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Alt 17.09.2008, 21:14   #1 (permalink)
TPC-InventarNr. 1337
 
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io.sys hat eine strahlende Zukunft
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Standard Kriegsdienstverweigerung

Angeregt durch n Gespräch im IRC habe ich hier mal meine KDV ausgegraben.

Mir gehts hier nicht darum, jemanden zu ermutigen, zu verweigern oder jemandem ne Hilfestellung zu geben.
Wir haben uns im IRC drüber unterhalten und daher habe ich das hier mal aufgemacht.
Hätte mich mal interessiert, was die anderen so an Zeilen an die entsprechende Anstalt geschrieben haben.

Die habe ich damals mit 19 oder so geschrieben.
Wenn Fehler drin sind, ists wohl nicht mehr die letzte Fassung:

Zitat:
Eine lange Periode des Nachdenkens und zahlreiche Eindrücke , Erfahrungen und Gespräche mit Freunden ,
Bekannten und anderen Menschen haben bei mir zu einer festen Gewissensbildung geführt und sie gestärkt .
Es war für mich ein langer Weg , eine klare Entscheidung für mich zu treffen .

Mir wurde klar, daß ich niemals den Kriegsdienst mit der Waffe verrichten könnte.
Immer wieder verfolge ich die Schreckensmeldungen in den Nachrichten über Angriffe, Gegenangriffe, Vergeltungsschläge und Einschüchterungen, die mit Bildern aus dem Kriegsgebiet untermauert werden, in denen unschuldige Menschen brutal getötet und Schicksale eiskalt ausgelöscht werden .

All diese Bilder haben meine Eindrücke über den Krieg, die ich hatte, verstärkt. Meine ersten Erfahrungen mit
Konfliktsituationen, und wie man sich am besten in ihnen verhält, habe ich schon im Kindesalter gemacht.
Den Konfliktpartner nicht zu verletzen oder ihm zu drohen, sondern eine friedliche Lösung der Auseinandersetzung zu finden, das war es, was meine Mutter mich immer lehrte.
Sie brachte mir früh bei, daß es besser ist in Konfliktsituationen friedlich zu verhandeln und nicht mit Gewalt zu reagieren.

Mit zunehmendem Alter ist mir diese Philosophie immer bewusster und plausibler geworden. Ich wurde selbständiger und begann auch dementsprechend zu denken. Nach einigen persönlichen Konfliktsituationen ist mir selbst klar geworden, daß diese durch Gewalt nicht zu lösen sind.
Gewalt löste Gegengewalt aus, welche in einem wechselseitigen Aufschaukelungsprozeß immer weiter eskalierte!
Verhandelte ich hingegen mit meinem Konfliktpartner auf FRIEDLICHER Basis, stellte ich nach kurzer Zeit fest, daß allein friedliche Diskussionen die einzige Möglichkeit sind, Meinungsverschiedenheiten und Konflikte zu lösen.

Meine Mutter hatte damit ihr erzieherisches Ziel erreicht. Sie hat mir zwar immer die Freiheit gelassen, alleine
meine Probleme und Konfkikte zu lösen, doch durch die positiven Erfahrungen die ich selbst gemacht habe, konnte ich diese Einstellung bis heute behalten und intensivieren.
Ein gutes Beispiel dieser Philosophie, Gewalt zu vermeiden und friedlich etwas zu erreichen, ist die deutsche
Wiedervereinigung, welche beweist, daß auch tiefgreifende politische Konflikte friedlich und ohne jegliche Gewalt zu lösen sind.
Im Religionsunterricht sah ich ebenfalls wie sinnlos Gewaltanwendung zur Lösung von Konflikten ist.
Im Rahmen des Themas ,,Du sollst nicht töten\" sahen wir den Film ,,Die Brücke\".
Der für mich heute noch sehr prägnant ist. Der Film zeigte in erschreckend realistischer Weise, wie sich vor allem junge, naive Menschen, die nicht älter sind als ich, im Zweiten Weltkrieg gegenseitig zerstören, beziehungsweise vom Krieg zerstört werden.
Am Anfang des Films wirken die Jungen noch begeistert und euphorisch, doch sie ahnen nicht, was auf sie zukommen wird, als sie zur Waffe greifen und in den Krieg ziehen wollen.
Sie haben keine Ahnung vom Krieg und der Gewalt, die solcher mit sich bringt. Und sie wissen auch nicht, was es bedeutet, zu kämpfen, jemanden zu töten und den Tot zu erleben.
Die jungen Soldaten haben die Aufgabe, eine bedeutungslose Brücke gegen die vormarschierenden Alliierten zu verteidigen.
In der Szene wird die Grausamkeit des Krieges und des Tötens besonders klar dargestellt und deutlich.
Als es zum direkten Zusammenstoß zwischen den jungen Soldaten und den Alliierten kommt, wird einem deutschen Soldaten von einem amerikanischen Soldaten so mit dem Maschinengewehr der Leib zerfetzt, daß ihm die Eingeweide aus dem Bauch quellen.
Ein Überlebender eilt seinem qualvoll sterbenden Freund zu Hilfe und versucht verzweifelt, ihm den Bauch zuzuhalten, aber die Eingeweide strömen immer weiter heraus , bis der junge Soldat schließlich verblutet, und er im Moment seines Todes von seinem Freund in den Armen gehalten wird.
Der Film verdeutlicht, wie hauptsächlich unschuldige Leute meines Alters an der Front als Kanonenfutter ihr Leben lassen müssen, von einem sogenannten ,,Feind\" ermordet, der überhaupt nicht ihr persöhnlicher Feind ist, sondern ebenfalls nur ein Mensch, der gleichermaßen von seiner Seite den Befehl bekam, den ,,Feind\" auf der anderen Seite zu töten.

