FAR: Lone Sails - Segel gesetzt auf der Dampfmaschine Ein Moment der Stille. Das das Rauschen des Windes ist zu hören und in der Ferne schreit eine Möve. Doch das alles interessiert dich nicht. Du stehst da und betrachtest das Bild eines alten bärtigen Mannes. Es steht neben einem verdorrten Baum mit einer Art Baumhaus. Die ganze Situation wirkt so surreal, dass du nur deinen roten Umhang und den roten Hut auf deinem Kopf wahrnimmst. Doch in all dieser Ruhe ruft deine innere Stimme: "Wer bin ich? Wo bin ich? Und - was tue ich hier?".
Diese Fragen habe ich mir gestellt, als ich das erste Mal in die Welt von FAR: Lone Sails des züricher Studios Okomotive GmbH eingetaucht bin. Das Spiel des Indie Studios wurde am 17. Mail diesen Jahres veröffentlicht und nimmt einen mit auf die Reise durch eine interessante Welt. Getreu dem Motto "Der Weg ist das Ziel" bewegt man als oben erwähntes kleines rotes Männlein eine Lokomotive (der Name des Studios lässt grüßen) mit einem Segel durch eine Welt, die gewisse Element einer postapokalyptischen Welt aufweist.
Die Steuerung fällt dabei sehr simpel aus. Im Prinzip lässt sich alles mit den Steuerungstasten sowie den Tasten "V" und "X" erledigen. Es gibt aber auch eine WASD-Ersatzbelegung.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...93823_1.md.jpg
Diese Steuerung erlernt man binnen weniger Sekunden in einem Tutorial, welches einen durch das eigene Haus zur Dampflok bringt. Danach ist man in die freie Welt entlassen und das Spiel "schweigt".
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...93854_1.md.jpg
Ist man beim neuen Wegbegleiter angekommen, staunt man erst einmal nicht schlecht über das Gefährt. Trotz der Einfachheit des Spieles - es wird ja nur eine Art 2,5D-Grafik verwendet - hat Okomotive es geschafft viele Details in den "Hauptcharakter" (nein nicht das rote Männlein, sondern die Lokomotive). Sie besteht aus einem schiffsähnlichen Rumpf mit zwei riesigen Vorderrädern und einem kleinen Stützrad am Heck.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...94207_1.md.jpg
Im Inneren gibt es ebenfalls eine Menge zu entdecken. Die Jungs und Mädels haben sich ein kleines Minispiel im kleinen Indie-Game ersonnen und so steuert man die Lokomotive hauptsächlich mittels der vier roten Knöpfe in der mittleren Ebene. Dabei gibt es einige Besonderheiten der Maschine zu beachten. Wie jedes motorisch betriebene Fahrzeug hat auch die Lokomotive einen Tank (mit dem Schild "Energy" darüber). Dieser wird mit allerlei Krimskrams wie kleinen Holzkisten, Briefkästen, Stühlen oder Kraftstofffässern gefüllt, die man auf seiner Reise so findet. Um den Tank zu füllen betätigt man den Knopf ganz rechts und eine kleine Plattform fährt den "Rohstoff" entlang des roten Pfeiles in den (von mir so genannten) Kraftstoffkonverter. Ist der Tank befüllt, kann man ablegen. Fahrt nimmt unser rollender Untersatz mittels Drücken des großen zentralen Knopfes, der mit etwas Geduld sogar einrastet, so dass man ihn nicht permanent gedrückt halten muss. Doch so eine Dampfmaschine produziert natürlich ordentlich Dampf und so steigt der Druck im Kessel. Damit dieser nicht zu hoch wird und die Maschine eine Notabschaltung vornimmt, muss man den Knopf unter der Dampf-Anzeige betägigen, wenn diese rot blinkt. Netter Nebeneffekt - die Lok bekommt einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsbonus. Auch wenn es heißt, wer bremst verliert so ist es ratsam im Spiel ab und zu den Anker zu legen. Dies geschieht über den übrig gebliebenen Knopf. So lassen sich beispielsweise herumliegende Rohstoffe einfacher aufheben. Um die Maschine permanent am Laufen zu erhalten, muss man also die Rotation "Tanken", "Gasgeben", "Druck reduzieren" aufrecht erhalten.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...94200_1.md.jpg https://img.tweakpc.de/images/2018/0...94248_1.md.jpg
Wobei dies garnicht immer nötig ist, denn das Spiel überhäuft einen quasi mit Brennmaterial. Das endete in meinem Fall mit einer vollgestopften Lok in der ich mich kaum noch richtig vor und zurück bewegen konnte. Doch auf für den Fall, dass der Brennstoff ausgeht haben Entwickler gesorgt. Schließlich kann das Spiel nicht "Lone Sails" heißen, wenn da nicht irgendwo ein Segel wäre. Ausgerüstet werden diese Systeme immer in kleinen Ausrüstungsstationen.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...95046_1.md.jpg
Und so kann man seine Lok im Laufe der Fahrt mit einiger netter Zusatzausstattung versehen. Darunter ist neben einer Reparaturstation und einem "Rohstoffsauger" auch das namensgebende Segel. Auch wenn es ein wenig zerfletters im Wind hängt, so sorgt er für ordentlich Vortrieb. So spart man sich Rohstoffe und vor allem die mit der Zeit eintönige Rotation. Allerdings gibt es auch Stellen im Spiel, in dem auf Teufel komm' raus kein Wind gehen will (oder sogar Gegenwind angesagt ist).
