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Corsair RMx SHIFT Series ATX3-Netzteil im Test - RM750x, RM850x, RM1000x

Ein Netzteil, das sich was traut!

Die Corsair RM/RMx Serie gehört zu den erfolgreichsten Modellen im umfangreichen Angebot von Netzteilen aus dem Hause Corsair. Die letzten beiden Modelle der RM-Klasse haben sich nach unseren Tests den Spitznamen „Low-Load-King“ eingehandelt, weil das RM 2019 das erste Netzteil war, das speziell auf sehr niedrige Lasten optimiert war und die neue ATX 2% Last-Regel erfüllte. Im Bereich unter 50 Watt Last zählten die Modelle seinerzeit zu den effizientesten Netzteilen, die auf dem Markt verfügbar waren und das gilt sogar heute noch.

Wer darüber mehr lesen will, dem sei hier noch einmal unser Test des Corsair RM 2019 empfohlen. Zudem haben wir für alle interessierten auch ein Video zum Corsair RM 2019 auf unserem Youtube-Kanal parat und natürlich gibt es auch einen Test des RMx 2021 bei uns, das noch einmal bessere Werte zu Tage brachte.

Zwei Jahre später steht schon wieder ein neues Modell aus der RMx-Serie auf dem Programm, mit Namen Corsair RMx SHIFT. Wieder einmal nutzt Corsair seinen Bestseller um gleich zwei komplett neue Features einzuführen. Zum einen geht es um den neuen ATX-3-Standard, der gerade bei allen Netzeilherstellern auf dem Programm steht. Zum anderen deutet der Namenszusatz "SHIFT" auch noch auf eine weitere Besonderheit hin.

Gleich vier Modelle des RMx SHIFT bringt Corsair an den Start, die mit einer Leistung von 750, 850, 1000 und 1200 Watt daherkommen. Wie immer werden wir uns alle Modelle des Netzteils zum Test vornehmen, beschränken uns aber zunächst auf die drei kleineren Versionen mit 750,850 und 1000 Watt. 

Schon ein erster Blick reicht um zu sehen, dass es dabei um die modularen Anschlüsse des Netzteils geht, die nun von der Rückseite des Netzteils an die Seite verschoben wurden. Mit diesem Trick, den sich Corsair hat gleich patentieren lassen, soll das Kabelmanagement im PC massiv vereinfacht werden, da die seitlichen Anschlüsse nach dem Einbau erheblich besser zu erreichen sind und einem quasi direkt ins Gesicht springen. Gerade wenn man nachträglich Kabel anbringen will, entfällt das zum Teil sehr nervende Gefummel im Netzteilschacht, das manchmal auch nur durch den kompletten Aus- und Wiedereinbau zu managen ist.

Welche Gehäuse sind kompatibel?

Um das neue Konzept überhaupt erst möglich zu machen nutzt Corsair am SHIFT Modell bei den Modularbuchsen die neuen deutlich kleineren Microfit-Anschlüsse, die man vom neuen 12VHPWR-Anschluss kennt.

Die schmalen und kleinen Stecker sorgen erst dafür, dass man mit etwa 3-4 cm Platz hinter dem Netzteilschacht gut auskommt um die Kabel direkt ohne zu starkes abknicken vom Netzteil nach oben zu legen. Damit das in einem Gehäuse funktioniert muss zum einen genügen Platz vorhanden sein und natürlich dürfen keine Verstrebungen oder andere Elemente im Gehäuse vor den Buchsen liegen. Zweites ist zum Beispiel oft der Fall, wenn das Netzteil über die Rückseite des Gehäuses eingeschoben wird und nicht wie bei moderneren Gehäusen üblich von der Seite eingesetzt wird.  Welche Gehäuse genau kompatibel sind, muss man sich also anschauen, aber zur Hilfe haben wir am Ende des Artikels eine Gehäuse Kompatibilitätsliste zum RMx Shift eingefügt, die die bekanntesten kompatiblen Gehäuse enthält.

Erstes ATX3 Netzteil von Corsair

Während manche Hersteller ATX 3 zunächst bei ihren Top-Modellen oder auch komplett neue Serien einführen, hat Corsair sich einfach dazu entschlossen mit dem neuen Standard beim Mittelklasse-Modell RMx zu starten. ATX 3 typisch sind die neuen Netzteile für deutlich höhere Lastspitzen ausgelegt und können kurzfristig bis zum doppelten ihrer Nennleistung bereitstellen. Beim 750 Watt Modell sind das schon 1500 Watt, beim 1200 Watt Modell satte 2400 Watt, die kurzfristig für Lastspitzen bereitstehen. Damit unterscheiden sich die Modelle massiv von den alten AT2.X Netzteilen, die in der Regel bei 20-40 % Last über der Nennleistung abschalten und auch mit schnellen und steilen Lastwechseln nicht so gut umgehen können.

