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Einleitung
 Eine zwingende Notwendigkeit
Die Prozessorkühlung hat sich erst vor 15 Jahren in den Desktop-PCs eingebracht. Davor - und
auch danach - waren viele Prozessoren noch gänzlich ohne einen Kühlkörper – geschweige den einen Lüfter – betriebsfähig. Eine
Vorstellung, die heute absolut undenkbar erscheint. Selbst die besten Stromspar-Prozessoren können sich diesen Luxus nicht
mehr erlauben. Der stetige Konkurrenzkampf hat die Hersteller zu extremen Kompromissen gezwungen, zu denen auch die
hohe Abwärme der CPUs zählt. Daher erscheint es auch kaum verwunderlich, dass im Chipsatz-Markt, wo ebenfalls ein Konkurrenzkampf
tobt, sich ein ähnliches Bild abzeichnet. Nur eben zeitlich versetzt. Die großflächige Sichtung von Chipsatzkühlern geht
daher erst 10 Jahre zurück. Das war die Zeit, wo Intels berühmter i440BX mit einer serienmäßigen Übertaktung ausgeliefert
werden musste, weil sein i820-Nachfolger – dank Rambus-DRAM – auf die Schnelle nicht die erwünschte Kundenakzeptanz
erreichte.
Ab dann ging es Schlag auf Schlag. Die FSB-Taktraten der Chipsätze stiegen rapide an. Mit
ihnen die Stromspannung und damit auch die Abwärme. Heutzutage sind Kühlkörper auf der Northbridge gar nicht mehr
wegzudenken. Zu den Kühlungs-Interessenten gesellt sich dann sogar noch die Southbridge. Und als ob dass nicht genügen
würde, wollen mittlerweile auch die Spannungswandler gekühlt werden. Daher tritt aktuell eine neue
Modeerscheinung zu Tage, die angeblich die Mainboard-Kühlung revolutionieren soll. Die Rede ist von der Heatpipe-Lane, die
sich Quer durch so manches Mainboard zieht. Sie verbindet die einzelnen Kühler, wodurch ein angepasstes
Gesamt-Kühler-Konzept entsteht.
Durch die Verwendung dieser Heatpipe-Lane unterliegen viele Anwender der
irrtümlichen Annahme, ihr Mainboard sei nun gut gekühlt. Dies ist aber meist nicht der Fall. Der Vorteil einer Heatpipe ist
nämlich nicht die Kühlung im eigentlichen Sinne, sondern lediglich der schnelle Wärmetransport von A nach B. Effektiv kann
diese Heatpipe also nur dafür sorgen, dass alle verwendeten Kühlkörper optimal ausgelastet werden. Mehr jedoch nicht. Der
Einsatz einer solchen Heatpipe-Lane wird oft aus Platzgründen erzwungen. Denn die Northbridge, die in der Regel die meiste
Kühlung benötigt, befindet sich zwischen Prozessor und Grafikkarte und somit in einer denkbar ungünstigen Position. Man kann
ihren Kühlkörper nicht weiter wachsen lassen, so wie es bei den Kühlkörpern der Prozessoren und der Grafikkarten der Fall
ist. Stattdessen begnügt man sich damit, die Hitze großflächiger auf dem Mainboard zu verteilen. Dies bewerkstelligt die
Heatpipe-Lane. Abgeführt muss die Abwärme aber trotzdem noch. Und genau dies erledigen dann doch wieder die Kühllammellen
der einzelnen Kühlkörper.
Im Prinzip verbessert sich also gar nichts. Denn die Kühlleistung des Kühlkörpers
wird vom Hersteller in der Regel nur der Notwendigkeit angepasst. Je nach Qualitäts-Stand des Herstellers, wird diese
Notwendigkeit höher oder niedriger beziffert. Oft resultiert die Verwendung einer Heatpipe-Lane auch darin, dass die
Dimensionen des Northbridge-Kühlers reduziert wird, weil dessen Kühlleistung – dank der Heatpipe-Lane – von den anderen
Kühlern mitgetragen wird. Wer also einer Heatpipe-Lane den Vorzug geben möchte, sollte sich davon nicht unbedingt eine
bessere Kühlleistung versprechen. Viel mehr sollte man sich die verwendeten Kühlkörper genauer ansehen, denn sie sind es,
die nach wie vor die Abwärme abführen.
Doch wozu sollte man sich überhaupt Sorgen um die Abwärme der Chipsätze machen? Ist
es nicht die Aufgabe der Mainboard-Hersteller, ein Mainboard zu liefern, dass ausreichend gut gekühlt ist, um selbst noch
in einem passiv gekühlten System seiner Arbeit nachzugehen? Die Antwort lautet „Nein“, denn selbst wenn es so wäre, zeigen
viele schlechtgekühlte Systeme, dass sie selbst einem Standard-Dauerbetrieb nicht standhalten. Das betrifft nicht nur die
sogenannten Enthusiast-Systeme, deren Heatpipe-gekühlten Chipsätze im laufenden Betrieb dennoch die 100° C erklimmen,
sondern mittlerweile auch viele Standard-Systeme, deren Kühlkörper aus finanziellen Erwägungen minderwertiger dimensioniert
sind. Und nicht zuletzt stellt sich auch die Frage nach der Lebenserwartung. Geht es nämlich nach dem Hersteller, dann muss
lediglich der Garantiezeitraum überbrückt werden. Sofern das Produkt überhaupt eine Garantie besitzt. Denn anders als die
gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung über einen Zeitraum von zwei Jahren, die vom Händler ausgeht (und die einen
Verschleiß gar nicht abdeckt), ist die Garantie eine vollkommen freiwillige Leistung des Herstellers.
Die Lebenserwartung des Computers ruht also mehr den je in den eigenen Händen. Doch
auch die Stabilität und die Leistungsfähigkeit werden durch die Chipsatzkühlung beeinträchtigt. Das sind dann gleich drei
gute Gründe, die Standardkühlung des Mainboards in Frage zu stellen.
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