Generell will man auch viel lieber an der Reeling in Front stehen und den wunderbar inszenierten Hintergrund betrachten. Auch wenn der abwechselnde Hintergrund immer postapokalyptisch anmutende Objekte zeigt, so ist er mit viel Liebe zum Detail entwickelt wurden. In Verbindung mit dem famosen Soundtrack, der immer den perfekten (ja wirklich perfekt!) Einsatz hat, wird eine tolle Atmosphäre erreicht.
Doch so schön die Zeichnungen, so famos die Musik und so packend die Atmospähre ist, bleibt Okomotive einem in FAR: Lone Sails eines schuldig. Eine Geschichte. Wie ich weiter oben schon schrieb, ist das Motto "Der Weg ist das Ziel". Doch auf der Weg hat wenig zu erzählen. So erfährt man nicht direkt was es mit dem in roten Regenmantel und -Hut gekleideten Protagonisten auf sich hat. Was ist das Ziel der Reise und was der Grund? Wieso bewegt man sich durch eine derart triste und doch spannende Welt? Wer ist der Mann auf dem Bild am Anfang und wer sind die "Charaktere" auf den Bildern, die man im Laufe der Reise sieht? Und vor allem, wieso nehme ich diese Reise auf mich?
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...95953_1.md.jpg
Auch die kleinen Rätsel unterwegs können dabei nicht wirklich ablenken. Sie lockern zwar die Eintönigkeit der Fahrt-Rotation auf, sind aber selbst nicht wirklich herausfordernd. Ich möchte das am Beispiel des ersten Rätsels einmal erläutern. Man erreicht eine Brücke, deren Überquerung zunächst versperrt ist. Unser Protagonist muss sich also zunächst zu Fuß auf die andere Seite begeben (im Bild befindet er sich schon auf der Mitte der Brücke).
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...95627_1.md.jpg
Ist man auf der anderen Seite in dem kleinen Raum, so muss man den Generatur mit dem dort stehenden Fass aktivieren und schon fährt die Brücke hinauf.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...95639_1.md.jpg https://img.tweakpc.de/images/2018/0...95653_1.md.jpg
Oben angekommen läuft man lediglich auf die andere Seite zurück und drückt dort ebenfalls einen Knopf und die Brücke fährt wieder ein Stück hinunter. Leider sind alle Rätsel ähnlich gestrickt und nehmen an Komplexität nur bedingt zu. So kann es (wie in meinem Fall) dazu kommen, dass sie die Reise nicht auflockern und nur noch nerven - zugegeben ich bin in dieser Hinsicht vielleicht etwas extrem.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...95801_3.md.jpg
Hin und wieder passieren aber auch mal kleine Malheure. So brennt die Segelsteuerung, wenn der Blitz einschlägt - dann gilt es mit dem integrierten Feuerlösch umzugehen. Oder Systeme gehen kaputt wenn man zu ruppig gegen ein feststehendes Hinderniss fährt. In solchen Fällen kann es auch mal anfangen zu brennen, ansonsten muss man nur mit dem Reparaturwerkzeug umzugehen wissen.
https://img.tweakpc.de/images/2018/0...00212_1.md.jpg https://img.tweakpc.de/images/2018/0...00509_1.md.jpg Fazit
Ich kann zusammenfassend nur sagen, dass mich das Spiel zugleich begeistert und enttäusch zurück gelassen hat. Soundtrack, Grafik und Atmosphäre habe mich gepackt. Der Freund guter Geschichten in mir ist hingegen unbefriedigt geblieben. Wer also ein Spiel sucht, dass eine Geschichte erzählt und/oder mit abwechslungsreichen Rätseln zum Nachdenken anregt, der wird sich sicherlich am Ende fragen, ob da nicht noch etwas kommt. Wer ein ruhiges Spiel für einen verregneten Samstag- oder Sonntagnachmittag sucht und sich allein an der Optik und Musik erfreuen kann, der wird in FAR: Lone Sails eine kleine Perle finden. Der Preis von 14,99 € - oder knapp 22 € mit digitalem Artbook und Soundtrack (welche auch getrennt jeweils erworben werden können) - geht in Ordnung. Mit einer normalen Spielzeit von ungefähr drei Stunden ist das ein gutes Preis-Leistung-Verhältnis.
In meinem TweakPC Image-Host-Profil findet ihr noch ein Album mit weiteren Bildern zu
FAR: Lone Sails. Doch Achtung, es könnten Spoiler enthalten sein.
FAR: Lone Sails - Segel gesetzt auf der Dampfmaschine 
Linear-Darstellung
