Seasonic Prime Titanium im Test (5/9)
Spannungsqualität - Spannungsregulation
Als nächstes betrachten wir das Spannungsverhalten. Die Diagramme unten zeigen jeweils genau in der Mitte die geforderte Spannung. Die gemessenen Spannung wird in 5 % Schritten von
5 bis 100 % Last als rote Linie eingezeichnet. Je weiter die Linie von der Mitte abweicht, um so schlechter ist das Resultat.
Als zweite Linie in grauer Farbe wird die Abweichung des Messwerts vom Idealwert eingetragen. Die
maximale Abweichung darf hier nach ATX-Standard 5% betragen. Das optimale Netzteile würde also eine Null-Line bei der Abweichung und eine
konstante
Line auf der geforderten Spannung liefern.

Beim Thema Spannungen kommen wir zu genau dem Knackpunkt, den wir in der
Einleitung bereites genannt haben und der zur Verzögerung unseres Tests
führte. In der Tat ist die Spannungregulation des Prime nämlich gar nicht so
einfach zu messen, insbesondere auf der 3,3 V Leitung. Erläutern
wir das Problem kurz anhand einiger Zahlen.
In unserem ersten Test erreichten wir einen Spannungsabfall von etwa 2 %
auf der 3,3V Leitung, also rechnerisch gesehen einen Abfall von 0,066 V. Mit
einer maximalen Abweichung von +-0,5% dürfte die Spannung aber nur maximal
um 1% also 0,033V fallen. Sea Sonic war über unserer Messungen etwas
"schockiert" und hat uns um Mithilfe bei der Fehlersuche gebeten, bei der
sich am Ende eben das besagte ATX-Kabel als Problembär herausstellte. Mit
verschiedenen Kabelsätzen und unseren insgesamt fünf Mustern des Seasonic Prime
waren wir aber in der Lage das Probem recht gut zu isolieren und können hier
daher jetzt auch valide Resultate zeigen, die im Vergleich zu unseren
vorherigen Tests stimmig und vergleichbar sind.
Spannungsregulation im mV-Bereich
Um zu demonstrieren über welche Messgenauigkeiten wir hier sprechen,
möchten wir an dieser Stelle einmal die Spannungsregulation des Prime mit
einer speziellen Messmethode demonstrieren, die die Spannung direkt am ATX
Stecker misst, also den Übergangswiederstand zwischen Steckern und
Buchsen am Mainbaord ausschaltet.
Misst man die Spannungen des Prime nämlich direkt am Kabel, so erhält man nahezu
unglaubliche Resultate! Das Prime wird bei dieser Messmethode fast zu
einer konstanten Spannungsquelle, bei der die Spannungen mit steigender Last so
gut wie keiner Veränderung unterliegen. Die 3,3 und 5 V Spannungen sind hier
nahezu vollständig konstant und man erhält Schwankungen an der dritten
Stelle hinter dem Komma bei 0.001 V, also im mV-Bereich
Wie auch bei der Effizienz zeigte sich, dass unsere neuen Modelle mit der
höheren Seriennummer eine etwas bessere Regulation aufweisen, als die
Vorserienmodelle. Insbesondere eben auf der 3,3 V Leitung.

Spannungsregulation mit direkter Messung am ATX Kabel des Seasonic Prime
An dieser Stelle sieht man auch das Problem vieler Netzteiltests, die im
Netz zu finden sind. Netzteile wie das Prime stoßen in Bereiche vor, bei
denen ungenaue Messmethoden schlicht versagen. Man misst mit schlechtem
Equipment irgendwann nicht mehr den
eigentlichen Spannungsabfall des Netzteils, sondern den seines eigenen Test-Setups.
Das kommt in der "Praxis" heraus
Nun ist die obige Messung leider wenig praxisnahe, denn uns interessiert
weniger welche Spannung direkt am Netzteil anliegt, sondern vielmehr, welche
Spannung wir am Ende auf dem Mainboard (Bei uns Anschlussboard der Chroma)
anliegen haben. So ist auch der Einfluss der Kabel und Stecker, die eben
durchaus einen Unterschied ausmachen, in der Messung enthalten. Nachdem wir
also das "Kabelproblem" gelöst hatten, konnten wir auch eine
entsprechende
Messung durchführen, wie wir sie bisher in unseren Tests immer vorliegen haben.
Dabei wird die Spannung direkt an der Anschlussbuchse auf dem Anschlussboard
gemessen.
Die Ergebnisse, die wir bei dieser Messung erzielten waren zwar nicht
mehr so optimal, wie die zuvor gezeigten, aber sie liegen immer noch auf
einem Niveau, das man als absolute Spitzenklasse bezeichnen kann. Wie man
sieht verschlechtert sich der Spannungsdrop an der 3,3 und 5 V Leitung um etwa 0,01
bis 0,03 V. Angegeben in Prozent macht das natürlich gleich einiges aus,
aber absolut gesehen sind die Schwankungen eher minimal.

