Moin!
Da hier immer wieder gleiche oder ähnliche Fragen zum Thema Gehäuselüftung gestellt werden, möchte ich mal versuchen, einige allgemeine Antworten zu geben.
Wozu Gehäuselüfter?
Eine ausreichende Belüftung des PC-Gehäuses ist seit geraumer Zeit für viele Systeme unerlässlich, um die entstehende Wärme abzuführen und Hitzestaus zu vermeiden.
Dafür sorgt zwar auch schon der im Netzteil integrierte Lüfter, doch abhängig von der thermischen Verlustleistung der verbauten Komponenten reicht das in vielen Fällen nicht aus.
Eine mangelhafte Gehäusebelüftung muss nicht zwangsläufig zu unmittelbar auftretenden und feststellbaren Problemen wie Abstürzen oder gar Defekt führen, sondern kann auf Dauer auch zu einer Verkürzung der Lebensdauer einzelner Komponenten führen.
Welche Gehäuselüfter? Größe
Die Maße der in Frage kommenden Lüfter werden in erster Linie von den entsprechenden Bohrungen und Öffnungen des Gehäuses bestimmt - zumindest dann, wenn man nicht zum Dremel greifen und sich selbst Löcher schaffen will.
Die üblichsten Größen (d.h. Kantenlängen) für Gehäuselüfter sind 80 mm, 92 mm und 120 mm, wobei einige Gehäuse auch 60 mm oder 70 mm Lüfter vorsehen.
Hat man mehrere Optionen, sollte man zu möglichst großen Lüftern greifen, da diese bei gleicher Fördermenge leiser oder bei gleicher Lautstärke durchsatzstärker sind.
Anschluss
Zwei Varianten sind mir bekannt: Der 3-Pin-Boardstecker und der 4-Pin-Netzteilanschluss.
Die kleinen 3-Pin-Boardstecker sind für einen Anschluss am Mainboard (beschriftet z.B. mit "Case Fan") oder auch an Lüftercontroller gedacht.
Der Vorteil ist hierbei die Möglichkeit der Drehzahlüberwachung per Tachosignal (z.B. im BIOS oder am Lüftercontroller).
Ein 4-Pin-Netzteilanschluss ist besonders für Power-Lüfter mit hoher Leistungsaufnahme zu empfehlen, die das Board u.U. beschädigen könnten.
Eine Drehzahlüberwachung ist dabei leider nicht möglich.
Es gibt als "Zubehör" auch 3-Pin-auf-4-Pin-Adapter, um Lüfter mit Boardanschluss direkt an das Netzteil anschließen zu können.
Silentlüfter vs. Powerlüfter
Für normale Rechner und natürlich insbesondere Silent-PCs sind Lüfter mit niedriger Drehzahl empfehlenswert, z.B. 1500 RPM (rounds per minute, dt. auch UPM - Umdrehungen pro Minute).
Für Systeme mit Komponenten die sehr viel Wärme erzeugen und für Übertakter kommen dagegen eher Lüfter mit hoher Drehzahl in Frage, z.B. 3000 RPM.
Mit in Kabeln integrierten Widerständen (z.B. die als Zubehör angebotenen 7V-Adapter) oder Lüftercontrollern kann man die Drehzahl der Lüfter senken; das nachträgliche Anheben der Drehzahl ist hingegen nicht möglich.
Insofern sollte man im Zweifelsfall vielleicht eher zu einem etwas stärkeren Modell greifen und es bei Bedarf oder einer Änderung der Umgebungsbedingungen "undervolten".
Marke/Hersteller
Wie bei den meisten Komponenten sollte man auch bei Gehäuselüftern möglichst zu hochwertigen Markenprodukten greifen.
Solche gibt es u.a. von den Herstellern Papst, Y.S. Tech, Titan, Enermax, MR Computer und Noiseblocker.
Diese hochwertigen Lüfter verfügen im Gegensatz zu Billigprodukten z.B. oft über bessere Laufruhe, höhere Lebensdauer, elektronische Falschpolsicherung und Schutz gegen Blockieren und Überlastung... kurz gesagt, es lohnt sich.
Welche Anordnung/Positionierung?
Generell hat es sich bewährt, die Lüfter vorne/unten Luft in das Gehäuse hinein- und die Lüfter hinten/oben wieder hinausblasen zu lassen.
Dadurch entsteht im Idealfall ein kühlender Luftstrom von vorne nach hinten, der alle wichtigen Komponenten bestreicht, die Wärme "mitnimmt" und anschließend an der Gehäuserückseite abführt (siehe
hier).
Die Richtung unten nach oben ergibt sich aus der bekannten Tatsache, dass warme Luft nach oben steigt, da sie leichter ist als kalte.
Auf Lüfter in "Blowholes", also Löchern in der Seitenwand, sollte man in der Regel verzichten, da diese den erwähnten Luftstrom zunichte machen.
Überdruck oder Unterdruck?
Indem man vorne stärkere oder eine größere Anzahl von Lüftern einbaut als hinten, erzeugt man einen leichten Überdruck im Gehäuse.
Im Gegensatz dazu entsteht ein leichter Unterdruck, wenn man hinten mehr oder stärkere Lüfter einbaut als vorne.
Wenn es um die reine Kühlleistung geht, sind viele starke Lüfter an der Rückseite zur Abführung der Wärme wirkungsvoller als welche, die vorne kalte Luft zuführen.
Insofern ist ein Unterdruck für die Kühlung des Systems tendenziell eher förderlich.
Setzt man allerdings vor den vorderen Lüfter Staubfilter ein (was meiner Ansicht nach sehr empfehlenswert ist!), sorgt ein Unterdruck dafür, dass die zusätzliche Luft durch viele - teilweise winzig kleine - Ritzen und Öffnungen ins Gehäuse gelangt und es verstaubt.
In dem Fall sollte man also eher einen Überdruck erzeugen, indem man durch die Anzahl und/oder Art der Lüfter dafür sorgt, dass vorne ein ganz klein wenig mehr Luft ins Gehäuse hineingepustet wird als hinten hinaus.
Welches Zubehör?
Tuningshops bieten diverse sinnvolle Zubehörartikel für Gehäuselüfter an.
Empfehlenswert sind meiner Meinung nach z.B.
- Staubfilter (zumindest wenn man so putzfaul ist wie ich
)
- Schwingungsdämpfer zur akustischen Entkoppelung der Lüfter vom Gehäuse (vor allem für Silent-PCs)
- Lüftercontroller (zur Überwachung und Steuerung mehrere Lüfter)
- Schutzgitter (damit keine Kabel oder Finger in laufende Lüfter kommen können)
- ggf. Adapter oder Verlängerungskabel zum Anschließen der Lüfter
Wenn es weitere Fragen, Vorschläge oder Korrekturen gibt oder jemand Rechtschreibfehler findet, bitte melden! Danke.
Grüße
Dr. BeSt
Edit: Ui, das hier ist ja mein Beitrag Nummer 2.222 gewesen!