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Radeon R9 290X vs GeForce GTX 780 und Titan - Eine Analyse

Sonntag, 27. Okt. 2013 17:00 - [rj]

Kaum ist die neue AMD Radeon R9 290X auf dem Markt, da geht für AMD schon wieder die knallharte Abwärtsprirale im Preiskampf los. Wir machen eine kurze Analyse.

Zum Launch der Radeon R9 290X hat AMD einen Preis von etwa 499 Euro ausgerufen. Schien es zunächst als ob kaum ein Shop diesen Preis halten würde, so zeigt der Preiskampf bereits nach wenigen Tagen schon seine Wirkung. Von Anfangs etwa 550 Euro sind die Preise nun schon deutlich gesunken und unter 500 Euro gefallen. Einige Shops bieten die neue Radeon R9 290X schon für 485 Euro an. Der Preis wird dann allerdings ohne Battlefield 4 Bundles ausgerufen, für das gut noch einmal 20 bis 25 Euro mehr zu zahlen sind.

Dass der Preiskampf bei der Radeon R9 290X so schnell einsetzt, zeigt klar den Unterschied zur GeForce Titan. Diese Titan kostet immer noch um 800 bis 850 Euro, hat sich an Enthusiasten aber auch gut für 1000 Euro verkauft und nun auch eigentlich bereits ausgedient. Die günstigeren übertakteten GeForce GTX 780 Modelle im Custom-Design (wie zum Beispiel die MSI GeForce GTX 780 Lightning) haben die Rolle der Titan übernommen.

Hier ist auch der große Unterschied zwischen R9 290X und GeForce Titan zu sehen. Die GeForce Titan war zu ihrem Launch-Zeitpunkt ein einzigartiges Enthusiasten-Produkt und damit ein Geschenk für alle Händler. Die wenigen Karten, die in den Handel gekommen sind, waren quasi sofort verkauft. Die Karten mussten mehr oder weniger nur noch durchgeschoben werden, und das mit damals hohen Gewinnmargen.

Bei der Radeon R9 290X sieht es genau anders herum aus. Die Karte schwimmt in der Menge der verfügbaren Karten mit, sie besitzt kein echtes Alleinstellungsmerkmal und schafft es in den Augen der meisten Enthusiasten nicht einmal zu einem "Enthusiasten-Produkt", denn trotz Performance fehlt der Karte einfach der "Coolness-Faktor" den die GeForce Modelle bieten.

Wenn man es bildlich vergleichen möchte: Die GeForce Titan, war der Lamorghini Gallardo unter den Grafikkarten. Die AMD R9 290 erinnert dagegen eher an einen mit viel PS aufgemotzten Porsche Cayenne. Beide Fahrzeuge sind extrem schnell, aber der Lamorghini befindet sich nicht im Preiskampf mit dem Audi Q7, BMW X5 oder VW Touareg. Schaut man sich die beiden Karten einmal an, so wird der Unterschied noch offensichtlicher.

Radeon R9 290X vs GeForce GTX 780 und Titan - Eine Analyse
(Die Radeon R9 290X im Referenzdesign: Plastik und 08/15 Optik ohne Statement)

Radeon R9 290X vs GeForce GTX 780 und Titan - Eine Analyse
(Die GeForce GTX 780 im Referenzdesign: Druckguss-Aluminium, dreiwertigen Chrombeschichtung und Sichtfenster)

Wer hier die Auszeichnung für den besseren Kühler und das bessere Design bekommt, ist wohl eindeutig. Wo die Techniker und Chipentwickler von AMD gute Leistungen zeigen, werden diese leider von Marketing und PR ruiniert - im fernen AMD HQ scheint überhaupt niemand mehr die Kundenwünsche in Europa zu verstehen: Mit einem "Uber-Mode" gewinnt man in Deutschland zumindest bei Technik-Freaks keinen Blumentopf mehr.

Aber schauen wir uns einmal genauer die Performance an. Die Radeon R9 290X liegt etwas über der GeForce GTX 780. Nur wenn man den "Uber-Mode" anwirft, bei dem vor allem Lautstärke und Stromverbrauch "Uber" sind, kann das Modell mit der GeForce Titan mithalten. Das ist aber nichts Besonderes, denn auch jede GeForce GTX 780 kann übertaktet bei entsprechend hohem Stromverbrauch mit der GeForce Titan mithalten, allerdings mit Custom-Kühlern dazu noch bei akzeptabler Lautstärke.

Schaut man sich nun die Preise der GeForce GTX 780 an, so stellt man fest, das diese in den letzen Tagen auch auf einen Preis von etwas über 500 Euro gefallen ist. Das Referenzdesign ist ab 505 Euro zu bekommen und die ersten Custom Designs starten bei etwa 510 Euro.