Mit einem maximalen Spannungsabfall von 0,34 % auf der 12-V-Leitung am
ATX-Stecker und zum Teil unter 0.2 % an den anderen Steckern hat man auf der
12V Schiene gerade mal einen Spannungsabfall von Lastfrei bis Volllast von etwa
0.02 bis 0.04 V.
Auch bei der 3.3 V und 5 V Leitung sind die Werte fantastisch. Die 3,3 V
Leitung fällt gerade einmal um 0.012 V, die 5V Leitung um 0.03 V. Der
Spannungsabfall beträgt also insgesamt abgesehen von der Standby-Leitung
weit weniger als die versprochenen 1%. Zwischen den verschiedenen Modellen,
die wir getestet haben, zeigten sich auch bei der Spannung einige
Schwankungen, die aber das Ergebnis insgesamt kaum schmälern. Betroffen
davon war meistens die 3,3 V Leitung.
Bei der absoluten Abweichung vom Idealwert, kann Sea Sonic dann die +-
0,5 % bei uns nicht einhalten. die 12V Spannung liegt nämlich mit 12.2-12.3
V zwar auf absolut konstantem Level aber eben über dem Sollwert. Alle
Spannungen sind aber weit innerhalb der Toleranzen und die Abweichung von der
Idealspannung ist weit weniger wichtig als der Spannungsabfall, der bei Last
entsteht.





Ripple-Noise-Messung 12V
Ein optimales PC-Netzteil würde genau konstant 12 V an den 12 V Ausgängen
liefern. Bei PC-Schaltnetzteilen, die bekanntlich Gleichstrom aus
Wechselstrom generieren, ist diese Situation aber nicht gegeben. Die
Gleichspannungen enthalten hier immer überlagerte minimale Schwankungen. In
ein Diagramm aufgetragen ist die Ausgangsspannung somit keine gerade
(optimale Situation) sondern eine Welle (Ripple) mit zusätzlichen
Ausschlägen/Störungen (Noise). Diese Wellen und Störungen kann man mit einem
Oszilloskop sichtbar machen. In den ATX Spezifikationen ist dazu genau
festgelegt, wie die Restwelligkeit zu messen ist und welche Toleranzen zu
erfüllen sind. So darf die Restwelligkeit auf der 12 V Leitung maximal 120
mV und auf der 3,3 und 5 V Leitung maximal 50 mV betragen. Wir messen die
Restwelligkeit des Netzteils gleichzeitig an 8 Messkontakten, die über die
Anschlüsse verteilt sind. Die 12 V Schiene wird dabei an 4 Anschlüssen
betrachtet und zwar ATX+Molex/SATA, EPS und zwei mal PCIe an verschiedenen
Steckern.
Die Eindrücke der Spannungsregulation setzen sich bei der Restwelligkeit
ungehindert fort. Sea Sonic hat im Vergleich zum Vorgänger, denn Seasonic
Platinum 660W, auf der 12-V-Leitung denn Maximalwert der Restwelligkeit mit
16 bis 21 mV halbiert und liegt damit weit unterhalb der geforderten 120 mV
Grenze.
Bei den restlichen Leitungen liegt die Restwelligkeit ebenfalls auf einem
extrem niedrigen Level. Die Werte der 3,3 und 5 V Leitung stehen bei etwa 11
und 7 mV. Auf der Standby und -12V Leitung liegt man klar unter 20 mV.
Insgesamt erreicht das Seasonic Prime bei der Restwelligkeit sehr gute
Ergebnisse, die nur knapp über denen der bisherigen Top-Werte liegen.


Ripple Messung auf 12V Gelb=ATX, Molex, SATA, Türkis = EPS, Rest= PCIe
Ripple-Noise-Messung 3.3 , 5, -12 , 5vSB

