Tja, die Diskussion um die Killerspiele halte ich ehrlich gesagt nicht für müßig, jedoch viel zu einseitig. Mich erinnert das immer an das, was zum Beispiel meine Eltern zu hören bekommen haben wegen der bösen Rockmusik. Zerschlagen eure Eltern oder ihr selbst noch regelmäßig das komplette Mobiliar eurer Wohnung, wenn ihr die Stones hört??
Also ist die Diskussion, wenn sie auf diesem Niveau geführt wird, ein generalisierter, kaum reflektierter Rundumschlag, um von den eigenen Versäumnissen abzulenken. Klappt ja auch ganz gut, vor allem nach Amokläufen, wenn das Entsetzen zurecht groß ist.
Problematisch sind die Spiele ja, wie es einige sehen, nur, wenn sie ungeeignetem Publikum zugänglich sind. Um solchen Menschen den Zugang zu diesen Spielen zu erschweren, müsste man dann ja jeden potentiellen Käufer von z.B. CS psychologisch eine ganze Weile beobachten.
(Aber würde das gemacht, dann schlage ich ernsthaft vor, alle Bundesbürger auch auf ihr Wahlverhalten und ihre Verkehrstauglichkeit zu überprüfen. Wobei das zumindest gar nicht schlecht klingt...).
Die Gesellschaft ist gefragt, die Familien, ja auch die Schulen (weil an diese die vollständige Erziehuns"last" abgewälzt wird). Jedoch muss beachtet werden, dass man im Elternhaus seine Primärsozialisation bekommt, und dort ist nicht immer alles so, wie es sein sollte - ist politisch anscheinend so gewollt, da nichts Substantielles unternommen wird.
Zu Familien kann weiter gesagt werden, dass in vielen Familien BEIDE Elternteile arbeiten müssen (und das teils sehr lange), oder dass Mutti oder Vati einfach keinen Bock haben, sich mit dem Wunschkind zu beschäftigen, und so auch dienenigen Voraussetzungen geschaffen werden, deretwegen sich Kinder frühzeitig nur noch mit dem Computer auseinandersetzen (bzw. mit den Spielen) - was ich für gefährlich halte, genauso wie die Bildung durch das Fernsehen. Auch das scheint politisch gewollt zu sein, da das, was unsere Politik seit Jahren als Familienpolitik abliefert, ja sehr grenzwertig ist. Aber hier sorgen unsere Volksverräter - äh: Volksvertreter - seit für langem Abhilfe, wie an den Arbeitslosenzahlen leicht ersichtlich wird (an den RICHTIGEN Arbeitslosenzahlen, nicht an denen, die immer stolz präsentiert werden).
Man gefällt sich also in der Darstellung des Moralapostels, verhält sich jedoch so, wie ein schlechter Arzt es machte: Die Beschwerden bekämpfen wollen, aber nicht nach der Ursache forschen.
Gleichzeitig finde ich erschreckend, dass ständig auf den Shootern herumgehackt wird. Für mich ist es jedenfalls kaum besser, zum Beispiel Anno (1602) zu spielen, und zugucken zu dürfen, wie man als Spieler zwangsläufig Plantagen bauen muss (auf denen dann ja historisch korrekt Schwarze arbeiten - mit niedlichen Animationen) - fördert das nicht den Rassimsmus?! Erschreckend und merkwürdig, dass hier keiner laut aufschreit, findet ihr nicht auch? Frage am Rande: Was habt ihr mit den Ureinwohnern gemacht, wenn sie euch im Weg waren, nicht handeln wollten oder euch einfach langweilig war?! Genau!
Mit einer Diskussion um die Spiele ist es freilich nicht getan:
Man sollte hingegen auch mal die Filmwelt betrachten! Welcher Film kommt denn heute aus ohne überzelebrierte Gewaltexzesse, in denen Körper zerfleddert werden, das Blut spritzt, MENSCHEN GEFOLTERT werden (zum Beispiel Hostel - der Drehbuchautor gehört für mich jedenfalls ganz tief und lange weggesperrt)? Oder das schon erwähnte Fernsehen, das heute Filme im Nachmittagprogramm zeigt wie den Terminator, die noch vor wenigen Jahren selbst geschnitten erst spät abends ausgestrahlt wurden!
Mal im Ernst: Genauso erschreckend finde ich, dass teils gesagt wird, man schieße ja nicht auf Menschen. Ok, aber auf virtuelle Menschen - das Zugeständnis muss man machen. Und, wie oben beschrieben, ist das in den falschen Händen mehr als fatal. (Das "Bedürfnis nach Gewalt" ist imho aber ein Ergebnis der Menschheitsgeschichte, vor allem im Westen, dass die Gesellschaft lange durchmilitarisiert wurde und sich diese Kultur, wenn auch in Abwandlungen und mit Abstrichen, hält.)
Jedoch kann ich aus eigener Erfahrung nicht leugnen, dass Spiele (auch solche, in denen man auf Menschen - in meinem Falle auf Zombies (RE 1-3) - schießt), förderlich sein können (oder Adventures, wie Star Trek 25th Anniversary mit Sprachausgabe): Ich habe damit mein Englisch zu Schulzeiten gehörig aufpoliert (Lese- und Hörverstehen, die eigene textproduktion hält sich dabei ja sehr in Grenzen, das Vokabluar hingegen wird beträchtlich erweitert).
Alles in allem kann ich für mich feststellen, dass ich entsetzt bin über die Entrückungen in der Gesellschaft, über die Vereinsamung von Kindern und Jugendlichen, die sich dann einen fragwürdigen "Freundeskreis" aufbauen. Jedoch ist das eine Thematik, die imho (siehe alles Obige) gesellschaftlich weithin vernetzt ist, deshalb für viele undruchdringlich scheint und darum differenziert betrachtet werden muss, worauf man entweder nicht gewillt ist sich einzulassen oder man schlicht ablenken will (getreu dem Motto "einfache Lösungen sind die besten"); deshalb bin ich für die Diskussion um Killerspiele, aber dann doch bitteschön mit Leuten, die qualifiziert sind und die Diskussionen Früchte tragen und nicht geführt werden, nur um mal darüber gesprochen zu haben. Weiterhin finde ich, dass ein jeder, der gewalttätige Spiele spielt, sich selbst einmal in seinem Verhalten kritisch beobachten sollte.