Nun ja, noch bis vor ca. einem Jahr war c't eine relativ objektive Zeitschrift, die sich mit sinnvollen Themen wie Hardware-Struktur, Entwicklung etc. beschäftigte und dabei das Niveau angemessen hoch hielt. Man berichtete nicht über irgendwelche Norma/Aldi/MediaMarkt-Neuerscheinungen, auch hat man vehement davon abgesehen, diesen Schrott zu testen. Auch "Modding" war kein wirklich ernstes Thema; Konsum stand ebenfalls nicht allzu sehr im Vordergrund. c't war also eine Zeitschrift für Leute, die sich mehr oder weniger intensiv mit PC-Hardware beschäftigten und dabei ihr allgemeines Wissen erweitern wollten. Doch momentan hat man in der Redaktion von c't, leider genauso wie in vielen anderen Redaktionen, die Zeichen der Zeit erkannt, wie man so trefflich sagt. Die meisten potentiellen Leser kommen nicht mehr aus dem semiprofessionellen und professionellen, sondern vor allem aus dem unbedarften Bereich. Eben diejenigen, die sich Aldi-Rechner kaufen. Und so hat man leider angefangen, genauso wie u.a. Computer Bild, für Leute ohne jegliche Ahnung zu schreiben. Es ist ja nicht so, daß dies nicht sinnvoll wäre; nur leider hat man dabei absolut das Niveau der Artikel aus den Augen verloren. c't hat nun auf einmal festgestellt, daß Aldi-PCs, entgegen anderslautender Meinungen vieler, doch gar nicht so schlecht seien (man beachte das Konjunktiv). Die Ausstattung und die Balance dieser Gurken-PCs, die c't noch vor einem Jahr belächelte, wurde nun aus heiterem Himmel als "überlegen angesichts des günstigen Preises" angepriesen. Auch Themen wie "Übertakten für Anfänger" oder "Wie ändere ich das Hintergrundbild in Windows" wurden plötzlich zum Dauerrenner, wenn auch nur in kleineren Rubriken. Besonders empörend fand ich den Artikel über die Situation zwischen Kunden und Händlern, in dem die Händler als böse Buben dastanden und einem DAU die Gewährleistung ablehnten, bloß weil er so "mutig" war, seine Fingerchen spielen zu lassen, wo ein DAU es eben lieber lassen sollte (Ich glaube, es ging u.a. um eine selbst nachgefüllte Tintenpatrone, die den Drucker schrottete). Außerdem habe ich schon des öfteren erleben müssen, daß irgendwelche Kiddies von 15 Jahren in den PC-Läden einen auf Oberprofi machten und auf jede fachlich richtige Bemerkung des Verkäufers mit "Aber in der c't steht, man kann eine CPU auf 30% übertakten, und das geht voll locker!" antworteten. Dies alles hat mich letztendlich dazu gebracht, mich von c't abzuwenden und PCGH zu abonnieren. Hier bekomme ich zumindest nicht in jeder Ausgabe einen "Traum-PCs des Monats" vor die Nase gesetzt, der als "die Empfehlung für alle, die gerade einen neuen Rechner zusammenbauen wollen" angepriesen wird und dabei nicht unter 5.000 € kostet. In der PCGH bekommt man zwar eher spieleorientierte Informationen, aber ansonsten ist alles sauber recherchiert und sehr gut erklärt, so daß die Artikel Einsteiger nicht vergraulen, aber gleichzeitig auch für etwas fortgeschrittene Leute genug Sinnvolles und Interessantes bieten. Meiner Meinung nach ist PCGH momentan (leider) die einzige Zeitschrift, die einen Spagat zwischen allen Lesergruppen schafft, ohne sich die Eier abzureißen, die Damen unter uns mögen mir den Ausdruck verzeihen. |