Die Auslegung der Anschlüsse insbesondere des neuen 12VHPWR-Anschluss am Netzteil hängt direkt auch mit der Gesamtleistung des Netzteiles zusammen, da auch für den Anschluss selbst eine maximale Dauerleistung und Lastspitzen definiert sind. Ein Netzteil mit einem 300 Watt 12VHPWR-Anschluss muss dementsprechend wesentlich niedrigere Lastspitzen abfangen als eines mit einem 600 Watt 12VHPWR-Anschluss.

Mit dem neuen ATX3 Standard hat Intel Reviewer und auch die Hersteller vor eine echte Herausforderung gestellt, weil die Kommunikation zu Intel allzu oft ein echtes Problem ist. So wurden gerade erst im Februar 2023 kurz vor diesem Review aber nach unserem letzten die ATX3 Spezifikationen auf die Revision 2.01 aktualisiert. Die Änderungen waren hier weitreichend und nahmen eine Angleichung der alten „öffentlichen ATX 3 2.0 Spezifikation“ und dem „vertraulich“ und für Journalisten nicht zuganglichen „Intel Test Plan“ vor. Diese Änderungen umfassten neben einer Senkung der Anforderungen zu den Peak-Loads (Halbierung des Duty Cycle) auch gleich noch einmal neue Regeln für die Beschriftung der Netzteile, was vor allem jene Hersteller gefreut haben wird, die ihre Netzteile schon auf dem Markt haben.

RMx Shift 12VHPWR und Beschriftungschaos

Beim Corsair RMx Shift - und nicht nur dort - führen die neuen Regeln zum Beschriften der 12VHPWR-Anschüsse zu einer interessanten Situation.

Nach der neusten ATX Spezifikation V2.01 ist - nach unserer Interpretation - eine Beschriftung der Leistung der 12VHPWR-Anschlüsse am Kabel oder alternativ auf dem Netzteillabel erforderlich. Diese Änderung kam aber wohl erst nachdem Corsair mit der Produktion der Netzteile schon durch war. Und so wurden offenbar die Leistungsdaten nachträglich auf die Kartons der Netzteile geklebt. Um es direkt vorwegzunehmen, es ist vorbildlich, das Corsair diesen Schritt noch unternommen hat und damit deutlich macht, wie hoch die Leistung des Netzteils und der Anschlüsse nun genau ist.

Kleine Aufkleber in der oberen Ecke geben an für welche Leistung die 12VHPWR Anschlüsse ausgelegt sind, los geht es mit <=300 Watt beim kleinsten Modell, über <=450 Watt, bis zu <=600 Watt beim größten Modell. Da an jedem Anschluss immer für Lastspitzen die dreifache Leistung bereitstehen muss, heißt das übersetzt Peak-Loads von 900, 1350 und 1800 Watt.

Wohlgemerkt handelt es sich hierbei jetzt aber nur um Empfehlungen, denn die beigelegten 12VHPWR-Anschlüsse sind bei allen Modellen  hardwareseitig auf 600 Watt kodiert. Bei den beiliegenden Kabeln wird der 12VHPWR-Anschluss für die Grafikkarte auf zwei 8-Pol-Microfit Anschlüsse adaptiert. Die beiden Sense-Leitungen, die die Maximalleistung des Kabels - und damit  des angeschlossenen Netzteils - definieren, sind beide einfach fest mit Erde verbunden. Wenn beide Sense-Leitungen geerdet sind bedeutet das nichts anderes, als den angeschlossenen Geräten anzeigt wird, dass das Netzteil 600 Watt am Anschluss bereitstellen kann.

Man merkt schon, dass sich hier ein Widerspruch ergibt, denn so ist zum Beispiel das RMx SHIFT 750 mit maximal 300 Watt PCIe 5 Leistung  (900 Watt Peak) angegeben, meldet auf dem Stecker aber 600 Watt (1800W Peak). Aktuell stellt das kaum ein Problem dar, da es überhaupt noch keine PCIe 5 Grafikkarten gibt, die die Sense-Leitungen beachten. In Zukunft könnte aber eine angeschlossene Highend-Karte dann versuchen die 600 Watt oder sogar bis zu 1800 W Lastspitzen am Anschluss abzugreifen, was vermutlich zu einem Abschalten des Netzteils führen wird. Ein ATX3 Netzteil muss nämlich nur 200% der Nennleistung in diesem Fall 1500 Watt bereitstellen können. Intel empfiehlt den 600 Watt 12VHPWR Stecker bei Netzeilen erst ab 1200 Watt, also 2400 Peak-Leistung.

