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VIAs IGP-Geschichte

Wie die Jungfrau zum Kind

VIA ist ein sehr undurchsichtiger Hersteller. Betrachtet man sich seine Umsatzzahlen, dann ist das Unternehmen über Jahre hinweg einem stabilen Kurs gefahren und dass obwohl es unzählige und grundlegende Struktur- und Geschäftswechsel gab. Beispielsweise war man zu Zeiten des Athlon XP weltweit einer der wichtigsten Chipsatz-Lieferanten. Dies änderte sich dann schlagartig mit dem Athlon 64 so dass man eigentlich annehmen müsste, dass dies ein schwerer Schlag für das Unternehmen war. Doch VIA besitzt kein so eng gefasstes Kerngeschäft und hat seine Finger tatsächlich auch im Grafikchip-, Mainboard- und Prozessormarkt. Man ist also ein Fulfillment-Unternehmen, dass bei Bedarf ganze Systeme liefern kann. Neben VIA gibt es tatsächlich nur INTEL, die dies von sich behaupten können. Daher leidet das Unternehmen nicht sehr stark, wenn ein Bereich Schwäche zeigt.

Zur eigenen Grafikchip-Sparte kam VIA eigentlich durch Zufall. Die Firma S3 – die ehemalige Nummer 1 im Grafikkartenmarkt – verlor zunehmend den Anschluss an die Konkurrenz. Zum Schluß verpasste sie mit dem defekten Savage 2000 Grafikchip auch noch ihre letzte gute Chance auf ein Comeback und musste sich entgültig ergeben. Hier sah VIA seine Chance gekommen sich dieses Unternehmen preiswert einzuverleiben. Mittlerweile nennt sich die Sparte S3 Graphics und ist eine vollwertige Tochter von VIA. Der zu S3-Zeiten entwickelte Savage-Grafikchip – oder vielmehr eine verbesserte Version des selbigen - findet aktuell Verwendung als IGP in VIAs Chipsätzen. In den aktuellsten Ausführungen findet sich sogar ein DirectX 9.0 Ableger mit Pixel Shader 2.0 Support. Die Produkte sind dabei sehr einfach aufgebaut und eigenen sich daher neben regulärer Video-Beschleunigung nur für einfache 3D-Aufgaben.

Ob S3 Graphics eine große Zukunft hat, wird allgemein bezweifelt. Schon oft hat man versucht leistungsstarke Produkte auf den Markt zu bringen, doch immer wieder scheiterte dieses Vorhaben an der übermächtigen und schnelllebigen Konkurrenz, so dass man sich immer wieder sehr schnell von solchen Ideen verabschiedete. Gerüchten zufolge plante man einen erneuten Vormarsch mit entsprechenden DirectX-10 Grafikchips, die Ende 2007 / Anfang 2008 auf den Markt kommen sollten. Deren Erfolg wurde aber auch diesmal bezweifelt. Dabei ist nicht die Technik das Problem, sondern vielmehr der fehlende Ehrgeiz, um diese Produkte auch in den Markt zu boxen. Denn selbst wenn sie nicht in der High-End-Liga mitspielen können, sollte dies für S3 Graphics kein Grund sein, gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Und da S3 Graphics nun auch eigene Grafikkarten produziert, hat man hoffentlich auch den Mut sie im Zweifelsfall selbst großflächig anzubieten.

Diese Gerüchte haben sich (bisher) nicht bewahrheitete. Stattdessen ist ein neues Gerücht aufgekommen, dass mit einer Übernahme des VIA-Konzerns spekuliert und zwar von NVIDIA. Doch lassen wir die Spekulationen aussen vor und bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen. Wichtig erscheint hier die Weiterentwicklung der IGPs für neuere Chipsätze. Denn hier hat VIA noch am ehesten gute Chancen sich zu etablieren. Doch leider lässt man auch diese Sparte schleifen. Gut zu sehen ist dies am aktuellsten Produkt, dem VIA Chrome9 HC IGP. In ihm findet sich zwar DirectX 9 bzw. der Pixel Shader 2.0, doch im Grunde nur der Kompatibilität wegen. Allgemein konzentriert man sich mehr auf die Weiterentwicklung der eigenen C3 und C7 basierenden System-Plattformen, die vornehmlich einem industriellen Verwendungszweck dienen sollen. Dafür sind die bisherigen Komponenten wie Mainboards, Chipsätze, Prozessoren und eben auch IGPs in Funktion und Leistung mehr als ausreichend dimensioniert. Für die klassischen PC-Plattformen, wie aktuell dem Core 2 Duo oder dem Athlon 64, begnügt man sich die vorhandenen Chipsätze zu recyceln und bedient damit - leider - nur den Massenmarkt im unteren Low-Budget-Sektor.