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Haier goes Big Brother: Vernetzte Armbandwanze für Kinder

Sonntag, 01. Mär. 2015 18:31 - [jm] - Quelle:Haier

Haier präsentiert auf dem MWC einige Gadgets, darunter auch eine vernetzte Armbanduhr für Kinder. Die hat es in sich.

Mit Gleichaltrigen durchs Gebüsch krabbeln, auf Bäume klettern (auch mal runterplumpsen), Uferböschungen erkunden, Klingelputzwettbewerbe, Versteckspielmarathons auf Industriebrachen, Schatzsuchen auf Baustellen - kennt wohl beinahe jeder aus der eigenen Kindheit. Was wir damals so alles trieben und wo wir uns rumtrieben, das mussten unsere Eltern nicht immer unbedingt wissen - und war dem Haussegen durchaus auch dienlich. Das gilt nach wie vor, sofern Kinder nicht von Helikopter-Eltern geplagt werden.

So werden Mütter und/oder Väter bezeichnet, die den Freiraum und die Entwicklung ihres Nachwuchses einschränken, indem sie quasi Lebensbereich fortwährend durchleuchten und reglementieren. Für die Zöglinge ist das natürlich nicht so toll, denn Kinder befriedigen ihre Neugierde und ihren Forschungsdrang oft dort, wo Erziehungsberechtigte nicht folgen wollen oder können.

Haier kommt den Kontrolletti-Eltern nun mit der vernetzten SOS-Armbanduhr für Kinder entgegen. Diese bis 30 Meter Tiefe wasserfesten Uhren mit OLED-Bildschrim verfügen über Mikrofon und Lautsprecher, eignen sich also auch zum Telefonieren. Der Nutzen der integrierten SOS-Taste erschließt sich durchaus, dass die Uhren deswegen mit GPS ausgerüstet sind, lechtet ein. An bis zu drei Rufnummern wird ein vom Kind ausgelöster Notruf im Fall das Falles gesendet.

Haier goes Big Brother: Vernetzte Armbandwanze für Kinder

Sehr zweischneidig ist allerdings die "sichere Zone", die Eltern mittels Android- oder iOS-App festlegen können. Verlässt ein Kind diese Zone, werden die Eltern automatisch benachrichtigt. Ob das die Sicherheit eines Kindes vor Kriminellen erhöht, darf bezweifelt werden. Einem Kind die Armbanduhr abzunehmen stellt im Prinzip keine höhere Hürde dar, als ihm einen Lolli zu entwenden. Allerdings lässt sich die Bewegungsfreiheit des Nachwuchses auf diese Weise sehr effektiv einschränken. Dazu trägt auch die GPS-Tracking-Funktion bei, mit der Eltern das Bewegungsprofil ihres Kindes über einen Zeitraum von mehreren Tagen hinweg nachverfolgen können.

Zweifelhaft ist auch die "Baby-Monitor-Funktion", die es Eltern jederzeit erlaubt, das Mikrofon der Uhr zu aktivieren und den Nachwuchs zu belauschen. Kleinkinder wissen mit einer Armbanduhr nichts anzufangen, ein klassisches Babyphon dürfte preiswerter sein und auch länger als zwei Tage mit einer Akkuladung durchhalten. Und ob tatsächlich alles, was Kinder etwa ihren Freunden in Abwesenheit der Eltern anvertrauen, mittels Armbandwanze auch für deren Ohren bestimmt sein sollte, muss durchaus bezweifelt werden.

Angesichts der SOS-Armbanduhr von Haier stellt sich durchaus die Frage, wo die Privatsphäre gerade auch von Kindern beginnt und wie sie gewährleistet werden kann.

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