AMD Radeon R9 Nano Test und Benchmarks (11/11)
Fazit
AMD hat mit der Radeon R9 Nano eine neue Kategorie von Grafikkarte erschaffen. Maximale Performance auf minimalem Raum heißt hier
die Devise und wenn man sich die aktuellen Trends im Bereich der Gaming PCs anschaut, dann ist eins sicher, die PCs werden eher
kleiner als größer. Mit der Radeon R9 Nano kann man schon jetzt einen extrem kompakten Mini-PC bauen, der sogar in vielen Fällen 4K
tauglich ist.
Auf so kleinem Raum mit wirklich gutem Kühler schafft es AMD gut 85 Prozent der Performance einer AMD Radeon R9 Fury X oder GeForce GTX
980 Ti abzuliefern. Bedenkt man, dass zuvor die GeForce GTX 970 Mini die schnellste Mini-ITX Grafikkarte war und gerade einmal 64
Prozent der Performance brachte, dann ist das schon eine beachtliche Leistung von AMD. Die Radeon R9 Nano ist auf gleichem Raum etwa 32%
schneller als die GTX 970 Mini.
AMD dürfte dieses Ziel erreicht haben indem man für die R9 Nano ganz spezielle GPUs selektiert, die mit wenig Spannung laufen. Dazu
wir die GPU natürlich über die begrenzte TPD von 175 Watt eingefangen und drosselt so den Takt. Aber hier hat man als User noch
Spielraum und kann über das Powerlimit noch etwas an der Taktschraube drehen. Eine Fury X wird die Nano damit zwar nicht, aber man kommt
noch einmal einen guten Schritt vorwärts. Bis zu 10% Performance gewinnt man durch das Tuning am Powerlimit. Deutlich übertakten in
Sachen Frequenz lässt sich die Nano nicht. Zwar kann man den Takt auch über 1050 MHz anheben, aber mehr Performance gewinnt man damit
nicht, da die Karte durch das Powerlimit begrenzt ist. Die Taktraten der R9 Nano liegen im Normalfall zwischen 850 und 900 MHz, durch das anheben des
Powerlimit gelangt man tatsächlich meist an die von AMD angegebenen maximal 1000 MHz.
Absolut gesehen, meistert die Karte 1080p und 1440p auch bei vollen Details im vorbeigehen. Ältere Titel sind in 4K ebenfalls
überhaupt kein Problem und auch bei neuen Games mit hohen Details erreicht man mit der R9 Nano schnell die magische 30 FPS Grenze, aber
der man zumindest ein Adventure-Game als spielbar bezeichnen kann.
Die Radeon R9 Nano arbeitet dank der HBM-GPU mit verringertem Takt bei einer TDP von 175 Watt deutlich effizienter als die
übrigen AMD Karten. Bei der Performance per Watt Auswertung landet das Modell quasi gleichauf mit den extrem effizienten Karten von
Nvidia, sprich der GTX 980 und 980 Ti. AMD kann hier also wirklich Boden gut machen.
Und auch beim Betriebsgeräusch kann AMD sich recht gut positionieren. Die Karte ist zwar nicht flüsterleise, aber kann angesichts der
Leistung und ihrer Größe doch überzeugen. Im Idle Betrieb geht AMD mit einer recht hohen Drehzahl auf Nummer sicher, hier wäre sogar
noch deutlich mehr drin gewesen. Insgesamt ist die Karte zwar auch mit dieser Drehzahl im Idle nicht zu laut, aber "Super Silent Fans"
werden sich vermutlich am verschenkten Potential aufreiben.
Etwas verpatzt wird das gute Ergebnis bei der Laustärke leider durch gehöriges Spulenfiepen bei unserem Testmuster. Dieses kann
durchaus je nach Game im offenen Aufbau den Lüfter übertönen. In einem geschlossenen Gehäuse mit etwas höherer Lüfterdrehzahl werden die
Geräusche aber deutlich gedämmt. Und wo wir gerade beim Gehäuse sind, man sollte hierbei darauf achten, das die R9 Nano Frischluft von
außen bekommt, da die Lüfterdrehzahl ansonsten im Gehäuse recht hoch werden kann, was zu einer deutlich höheren Laustärke führt. Wer
sich auf dem Markt umschaut wird auch fest stellen das die meisten Mini-ITX-Gehäuse noch gar nicht auf die Nano vorbereitet sind und
eher versuchen möglichst Lange Grafikkarten unterzubringen.
Die Radeon R9 Nano richtet sich als derzeit mit Abstand schnellste Mini-ITX Grafikkarte natürlich daher an eine ganz spezielle
Käufergruppe. Die Karte ermöglicht es erstmals extrem kompakte Systeme zu bauen, die man ganz klar in die Kategorie
"Highend-Gaming-PCs" einstufen kann. Solche Systeme, von denen wir ja bereits eines im Haus haben, sind in der Lage Games auch in 4K zu
meisten und eigenen sich perfekt als portable Systeme für LAN-Parties oder eben als Gaming-PC fürs Wohnzimmer. Sicherlich wird man bald
eine ganze Reihe solcher kompakten Systeme zu sehen bekommen.
Die R9 Nano weiß aber nicht nur mit ihrer Kompaktheit zu beeindrucken, auch die Effizienz der Karte ist auf extrem hohen Level. Ein
leistungsstarkes System mit dieser Karte wird selten über 300 Watt Leistungsaufnahme kommen und liefert dafür Performance in der
Spitzenklasse.
Als derzeitiges einzige Karte in ihrem Segment fällt die R9 Nano natürlich nicht gerade günstig aus. Aber man darf es AMD auch
einmal gönnen den Preis selbst zu bestimmen ohne auf die Konkurrenz schielen zu müssen. Satte 699 Euro sind für den Zwerg aufgerufen
(Zum Beispiel bei
Caseking.de).
Als einzelne Karte klingt das auf den ersten Blick sehr viel, relativiert sich aber auf die Kosten eines Gesamtsystems gerechnet.
Gegenüber einem System mit GTX 970 Mini, das sicherlich an die 1500 Euro kostet, muss man mit der Nano 350 ? Aufpreis einkalkulieren.
Angesichts von gut 30 Prozent mehr Leistung ein doch gerechtfertigter Aufpreis. Wir gehen zudem davon aus, dass die R9 Nano überwiegend
in neuen Komplett-Systemen verbaut wird. Als Upgrade wird man die Karte eher nicht in Betracht ziehen, da man meist auch ein größeres
Modell nutzen kann und so deutlich mehr Auswahl hat.
Wer sich ein sehr kleines leistungsstarkes Gaming-System wünscht und dabei auch 4K nicht außen vorlässt, der kommt an der AMD Radeon
R9 Nano derzeit nicht vorbei. Die Karte ist in ihrem Segment konkurrenzlos und wird das sicher eine ganze Weile bleiben.
Vorteile:
- Schnellste Mini-ITX Karte
- 4K taugliche Performance
- Sehr energieeffizient
- Guter leistungsfähiger Kühler
- Schöner Aufbau der Karte
- für Mini-ITX-Karte leiser Betrieb
Nachteile:
- Spulenfiepen
- Kein HDMI 2.0