Betroffene werden dazu sicher eine andere Ansicht haben als Unbetroffene. Deswegen bleibt dieses Thema mindestens noch solange in der Gesellschaft präsent, wie es Überlebende gibt.
Ich bin allerdings auch der Meinung, dass wir uns - als die "Enkelgeneration" - keine nationale Schuld mehr zuweisen lassen müssen.
Im Fall Grass geht es aber nicht um Schuld im Allgemeinen, sondern um persönliche Schuld. Doch wer will das beurteilen? Jemand, der nie in einem totalitären System gelebt hat, sollte da vorsichtig sein.
Meistens sind es eher äußere Umstände als innere Überzeugung, die einen 17-jährigen in solche Organisationen führen. Dabei darf man auch die Verlockung des Geheimnisumwitterten, die Anziehung dieses "elitären Bundes" nicht vergessen.
Unglücklich finde ich jedoch den Zeitpunkt des Outings. Den Vorwurf, damit den Verkauf seiner Autobiografie anzukurbeln, hätte er sich ersparen können.
bis alle die zu lebzeiten dabei waren, verstorben sind.
Und die Nachfahren endlich erkennen, dass sie keine Schuld trifft und sie lediglich dafür verantwortlich sind, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]"...schlägt Erika Steinbach (CDU) in der "Bild"-Zeitung vor." und [/FONT]"...[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]der Bund der Vertriebenen und seine Vorsitzende Erika Steinbach..." (Zitate von SPON)
)
Also mal langsam: Erika Steinbach ist die Vorstizende des Bundes der Vertriebenen (die Organisation, die u.a. immer wieder mit Wierdergutmachungforderungen gegenüber den Polen in die Schlagzeilen gerät) schlägt gerade vor, Grass solle die Einnahmen von seinem Buch den polnischen Opfern zukommen lassen.
Ist m.E. ein wenig paradox.
Und das ganze fordert sie in der BLÖD-Zeitung, die sowieso grad ne Kampagne gegen Grass fährt, wie man am [/FONT][FONT=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif]Kommentar[/FONT][FONT=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif] von Gossen-Goethe... ähh F.J. Wagner sieht.
Klingt nach einer profilierungswütigen Hinterbänklerin, die sich für nichts zu Schade ist.
Meine Meinung: wenn man gegen Ende des 2 WK nicht gekäpft hat, dann gabs drei Möglichkeiten:
1. Man war Jude oder behindert
2. Man war unter 16 Jahre alt oder ein seniles Wrack
3. Man war Verfolgter und wurde ggf. am Straßenrand gelyncht.
Meine ******, stellt euch mal vor, der Papst hat auch für die Nazis gekämpft. Da sagt ja auch keiner, er solle die Einnahmen der Bibel den NS-Opfern vermachen.
Und Grass hat den Nobelpreis für sein literarisches Werk bekommen und das ist, auch nach seinem Outing, immer noch das gleiche.
Wie heißt es so schön bei Schtonk (geiler Film): "Nicht nur, dass es keine Nazis mehr gab, es hatte auch nie welche gegeben."
So ein Hype um Nichts, da kann ich mich wunderbar aufregen, als hätten wir keine anderen Probleme! [/FONT]
Geändert von Mediabuster (18.08.2006 um 09:25 Uhr)
[OT]
zu geil - der io.sys liest einfach immer genau die gleichen Artikel im Spiegel wie ich...
[/OT]
Ich bin auch der Meinung, dass da einfach Auflage für ein Buch gemacht wird.
Was die damit verbundene "negativ-ihr-wart-ja-doch-alle-glühende-nazis"-Stimmung angeht --> ****** Trittbrettfahrer, die auch gern mal wieder ihre 15min Ruhm hätten.
"‘Multiple exclamation marks‘", he went on, shaking his head, "‘are a sure sign of a diseased mind‘." Terry Pratchett
Hehe...jaja, die leidige Diskussion um das Tätervolkdasein...wie io.sys schon sagte, das wird uns ewig verfolgen, alleine des Geldes wegen! Man muss doch zudem die Deutschen in Schach halten, die ja anfällig für das nationale Gebehren ist!
