Intel Core i7 3960X im Test - Sandy Bridge-E Extreme Edition mit 6 Kernen (15/15)
Fazit
Wir sind am Ende eines recht umfangreichen, aufwendigen und hoffentlich
interessanten Tests mit sehr vielen Benchmarks angekommen. Sicher wird dem einen
oder anderen aufgefallen sein, dass wir uns weniger um Energieverbrauch, Technik
und Co. gekümmert haben als um die zentrale Frage der Performance des neuen
Intel Desktop-Boliden Core i7 3960X. Was bringt einem dieser Prozessor
eigentlich, ist er eine Gamer-CPU oder doch eher für die Arbeitsmaschine?
Die reine CPU Rechenleistung des Prozessors ist wie erwartet sehr hoch.
Immerhin konnte schon der "normal" Sandy Bridge Core i7 2600K mit seinen
vier Kernen eine so beachtliche Leistung erbringen, dass er die alten
"Sechser" hat recht alt aussehen lassen. So wundert es nun auch nicht, das
zwei Sandy-Kerne mehr entsprechend auch mehr Leistung hervorzaubern.
Anwendungen, die über viele Kerne skalieren profitieren von den zwei
zusätzlichen Kernen und es geht entsprechend schneller voran.
Prinzipiell ist der Sandy Bridge-E ein auf Desktop-Systeme zurecht
gestutzter Server/Workstation Prozessor. Man sollte sich darüber im Klaren
sein, dass Anwendungen, die stark vom Sandy Bridge-E profitieren sehr
speziell sind und die gefühlte Performance-Steigerung bei "normalen" Desktop
Anwendungen keinesfalls auf dem Level der Zeitersparnis beim Rendern oder
ähnlichen Dingen liegt. Außerdem sollte man im Hinterkopf haben, dass immer
mehr dieser Anwendungen dank OpenCL, Cuda etc, auch schon auf die GPU
zurückgreifen, die viele dieser Aufgaben wiederum schneller erledigen kann.
Dieser Trend wird sich in Zukunft weiter Entwickeln. Typisches Beispiel, das
Konvertieren von Videos in andere Formate.
Der Core i7 3960X ist aber trotzdem der derzeit mit Abstand schnellste
Desktop Prozessor und die Krone gehört in diesem Bereich wieder einmal
Intel. Diese Krone hat aber ihren Preis, denn nicht nur das der neue
Prozessor wieder einmal die 1000 Euro Marke ankratzt und damit exorbitant
teuer ist, er verbraucht zudem recht viel Strom und ist nicht effizienter
als der kleiner Sandy Bridge für Sockel 1155 Systeme, die man für 1000 Euro auch
schon fast in Komplettausstattung bekommt.
In diesem Zusammenhang kann Intel einem den neuen X79 Chipsatz dann auch
überhaupt nicht schmackhaft machen, denn dieser bietet am Ende nicht mehr
als der alte P67, außer einen deutlich höheren Preis. Das ein Mainboard im
High-End Segment mit deutlich über 200 Euro nur mit zwei SATA III 6 GB/s
Ports ausgestattet ist, erscheint einem im SSD Zeitalter total überholt. Und
auch sonst vermisst man am X79 irgendwie "Neues".
Nun könnte die Hardcore-Gamer-Fraktion noch rufen, aber wir haben doch
noch Quad-Channel und 40 PCI-Lanes. Schon, nur leider zeigt sich hier, dass
die meisten Anwendungen kaum vom zugegeben super hohen Speicherdurchsatz
profitieren und das ausgefuchste NF200 Boards auf P67/Z68 Basis mit
läppischen 16 Lanes am Ende nahezu die gleiche Grafikleistung erbringen, für
erheblich weniger Geld. Geld von CPU und System, dass der Gamer in mehr
Grafikkarten stecken kann. Selbst im extremsten Setup kann man mit dem
X79 vielleicht 10% mehr Leistung heraus kitzeln.
Eins hat unser Test bei Games eben auch gezeigt,
"je mehr Grafikkarte, desto besser!" Besser eine kleinere CPU und
dafür eine Grafikkarte mehr. Die einzige Ausnahme bilden hier einige
Titel, die extrem CPU-lastig sind und vorrangig aus dem Strategie (KI)
Bereich stammen und dazu noch schlecht über mehrere GPUs skalieren. Am Ende
ist der LGA 2011 so eigentlich keine deutlich bessere Gaming-Plattform als der LGA 1155.
Der Sandy Bridge-E ist ein Prozessor für denjenigen, der schon alles
andere hat und für den Geld keine Rolle spielt, oder für Freaks, die auf der
Suche nach dem nächsten SuperPi oder 3DMark High Score sind und noch das
letzt bisschen Performance heraus kitzeln wollen. Wer noch nicht alles hat,
der erzielt immer einen besseren "Effekt" sein Geld woanders zu
Inverstieren, sei es eine weitere oder schnellere Grafikkarte, mehrere
Bildschirme, sei es eine große und schnelle SSD oder vielleicht einfach
sogar ein kompletter zweiter PC. Die Notwenigkeit von massiver CPU-Leistung
ist im Desktop-Bereich auf dem Rückmarsch. Das war früher einmal anders.
Schlussendlich stellt sich dem Sockel 2011 und Core i7-3930K das gleiche
Problem entgegen wie schon zuletzt dem Sockel 1366. Der Sandy Bridge auf
1155 ist einfach zu gut und dazu auch noch günstig. Das macht den Sockel
2011 dann wirklich zur reinen Enthusiasten-Plattform, die man kauft, weil
man sie haben will und nicht weil es einen rationalen Sinn ergibt. Dort
spielt dann auch der Preis keine Rolle.
Wenn man sich die beiden Sockel 2011 Prozessoren im Vergleich ansieht, so
ist der Core i7-3930K klar die bessere Wahl, denn für gerade einmal 100 MHz
weniger Takt bezahlt man hier gleich nur den halben Preis und spart sich
fast 500 Euro. Der Performanceunterschied zwischen beiden CPUs dürfte
marginal sein und dank freiem Multiplikator ist das Übertakten auch beim
kleineren Modell problemlos möglich.
Bezugsquellen/Preisvergleich/Links