steht außer Frage und kann über Benchmark-Vergleiche sehr gut dargestellt werden. Dabei sollte man die kleinen Wörtchen "bis zu" allerdings sehr ernst nehmen. Nur unter 3DMark 2003, Far Cry und Tomb Raider kann man wirklich solch einen Vorsprung erkennen, die meisten Spiele zeigen allerdings höchstens einen Zuwachs von 50 Prozent und das in einer Region von 100 bis 400 Frames pro Sekunde. Ab 40 fps ist ein Spiel spielbar, die meisten Monitore schaffen gerade einmal 75 Hz (können also pro Sekunde nur 75 Bilder darstellen) ganz abgesehen von TFT Bildschirmen. Wieso sollte man sich also eine Radeon X800 oder GeForce 6800 anschaffen? Von einigen Nutzern kommt sicherlich folgender Einwand: Es gibt doch Anti Aliasing oder anisotropische Filter. Sicherlich gibt es die, doch wem fällt auf einer LAN-Party oder bei einem heißen Onlinematch solch ein Detail auf? Wer sieht die Qualitätsunterschiede in einem Spiel - bei normalem Spieltempo wohl gemerkt? Und vor allem, wer achtet so genau darauf? Anti Aliasing lässt sich zudem bei älteren Spielen auch mit der letzten Grafikkarten-Generation ganz gut nutzen, lediglich bei den ganz aktuellen Titeln können die derzeitigen Spitzenreiter X800 und 6800 ihre Grafikpower zeigen. Und der einzige "echte" Grund sich eine solche Karte zuzuliegen, nämlich das kommende Doom 3, scheint nun doch nicht so hungrig zu sein, wie man erwartet hat. Erste Benchmarks zeigen, dass sich das Game wohl auch ganz gut auf älteren Karten spielen lässt, zwar nicht in voller Grafikpracht, aber mit leichten Einschnitten. Es bleibt also die Frage im Raum stehen: Wieso braucht man eine X800 oder 6800? Unserer Ansicht nach gibt es zur Zeit kaum einen Grund. Greifen Sie lieber zu einer Radeon 9800 Pro oder GeForce 5900 XT. Die letzte Generation ist für Schnäppchenjäger immer noch die erste Wahl. Allerdings sollte man hier auch nicht jeden Euro einsparen, da allzu oft Beschränkungen besonders im Speicherinterface warten. Investieren Sie also in eine hochwertige Karte (mit 256 Bit Speicherinterface, kein SE- oder LE-Kürzel) und freuen Sie sich über die gesparten 200 Euro. Wenn NVIDIA eine GeForce 7X00 und ATI eine X900 vorstellen, können Sie als Schnäppchenjäger getrost die derzeitigen Highend-Modelle ergattern, denn schlecht sind sie ja nicht, nur eben einfach ziemlich teuer. So lange von der Spieleindustrie nicht mehr Gründe in Form von wirklich grafisch anspruchsvollen Games geliefert werden, wird man bei ATI und NVIDA echte Probleme bekommen, den Gamern die nächste Grafikkarten-Generation überhaupt noch schmackhaft zu machen.
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