Meine ******, stellt euch mal vor, der Papst hat auch für die Nazis gekämpft. Da sagt ja auch keiner, er solle die Einnahmen der Bibel den NS-Opfern vermachen.
Mit seinen Werken (Grass) kann ich wenig anfangen, was ich von ihm gelesen habe
wirkte auf mich irgendwie so schrecklich altbacken...
Egal, die Spendenidee scheint mir deswegen nicht so viel sinnvoller zu werden.
Dass sein Geständnis so spät kommt muß ihm jedoch vorgeworfen werden, weniger aus
irgendwelchen abstrakten moralischen Gründen, auch nicht nur wegen seiner fraglicher
gewordenen Glaubwürdigkeit.
Sondern weil es für die deutsche Vergangenheitsbewältigung, um die es ihm ja wohl
gegangen sein soll, vielleicht schon früher wichtig und hilfreich gewesen wäre.
Sein Verhalten passt aber vielleicht zu seinen m.E. für einen Künstler oder gar
Aufklärer, der angeblich mit Salman Rushdie befreundet ist, sehr beschämenden
Positionen beim "Karikaturenstreit".
Oh man, mein Opa war auch in der Waffen-SS, freiwillig gemeldet als 17-jähriger und hat dafür fast mit seinem Leben bezahlt. Muss man sich denn als alter Mann für einen fehler in jugendlicher Dummheit ewig entschuldigen? Ausserdem war die Waffen-SS letzendlich nur eine besser ausgebildete Kampftruppe. Die Wehrmacht hat im Gefecht genauso Menschen getötet, wie auch die US Army, die Sowjetarmee und die Royal Army. Und trotzdem sind die Soldaten der Sieger Helden.
Geändert von First Class (01.09.2006 um 22:12 Uhr)
Erst jammern alle rum, das Grass seine Preise zurück geben soll und nun, da er den Brücke(n?)-Preis nicht annimmt, ist es auch wieder nicht in Ordnung.
Naja, eins hat er geschafft: Die Biografie ist zum Bestseller geworden.
Muss man sich denn als alter Mann für einen fehler in jugendlicher Dummheit ewig entschuldigen?
Wenn Grass so peinlich an seiner persönlichen Entnazifizierung herumstrickt, geht es
nicht nur darum, ob er sich zu oft entschuldigen würde.
Ansonsten wäre es wohl wichtiger, die fragwürdigen Entwicklungen der heutigen Zeit zu
kritisieren, etwa die menschenunwürdige Situation großer Teile der Bevölkerung unter
Hartz4 oder im Krankheits- oder Pflegefall, als sich ausgerechnet mit der Biografie von
Günter Graß zu beschäftigen.
etwa die menschenunwürdige Situation großer Teile der Bevölkerung unter Hartz4 oder im Krankheits- oder Pflegefall, als sich ausgerechnet mit der Biografie von
Günter Graß zu beschäftigen.
Menschenunwürdig? Darf ich grade mal lachen?
Einige Menschen erhalten mit Hartz IV mehr als vorher, mehr menschen erhalten aus Hartz IV geld was sie vorher nichterhalten hätten (Stichwort: Wohnung für Jugendliche)
EDIT: Das mit Wohnung für Jugendliche war wohl eine Fehlinformation meiner seits.
Dennich: es erhalten mehr Leute Geld als vorher Sozialhilfe, sonst würden die HartzIV Kosten nichtso aus dem RUder laufen (das hat unter anderem auch mit der tollen Wirtschaft zu tun, die den Arbeitnehmern dann weniger zahlt, diese können ja "aufstocken")
Weil halt strikter gekürzt wird wenn jemand nicht arbeiten gehen will ist das Menschenunwürdig?
Die Wohnung wird gezahlt und da drüber hinaus hat man ~300 Euro für essen, trinken, kleidung usw...ich habe derzeit in Meiner Ausbildung auch nicht viel mehr Geld...
und dass gekürzt wird, wenn man zumutbare Arbeit ablehnt ist ja wohl nur gerecht.
