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Nvidia GeForce RTX 2080 - Nur etwa 20% mehr Performance ?

Montag, 27. Aug. 2018 11:02 - [rj]

Nvidia kündigt in seinem Marketing für die neue GeForce GTX 2080 große Performance-Sprünge an. 55 Prozent mehr oder gar doppelt so schnell wie eine GeForcce 1080 in 4K, aber was steckt eigentlich genau dahinter?

Das Nvidias Marketing-Abteilung extrem gut darin ist den Leuten Dinge zu verkaufen und einen Hype zu generieren, dass ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Zu absoluten Höchstleistungen ist man dieses Mal allerdings bei der Präsentation der neuen GeForce RTX 2080 aufgelaufen. Diese soll nämlich nach Aussagen von Nvidia bis zu 55% schneller sein als eine GeForce GTX 1080 und in speziellen Settings sogar doppelt so schnell.

Grundlage dieser Informationen ist ein Diagramm, das Nvidia bei der Präsentation der neuen GeForce RTX gezeigt hat, dass die Performance von GeForce GTX 1080 und GeForce RTX 2080 in verschiedenen Games vergleicht.

Dieses Diagramm mit dem Titel "GeForce RTX 2080: 2x 1080" soll darstellen, dass die RTX 2080 in bestimmten Benchmarks die Performance von zwei GTX 1080 übertriff. Das klingt imposant, aber wenn man sich das Diagramm einmal ganz genau anschaut, dann kommen an dieser Aussage erhebliche Zweifel auf.

Nvidia GeForce RTX 2080 - Nur etwa 20% mehr Performance ?

Der Youtuber AdoredTV hat das Diagramm einmal ganz genau in die Zange genommen und ist der Sache auf den Grund gegangen was vermutlich wirklich hinter den Zahlen steckt und dabei kommen doch einige sehr interessante Dinge zum Vorschein.

Zunächst einmal fällt auf, dass Nvidia keine FPS-Angaben macht und die Benchmarks allesamt in 4K ausgeführt wurden. Dazu sind die besonders hohen Werte, die hier angegeben werden mit dem neuen DLSS-Modus gemessen, von dem bisher keiner so genau weiß, was das im Detail ist.

Wir vermuten dass DLSS nichts anderes ist als ein intelligentes "upsampling", das man zum Beispiel von 4K-Videos kennt. Dabei wird ein 1080p Bild auf 4K-Auflösung hochgerechnet. Die Grafikkarte könnte also das Bild in 1080p mit hoher Performance berechnen und dann die Ausgabe einfach auf 4K upscalen.  DLSS könnte also in etwa das gegenteil von DSR sein. Bei DSR wird ein 4K Bild auf einem 1080p ausgegeben und bei DLSS wird ein 1080p Bild für einen 4K Monitor hochgerechnet.

Ob das wirklich der Fall ist, wissen wir derzeit nicht, aber es würde die enormen Performancesprünge erklären. Der im Diagramm vorzufindende Wert zum DLSS ist damit mehr oder weniger wertlos, denn er repräsentiert vermutlich keine "rohe Performance".

Kommen wir also zur eigentlichen 4K Performance ohne DLSS. Hier fällt bereits auf, dass der Performance-Vorsprung deutlich zusammenschrumpft auf etwa 30 bis 50 %. Das klingt immer noch sehr viel, allerdings muss man auch hier einige Dinge beachten.

Die GeForce 1080 ist keine wirkliche 4K-Grafikkarte, da sie in diesem Setting deutlich in der Bandbreite limitiert. Der Vergleich ist hier also auf ein Szenario gesetzt, in dem die GeForce 1080 nicht wirklich glänzen kann. Es gibt aber noch einen anderen interessanten Faktor. Je niedriger die FPS umso weniger Zuwachs braucht man für eine hohe prozentuale Steigerung zu erreichen. Anders gesagt, wenn man von 10 auf 20 FPS steigt, bedeutet das 100% Zuwachs. Will man das gleiche bei 100 FPS erreichen braucht es 200 FPS, also nicht 10 FPS mehr sondern 100 FPS.

Das ist zum Beispiel auch sehr schön zu sehen, wenn man die GeForce 1080 mit der GeForce 1080 Ti vergleicht. Die GeForce 1080 Ti ist in einigen Szenarien aufgrund der deutlich höheren Speicherbandbreite in 4K erheblich schneller als die GeForce 1080. Man kann hier schnell auf 25 % mehr Performance kommen. Die hohen Prozentzahlen können sich also sehr schnell relativieren. Ein Performanceanstieg von 40 auf 60 FPS entspricht einer Steigerung um 50 %. Eine Steigerung von 50 auf 60 FPS wäre 20 %. Klingt also extrem viel, ist in der Praxis aber dann doch wieder gar nicht so gravierend.

Der wohl interessanteste Punkt, der zunächst kaum auffällt, ist aber die Auswahl der Benchmarks. Denn wer genau hinschaut, der sieht, dass Nvidia gleich mehrere Benchmarks im HDR-Modus getestet hat. Und wer sich dabei an einen Artikel von Computerbase aus der letzten Zeit erinnert, bei dem die Radeon und GeForce auf HDR getestet wurden, dem geht dann ein Licht auf. Denn dort konnte Computerbase zeigen, dass die GeForce 1080 im HDR-Modus massiv an Performance verliert und zum Teil ganze 20 % hinter den SDR-Modus zurück fällt.

Alles zusammengefasst scheint es also, dass Nvidia hier für die GeForce 1080 den Worst-Case gewählt hat und dann mit der genau auf diesen Fall und HDR optimierten GeForce 2080 verglichen hat. Gut möglich also, dass wenn man beide Karten unter "Standard-Bedingungen" vergleicht, der Performance-Vorsprung von im Schnitt 40% auf 15 bis 20% zusammen schrumpft.

Die Marketing-Folien von Nvidia wären in dem Fall zwar nicht falsch, aber doch reichlich irreführend. Die GeForce 2080 für 849 Euro läge damit dann vermutlich etwas über dem Level einer GeForce 1080 Ti, die für 700 Euro zu bekommen ist.

Das sind bislang alles natürlich Spekulationen, denn genaue Details zu DLSS und den neuen Karten sind bislang nur den Redakteuren bekannt, die auf dem "GeForce Editors Day " auf der Gamescom eingeladen wurden, von dem bei Videocardz bereits berichtet wurde und einige Leaks zu sehen waren. Da es offenbar bislang nach Informationen von Videocardz auch noch keine Review-Treiber für die Karte gibt, wird man in Kürze auch nicht damit rechnen können, dass unabhängige Benchmarks erstellt werden.

Und während eigentlich niemand genau Bescheid weiß, läuft die Marketing-Propaganda-Maschine auf vollen Touren und Tomshardware.com emphiehlt bereits heute mit "Just Buy It" die neue GeForce einfach blind zu kaufen, genau aufgrund des oben gezeigten Diagramms.

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