So stehen sich in einem Krieg immer Menschen gegenüber, die durch einseitige Sichtweisen, fehlinterpretierte Nachrichten und Propaganda auf einander aufgehetzt werden. Soldaten bekommen ihr Feindbild des Gegners eingebläut und müssen den Befehlen, die sie von ihrer Obrigkeit bekommen, gehorchen und sie blind ausführen, ohne daß sie sich selbst eine Meinung bilden können.



Der Film ,,Die Brücke\" zeigte mir auch diese Seite des Krieges. Er zeigte mir die schockierenden Tatsachen, daß die Opfer des Krieges individuelle Menschen sind, die dazu verurteilt wurden, zu töten oder getötet zu werden.
Und dies in Konflikten, die nicht ihre eigenen sind, sondern die bestimmter politischer Machtapparate.
Sie haben auch nicht die Chance, diese Konflikte auf ihre Art zu lösen, sondern müssen die Befehle der teilweise
Machtsüchtigen Befehlshabern bedingungslos befolgen, während diese sich mit Lorbeeren, an denen das Blut tausender junger Männer klebt, schmücken.

Die Grausamkeiten des Krieges werden von den Verantwortlichen gerne verschleiert, verfälscht oder gar totgeschwiegen.
Sie möchten erst gar keine menschlichen Gefühle wie Mitleid aufkommen lassen, da sich diese noch am Ende gegen sie richten könnten.
Stattdessen spricht man vom ,,Feind\" , der zurück gedrängt wurde, von ,,Verlusten\", die dabei entstanden sind oder von ,,Streitkräften\", die dazu nötig waren, und spricht doch im Grunde von Individuen, menschlichen Schicksalen, die getötet und ausgelöscht wurden, indem man eine gewaltige Kriegsmaschinerie über sie hat hinweg rollen lassen.

Alle diese gefährlichen euphemistischen, beschönigenden Beschreibungen lassen einen allzuschnell die tatsächlichen Greuel und Grausamkeiten des Krieges und der Gewalt vergessen.
Meiner Meinung nach kann Krieg kein Mittel der Politik sein.
Die Geschichte zeigt zwar, daß es immer Kriege gegeben hat, aber sie zeigt ebenso unabänderlich die Tatsache,
wie viele unschuldige Menschen dabei immer wieder, getötet ja sogar abgeschlachtet worden sind!
Ich bin mir im Klaren darüber, daß immer die Gefahr eines Krieges bestehen wird und ich habe große Angst davor, dass der Kriegsfall irgendwann tatsächlich einmal eintreten wird.
In jedem Krieg kommt es unausweichlich zu der Situation Soldat gegen Soldat und in solch eine Situation kann ich mich nicht begeben, denn mit dem Schuldgefühl, einer glücklichen Familie den Vater, den Sohn oder den Bruder genommen zu haben, könnte ich nicht leben .
Wer sich die Bilder von Kriegen oder aus Krisengebieten ansieht, kann wie ich nur zu dem Schluß kommen,
daß Gewaltanwendung kein Mittel zur Lösung eines Konfliktes sein kann!
Die Folgen eines Krieges, wie Tod, Kummer, Not und Elend kamen beispielsweise in Jugoslawien deutlich zum Ausdruck und mit der Vorstellung, selber einmal zur Waffe greifen zu müssen, um einen unschuldigen Menschen zu töten, könnte ich nicht fertig werden.
Diese Einstellung hatten wohl auch zahlreiche Bundeswehrsoldaten zu Zeiten des Golfkrieges, da sie sonst den Kriegsdienst nicht nachträglich verweigert hätten.
Ihnen ist wohl bewußt geworden, daß man bei der Bundeswehr auch zum töten ausgebildet wird und dass ihnen
die Situation, einen Menschen zu töten unmittelbar bevor stand.
Wenn ich zur Bundeswehr gehe, werde ich zum töten ausgebildet.
Ich müßte auch dazu bereit sein, das zu tun, was meiner Familie zugefügt werden könnte; nämlich Not und Elend durch Vertreibung und Mord.
Das menschliche Leben ist der höchste Wert und durch nichts zu ersetzen.
Sei es durch Bodenschätze, Ländereien, oder andere materielle Dinge!

Deshalb habe ich auch nicht das Recht, sei es im Auftrag oder aus eigenem Handel heraus anderen Menschen das Leben zu nehmen.
Auch ein Befehl könnte mich niemals von meiner persönlichen Verantwortung befreien.
Alle meine oben genannten Eindrücke ließen mich zu dem Schluß kommen, daß ich den Kriegsdienst verweigern werde.
Wie gesagt ich war damals 19 und daher bitte ich jetzt keine Kritik zu Inhalt und Formulierungen.
http://home.arcor.de/gill-dates/erika/post.jpg
peta: people eating tasty animals

Geändert von io.sys (17.09.2008 um 21:38 Uhr)
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djs (17.09.2008), Fakk-asrock (17.09.2008)
 

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kriegsdienstverweigerung


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