[/ot]
Menschenunwürdig ist z.B. bereits die Ausgrenzung vom gesellschaftlichen Leben, aber
auch überhaupt das Fehlen von Arbeit, wobei Arbeit schon etwas sinnvolles sein
sollte. Gesellschaftliches Leben und Kultur und die entspr. Kosten sind natürlich auch
vom Wohnort abhängig, wenn es z.B. wegen der Eintrittspreise oder Kosten des
Nahverkehrs nicht möglich ist einmal die Woche ins Schwimmbad und einmal im Monat
ins Museum oder Theater oder Kino zu gehen finde ich das schon unpassend, egal
ob nun die Ausbildungsvergütung, Bafög oder Hartz zu knapp ausfallen.
Auch sollte das Geld für eine halbwegs vernüftige gesunde Ernährung reichen,
zumal sonst wegen Diabetis usw. wieder höhere Kosten beim Gesundheitssystem
anfallen.
Ausserdem finde ich es unseriös die Fälle, die möglicherweise noch relativ gut
wegkommen, als Beleg für eine grundsätzlich gute Versorgungssitiuation zu bemühen.
Und "dass gekürzt wird, wenn man zumutbare Arbeit ablehnt" ist hier auch unter der
Gürtellinie, weil das Grundproblem erstmal das Fehlen von Arbeit ist.
Genauer betrachtet ist es das Problem einer ungerechten Verteilung der verfügbaren
Arbeit oder aber das Problem einer an Arbeit gekoppelten Verteilung von Ressourcen.
Bezogen auf den Thread geht es um Parallelen zum Dritten Reich a la Sozialdarwinismus
oder ja auch gelegentlich aufkommenden Stammtischparolen von "Schmarotzern".
mondiran: Das Fehlen von arbeit ist aber kein problem von hartzIV, sondern ein Grundproblem in unserer Wirtschaft.
Einmal die WOche Schwimmen und einmal im Monat ins Theater? Ich wäre froh wenn ich mir das lesiten könnte und sry, aber zu einem Menschenwürdigen Leben gehört meiner EMinung nach nicht diese Kulturelle versorgen und schon gar nicht in dem Maße.
Klar, jeder Mensch soll und muss "sich mal was gutes tun" können, aber jede Woche schwimmen und jeden Monat Theater/Konzert ist schon Luxus.
Ich vermute, dass viele Leute einfach solche Dinge als "grundgegeben" sehen, doch ist das eigentlich schon ein Luxusgut.
Und Gesund ernähren geht sogar günstiger als ungesund, denn Ungesund ist ja meist viel Fertignahrung, Fastfood usw und das ist teurer, als wenn man gemüse kauft und selber kocht.
Und zum Thema zumutbare Arbeit ablehnen: Es kommt so oft vor, dass ALGII empfänger eine Arbeit nicht annehmen, weil sie ja angeblich so schnell rückenschmerzen haben (Erntehelfe, merkwürdig, dass das bei ausländischen Erntehelfern nicht der Fall ist) oder nicht bereit sind morgens 100km zur arbeit zu fahren...
Ich schließe abr auf keinen Fall aus, dass es auch Familen oder allein lebende Menschen gibt (das ist mit ischerheit auch die Merheit der ALGII empfänger), die sich wirklich bemühen arbeit zu bekommen und auch nicht, dass bei großen Familien ALGII durchaus zu wenig ist, das ist dann aber ein problem der Kontrollen. Wer bemüht sich, wer braucht wie viel usw...
Das Fehlen von arbeit ist aber kein problem von hartzIV, sondern ein Grundproblem in unserer Wirtschaft.
Einmal die WOche Schwimmen und einmal im Monat ins Theater? Ich wäre froh wenn ich mir das lesiten könnte und sry, aber zu einem Menschenwürdigen Leben gehört meiner EMinung nach nicht diese Kulturelle versorgen und schon gar nicht in dem Maße.
Abgesehen davon wer sich was leisten kann oder nicht, einmal im Monat ins Theater
oder Kino oder sonstwas, oder vielleicht ein VHS-Kurs, ist eigentlich kein Luxus, sondern
minimalste kulturelle "Versorgung", zumal etwas mehr Kultur ja wohl das sein dürfte was
uns vom Tier unterscheidet. Deswegen gibts ja beim Theater auch subventionierte Schülerabos.