Mit der 600-Watt-Kodierung ist der ATX3-Vorteil dahin, dass die Grafikarte sich auf das angeschlossene Netzteil anpasst und es eben nicht zur Abschaltung kommt. Dieses Problem besteht nicht nur bei Corsair, sondern auch bei vielen anderen Anbietern und Adaptern für ältere Netzteile, wo fast alle Anbieter die Stecker auf das Maximum von 600 Watt kodieren.

Das Beschriftungs- und Kabelchaos wird uns sicherlich noch eine Zeit begleiten, bis hier alle Unklarheiten beseitigt sind. Optimal ist die aktuelle Situation definitiv nicht.

Das große Glück besteht darin, dass die Situation bei Modular-Netzteilen jederzeit durch ein neues Kabel und auch sonst durch korrektes Trennen der Sense-Leitungen behoben werden kann.

Das Corsair RMx SHIFT im Detail

In Sachen Optik hat sich Corsair entschieden sein bisheriges Design weiter zu führen. Abgesehen von den nun seitlich sitzen den Anschlüssen sieht die neue Serie also genauso aus wie die bisherigen Modelle.

Alle Versionen des neuen RMx SHIFT sind 80 Plus Gold zertifiziert und fallen damit genau wie die Vorgänger in die Mittelklasse was die Effizienz angeht. Es dürften aber sicherlich in Kürze auch weitere Modelle in der Platinum oder Titanium Klasse erscheinen, die dann vielleicht auch auf das neue SHIFT Design setzen.

Technisch sind die neuen RMx quasi zum Modell von 2021 nur wenig verändert. Intern wurde allerdings das komplette Layout gedreht um die seitlichen Anschlüsse auf der Modularplatine zu ermöglichen. Das Design kommt weiterhin intern ohne Kabel aus. Wie beim RMx findet man ein Full Bridge LLC Design und für die Nebenspannungen die SR und DC-DC-Topologie. Auch die japanischen 105°C-Kondensatoren sind wieder mit an Board. Das neue Modell kommt auch wieder vom gleichen OEM CWT wie die RMx 2021 Serie, so dass die Ähnlichkeiten der beiden nicht verwundern.


Auch beim Lüfterdesign ist Corsair sich treu geblieben. Das RMx Shift setzt wieder auf einen 140mm Lüfter  mit FDB Lager in Weiß. De Lüftersteuerung ist erneut semi-passiv aufgelegt, was aber bei diesem Modell eine Frage aufwirft. Wegen der seitlichen Anschlüsse lässt sich das Netzteil nämlich nur in eine Richtung und zwar mit dem Lüfter nach unten montieren. Nun weiß man aber, das die bessere Option, semi passive Netzteile einzubauen mit dem Lüfter nach oben ist, damit wenn der Lüfter steht Warme Luft trotzdem nach oben entweichen kann. Es wird also interessant zu sehen wie Corsair die Lüftersteuerung hier im Detail realisiert hat.

Die üblichen Schutzschaltungen sind natürlich mit an Board. Dass heißt Überlastschutz, Überspannungsschutz, Kurzschlussschutz, Unterspannungsschutz, Überstromschutz und auch ein Überhitzungsschutz.

Am Ende steht noch die bei Corsair mittlerweile übliche 10 Jahres Garantie, die dank der entsprechend hochwertigen Komponenten entsprechendes Vertrauen in die Plattform setzt.

Technische Details, Spezifikationen und Lieferumfang

Auch bei den technischen Daten gibt es einiges interessantes neues zu sehen. So ist das Corsair RMx SHIFT, das erste Netzteil bei uns im Test, bei dem die -12V Spannung weggelassen wurde. Diese ist bereits in den letzten ATX2 Spezifikationen nur noch optional gewesen, aber alle Hersteller haben sie dennoch „mitgeschleift“. Die -12V Spannung wird eigentlich nicht mehr gebraucht, denn die war primär für einige Serielle Ports, PCI-Erweiterungskarten und insbesondere einige PCI-Soundkarten relevant. Davon wird eigentlich nichts mehr in aktuellen und selbst älteren PCs eingesetzt.

Ansonsten handelt es sich wieder um Single-Rail Netzteile die nun aber eben nach dem ATX3 Standard entsprechende Leistungsreserven für Lastspitzen bieten. Bei allen Modellen steht die gesamte Leistung auf der 12V Schiene bereit. Die Angaben zu den tolerierten Lastspitzen finden sich nicht auf den Netzteilen, aber die Dimensionierung der 12VHPWR Anschlüsse liefert darauf Hinweise.