Preislich sind GeForce GTX 780 und Radeon R9 290X also bereits gleichwertig. Bisher hatten wir zwar keine R9 290X in unserer Redaktion, aber der allgemeine Tenor in den Reviews ergibt, dass die Karte etwa 5-7% schneller als eine GTX 780 und im Uber-Mode auch etwa 5-7% schneller als eine GeForce Titan ist. Kurz und knapp gesagt, das schafft die GeForce GTX 780 auch, zu AMDs Glück hat kaum eine Redaktion das getestet, denn verglichen wird immer mit dem GeForce Referenzdesign mit Standardtakt.

Die von uns getestete Gainward GeForce GTX 780 GLH Phantom und auch die MSI GeForce GTX 780 Lightning, sind beide etwa 8 Prozent schneller als eine GeForce Titan. Die Gainward Karte ist in der normalen Phantom Version dabei auch bereits auch für 510 Euro zu bekommen und lässt sich auch hervorragend auf Titan Niveau und darüber übertakten.

Es herrscht also mehr oder weniger Gleichstand in Sachen Performance und Preis zwischen Radeon R9 290X und GeForce GTX 780, wenn man bei Preisen von 500 Euro nicht auf 20 Euro wert legt. Die Unterschiede in den der Performance ergeben sich mehr oder weniger durch die Taktraten und Overclocking, das AMD hier einfach ab Werk schon beim Referenzdesign zugeschaltet hat.

Was unterscheidet die beiden Modelle sonst noch? Die AMD Radeon R9 290X hat mit Mantle und TrueAudio durchaus Potential zwei gute Argumente zu liefern, die NVIDIA derzeit nicht bieten kann. Ob allerdings das Marketing von AMD in der Lage ist, Kunden mit diesen Argumenten zum Kauf der Radeon R9 290X zu bewegen, ist alles andere als sicher. Mantle funktioniert mit jeder GCN-Grafikkarte und könnte damit genau das Gegenteil bewirken: Die "alte" Readeon HD 7970 Grafikkarte mit Leistungsniveau R9 280X entpuppt sich vielleicht gerade durch Mantle als schnell genug.

Für TrueAudio kann AMD noch nicht einmal überzeugend darlegen, worin denn der Unterschied zwischen einer aktuellen, guten Soundkarte von Creative und dem hauseigenen DSP liegt (der Redaktion ist es bekannt, aber potenziellen Käufern?).

AMD hat zu oft Erwartungen geweckt und enttäuscht, als dass es einen Vertrauensvorschuss genießen könnte. Genau vor dem gleichen Problem steht man ja bereits bei den durchaus sehr interessanten AMD APUs, die kleine technische Meisterwerke sind. Aber sie leiden unter dem Erbe des Bulldozer Launch-Fiaskos und gebrochenen Versprechen (bis heute wartet die Redaktion noch auf die Möglichkeit, bei Richland-APUs die TDP manuell einstellen zu können). 

Interessanterweise gelingt es im Gegenzug NVIDIA immer aufs neue mit Erfolg Dinge wie PhysX, CUDA oder jetzt GeForce Experience und G-Sync in die Köpfe der Kunden zu "hämmern" - weil die Erklärung eingängig ist und die Erwartungen erfüllt statt enttäuscht werden. Als nächstes steht bei NVIDIA bereits Shadowplay auf dem Programm, ein Game-Rekorder mit dem sich hardwarebasiert live Spiele mitschneiden lassen. Im Zeitalter von "Letsplay" ein Feature das viele begeistern wird und jeder versteht.

NVIDIA wird in Kürze auf die Radeon R9 290X mit der GeForce GTX 780 Ti reagieren. Selbst wenn es sich dabei nur um eine überarbeitete und überaktete GTX 780 handelt, wird sie damit zur Radeon R9 290X aufschließen oder diese sogar wieder abhängen.

Letztendlich geben ein paar Prozent Leistungspotenzial hin oder her heutzutage nicht mehr den Ausschlag, Performance alleine ist kein Argument mehr, sondern Features und Wertigkeit. Und bei letztgenannte Kriterien hat im Highend-Segment mit Ausnahme von Eyefinity durchgehend NVIDIA  die Runden für sich entschieden.

Update:
Mittlerweile hat NVIDIA die Preise der GeForce GTX 780 drastisch gesenkt und die GeForce GTX 780 Ti angekündigt. Eine GeForce GTX 780 kostet noch etwa 420 Euro eine GeForce GTX 780 OC, die in der Performance über der Titan liegt, etwa 450 Euro. Das Preis/Leistungsverhältniss ist damit zwischen AMD und NVIDIA wieder ausgeglichen und im Netz finden sich bereits viele Meinungen, die nun sogar NVIDIA das bessere Verhältniss aussprechen. Es dürfte damit klar sein, das Argumente wie Peis und Leistung im Highend Segment heute nicht mehr von Dauer sind und in diesem Fall ganze zwei Tage gehalten haben.

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