Bei einmal in der Woche Schwimmen (o.ä.) bin ich beim Minimum dessen was als
eigenverantwortliche Gesundheitsvorsorge schon zur Vermeidung von
Rückenproblemen selbstverständlich von uns erwartet wird (frag mal deinen
Orthopäden), Besuch im Fitnessclub käme auch noch teurer.
[edit]
Zitat:
Zitat von Pirke
Und zum Thema zumutbare Arbeit ablehnen: Es kommt so oft vor, dass ALGII empfänger eine Arbeit nicht annehmen, weil sie ja angeblich so schnell rückenschmerzen haben (Erntehelfe, merkwürdig, dass das bei ausländischen Erntehelfern nicht der Fall ist) oder nicht bereit sind morgens 100km zur arbeit zu fahren...
Erntehelfe könnte ich mit meinem Rücken auch nicht.
Rückenprobleme sind leider ziemlich normal, da in unserem Kulturkreis viel sitzende
und stehende Tätigkeiten anfallen. Ausserdem sind die ganzen Sitzmöglichkeiten
in der Schule oder in öffentlichen Verkehrsmittlen oder Uni wohl noch auf viel zu
kleine Personen abgestimmt, Rückenprobleme sind also schon bei jungen Menschen
recht wahrscheinlich.
Das wird auch nicht besser wenn Schwimmbadbesuch oder sonstige sportliche
gesundheitserhaltende Maßnahmen als "Luxus" dargestellt werden.
Und die 100km oder mehr zur Arbeit fahren werden wohl sehr viele Berufstätige
schon heute machen, bei hartz4 dürfte es dann aber nicht um einen vollbesetzten
polnischen Kleinbus gehen, sondern um die mittlerweile extrem teuren öffentlichen
Verkehrsmittel.
Falls das der Lohn einfach nicht hergibt, geht es eben nicht. Genauso muss bei nem
Job auf dem Acker auch mal ein Paar neuer Schuhe usw. rauskommen, barfuss
klappt sowas nämlich auch nicht!
Aber zum Thema Grass hab ich grad noch etwas gefunden was auch den Bogen zu
HartzIV erschreckend bestätigt.
G. Grass ist Mitunzerzeichner der unsäglichen "Auch wir sind das Volk" Anzeigen-Kampagne
in der Sueddeutschen, neben Dieter Hundt, Manfred Bissinger, Roland Berger, Michael
Rogowski, Thomas Middelhoff u.a..
Oka,y was besagt "Auch wir sind das Volk"?
Das die herren den Kanzler (bzw Ex Kanzler) darin unterstützen bei den Reformmaßnahmen.
Ja, die Herren die unterzeichnen haben nicht wirklich Probleme damit, daher ist die Kampaagne etwas einseitig.
Nur bringt mich das auf ein ganz anderes Thema...
der Staat liegt am boden, die Schulden steigen uns über den Kopf, überall muss gespart werden, also auch bei den Schwimmbad- und Theaterbesuchen der ALGII empfänger.
Und zum Theam zumutbare Arbeit: Okay, Erntehelfer kann vielleicht nicht jeder machen, woran liegt das? An unserer verwöhnten Gesellschaft? (du sprachest es ja an beim Thema viel Sitzen) Ich bin selber groß und sitze auch viel und mein Rücken schmerzt auch bei mir gelegentlich, kann also gut sein, dass ich nicht dazu in der Lage wäre, nur würde ich es länger als eine Woche versuchen, nicht wie es viel zu oft der Fall ist, dass der Bauer nach 5 Tagen wieder allein auf dem Feld steht.
Die Anfahrt, klar, der Lohn muss das her geben (bei einem 1 Euro Job ist das nicht der Fall, aber bei den 100km spreche ich jetzt vom ersten Arbeitsmarkt mit idR besserem lohn) und wenn das der Lohn nicht her gibt muss man halt sich in der nähreren Umgebung der arbeitsstelle ne Wohnung suchen (ja, mit Familie nicht so einfach, aber dann ist die Arbeit nicht zumutbar)