Technische Spezifikationen
Modell750850 1000
Leistung gesamt W7508501000
Peak Leistung---
Leistung 3.3/5V gesamt W150150150
12V-Gesamt A/W62.5
750
70.8
849.6
83.3
1000
12V-Rails111
Leistung Rails A---
3,3V A202020
5V A202020
-12V A---
5 V SB A333

Bei den Anschlüssen geht Corsair einen eigenen Weg. Das Netzteil besitzt wegen des „SHIFT-Designs“ Buchsen im neuen Microfit-Format, allerdings hat das Modell keinen nativen 12VHPWR Anschluss am Netzteil, wie andere ATX3-Netzteile. Stattessen wird das 12VHPWR-Kabel über zwei 8-Pol-Microfit-PCIe Anschlüsse angeschlossen. Das große 1000 Watt Modell besitzt dafür gleich 7 dieser Buchsen, woran dann fünf normale PCIe-/EPS-Kabel und ein 12VHPWR Kabel angeschlossen werden können. Man ist hier also komplett frei in der Verteilung der Kabel, weil alle Kabel am Netzteil in die gleichen Buchsen passen. Das gilt auch für die kleineren Modelle, nur das hier entsprechend nur 4 oder 5 der Buchsen vorhanden sind.


Kabelkonfiguration
   7508501000
 Länge mmTypKabel x Stecker
ATX 24-pin610flach1x11x11x1
EPS / ATX12V 4+4Pin650flach2x12x12x1
PCIe 5.0
(12VPWHR)
650flach1x1
300W
1x1
450W
1x1
450W
6+2-pin PCIe750flach1x21x22x2
6+2-pin PCIe650flach1x12x13x1
SATA #1400/100/100/100/100flach3x43x44x4
SATA/Molex 400/100/100/100/100flach1x42x42x4
Floppy  000
      

Lastverteilung / Volllast

Für den Test des Netzteils nutzen wir die Lastverteilung, die nach der 80-Plus-Spezifikation für die verschiedenen Schienen vorgesehen ist. Dabei handelt es sich um eine symmetrische Verteilung, die alle Schienen gleichmäßig nach ihrer maximalen Leistung beansprucht.

Das Diagramm unten zeigt die genutzten Lasten im Vergleich zur maximal möglichen Ampere-Leistung. Diese Verteilung entspricht im Test 100% Last also Volllast. 0 % Last bedeutet, dass das Netzteil mit jeweils 0 Ampere Einstellung am Load-Tester läuft und lediglich die Spannungen der einzelnen Schienen ohne zusätzliche Last gemessen werden. Es ist also an alle Schienen nur ein Voltmeter in Betrieb und das Netzteil läuft ansonsten im Leerlauf.


Lastverteilung für die verschiedenen Modelle im Test

Unser Test-Equipment

Der Einsatz unserer eigenen Chroma-Teststation - die uns selbst gehört und nicht von einem Netzteilhersteller bereitgestellt wurde - ermöglich uns deutlich mehr Messungen vorzunehmen, als dies außer Haus aufgrund von Terminabsprachen und Zeiteinteilung mit Hersteller-Equipment möglich ist. Das professionelle Equipment ermöglicht uns die Performance von Netzteilen sehr exakt einzuschätzen. Gerade wo die Netzteile in den letzten Jahren immer enger zusammenrücken ist dies für einen Vergleich und das herausarbeiten kleiner Unterschiede  unabdingbar.

Unser Messsystem besteht insgesamt aus folgenden Komponenten:

  • Chroma 66202 Power Meter
  • Chroma High-Speed DC Loads bis 3600 Watt für 12V
    10x Chroma 63303 a 300W
    1x Choma 63306 a 600W - OPP/ OCP testing
  • 4x Chroma  63302 Dual Load a 2x100 W für 3,3,5,-12,5V
  • Chroma AC Source 61505 mit 4 kVA und integrierter PLD-Simulation
  • Chroma AC Source 6420 2 KW
  • Keysight 34460A 6,5 Digit Tisch-Multimeter für genaue Spannungskontrolle
  • 4x Rigol DS1054Z Osziliskop für simultane Überwachung von 16 Kanälen
  • Fluke 80i-110s AC/DC-Stromzange (100 A) für Messungen Inrush, Holdup etc.  
  • Diverse weitere Stromzangen, Differential Tastköpfe etc.

Wir werden In Sachen Testequipment direkt vom deutschen Chroma Service Center unterstützt. Chroma ist auf professionelles Testequipment zur Effizienzmessung spezialisiert und unterstützt uns mit Know-How in Sachen Messtechnik. Die Messtechnik von Chroma gilt im Bereich der Netzteilproduktion und Qualitätskontrolle als Referenz.

Das gesamte Testequipment ist unser Eigentum und wurde von uns selbst angeschafft. Es wird nicht von einem Netzteilhersteller bereitgestellt und wurde auch nicht von Netzteilherstellern gesponsert. Wir sind diesbezüglich also völlig unabhängig.

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