Thema: Burn out
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Alt 17.06.2008, 16:26   #4 (permalink)
UnoOC
Moralapostel und verheiratet
 
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UnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz seinUnoOC kann auf vieles stolz sein

Standard AW: Burn out

Wenn du an dem Punkt bist, wo du selber noch drüber nachdenken kannst, ist das schon viel wert, denn dann kannst du noch dir Reißleine ziehen.

Ich war letztes Jahr selber an dem Punkt, an dem ich glaubte (und auch körperlich spürte), dass ich ein gutes Stück über das Maximum drüber hinaus war. Der Rettungsanker war meine Frau, die mir das Messer auf die Brust setzte und mich vor dir Wahl stellte: Familie oder Beruf.

Das war der Punkt, an dem ich mir ernsthaft Gedanken darüber machte, ob mir das alles so viel wert sei, meine Gesundheit und mein Prvatleben dafür zu opfern.

Da es aber beruflich gerade super lief, hab ich mir die Überlegung ziemlich schwer gemacht - aber mich letztendlich doch dafür entschieden, beruflich kürzer zu treten.

Ich habe damals mit meinem Chef das Gespräch gesucht und ihm meine Situation geschildert. Ich habe ihm die Gründe für meinen Gesprächswunsch dargelegt. Im Endeffekt stellte ich ihm die Frage, ob es denn wünschenswert wäre, dass ich bei weiterer extremer Belastung "wegbreche" und dann über längere Zeit ausfalle (und meine Arbeit durch andere gemacht werden muss).

Ich hatte im Vorfeld die Vermutung, dass er mir entgegnen wird, dass es ja genug Arbeitslose gibt, aber dem war nicht so. Er hatte (wohl auch aus eigener Erfahrung) ein gewisses Verständnis für meinen Wunsch nach partieller Entlastung. Dazu kam IMO für mich als Vorteil, dass ich ziemlich tief und intensiv in die Firma eingebunden bin und ein Ausfall (und die notwendige Einarbeitung eines anderen Mitarbeiters) wohl eine ziemlich aufwändige Sache geworden wäre.

Im Endeffekt konnte ich verschiedene Sachen abgeben, für die ich z. T. zwar nach wie vor verantwortlich bin, aber an denen ich im Rahmen von Entwicklung und Durchführung nicht mehr aktiv beteiligt bin.


Ich weiß ja net, wie das bei dir in der Firma ist, aber für mich gabs an nem gewissen Punkt nur noch 3 Möglichkeiten:
1) weiter wie bisher und irgendwann der Zusammenbruch inkl. (langer) Krankschreibung
2) Gespräch mit dem Chef, um eine Möglichkeit zur Problemlösung zu finden
3) Kündigung

Wenn Nr. 2 nicht funktioniert hätte, hätte ich Lösung 3 gewählt, weil ich mit reichlich 30 keinen Sinn darin sehe, mich für eine Firma "tot zu arbeiten" und im Endeffekt trotzdem nen Tritt in den Allerwertesten zu bekommen.

Das grundlegende Problem ist IMO, dass diejenigen, die fähig sind, mit Arbeit zugeschüttet und damit kaputt gespielt werden und sich dann alle wundern, warum die fähigsten Mitarbeiter die sind, die die Firma ganz schnell wieder verlassen.


Als Tipps vielleicht (auch wenn man da nur helfende Hinweise geben kann):
  • Gespräch mit dem Chef (wie bereits erwähnt) - wenn der/die Chef(s) dich halten wollen, dann werden sie nach ner Mglk. suchen. Wenn nicht, zeigt das, das es kein Interesse an dir als fähiger Arbeitskraft gibt. (Dann bietet sich - so böse das klingt - eine intensive Erholung im Rahmen einer Krankschreibung und begleitend dazu die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz an)
  • versuchen, durch Zeitmanagement den Arbeitstag anders zu strukturieren; dazu noch Arbeiten, die du nicht zwingend selbst erledigen musst, zu deligieren (was schwer ist, weil man sich auf andere verlassen können muss - hier ist vielleicht auch ein Gespräch mit dem Chef hilfreich, um Befugnisse zu klären, ggf. festzulegen und dem Mitarbeiterkreis bekannt zu machen)
  • Ich weiß ja nicht, wie Projekte bei euch ablaufen, aber bei uns sind die (nach Fehlschlägen und durch Überarbeitung entstehende Mitarbeiterausfälle) sehr strukturiert (Stichwort Projektmanagement). Auch wenn das blöd klingt, aber durhc sowas haben wir in unserer Firma eine ziemlich Entlastung bekommen (vor allem in Verbindung mit dem Delegieren von Arbeit)
Im Grunde musst du selber die Entscheidung treffen, ob und wie weit du gehen willst und/oder kannst. Wenn es anderen und dir selber aber schon auffällt, ist es höchste Zeit, was zu tun.

Im einfachsten Fall hilft ein Gespräch mit dem Chef (und sich daraus ergebende Entscheidungen), im "schlimmsten" Falls für das Unternehmen ne Kündigung. Die ist besser als mit 35 ein Herzinfarkt und/oder ein Magengeschwür.

Falls noch was ist, stehe ich dir gern zur Verfügung


UnoOC


PS: Btw halte ich es trotzdem für gefährlich, wenn Nichtmediziner an Hand bestimmter Symptome eine Diagnose stellen. Wenn du körperliche Probleme hast, dann sollte die von nem Spezialisten untersucht werden - und wenn dem eine psychologische Ursache zugrunde liegt, dann sollte in der Richtung auch was getan werden. Auch wenn es seltsam klingt, wenn jemand zu nem Psychologen geht, geht die Gesundheit vor. Wenn das der einzige Weg ist, der hilft, dann musses eben sein.

PPS: Dann machen wir halt das nächste Forum-Treffen in der Anstalt, damit du auch dabei sein kannst

Lass dich net unterkriegen und erst recht nicht verheizen - das ist keien Firma und kein Geld der Welt wert - das weiß ich aus eigener (teil sehr schmerzhafter) Erfahrung
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