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be quiet! Dark Power 13 - leises ATX3 Netzteil mit bis zu 96% Effizienz im Test (9/9)

Zusammenfassung

Mit der Generation 12 beim Dark Power hat sich be quiet! Anfang 2022 erstmals in das 80-Plus-Titanum Segment begeben und das in einer schwierigen Zeit. Das Modell war in der Corona-Zeit öfters von Lieferproblemen betroffen und es gab wohl auch einige Kinderkrankheiten was den neuen Lüfter betraf. Wir selbst haben zum Dark Power 12 keinen Test online, da unser Testmuster ein Problem mit der Standby-Leitung aufwies und Ersatz seinerzeit nicht verfügbar war. Trotzdem kennen wir natürlich den Vorgänger recht gut und können diesen mit dem neuen Dark Power 13 vergleichen.

Die beiden Modelle sind sich abseits der Änderungen für ATX3 eigentlich sehr ähnlich, aber es gibt eine dominante Neuerung, die über allem heraussticht. Es ist die Lüftersteuerung. Betrachtet man zum Beispiel das 1000 Watt Modell so verlief die Lüfterkurve bei diesem von etwa 400 UPM bis hin zu 1400 UPM bei 1000 Watt Volllast. Beim neuen Dark Power 13 startet man bei etwa 390 UPM und endet unter Volllast bei gerade einmal 900 UPM. Diese drastische Reduktion um satte 500 UPM bei den gleichen Testbedingungen wirkt sich natürlich erheblich auf die Laustärke aus. Der Lüfter reagiert zudem extrem Träge auf Laständerungen, was für Silent-Freaks optimal ist, weil kurzfristige Hochlasten eben dann keinen Einfluss auf die Laustärke des Netzteils haben.

Die absolute Drehzahl ist allerdings nicht das Einzige, was bei einem Vergleich auffällt. Der Lüfter des neuen Modells läuft gleichmäßiger und in mehr Stufen, was vermutlich an dem besseren neuen Lüfter-Controller im Dark Power 13 liegt.

Die Reduktion der Lüfterdrehzahl hat natürlich auch Auswirkungen auf die Temperaturen und die Effizienz des Netzteils. Um so erstaunlicher ist, dass die Effizienz minimal gesteigert wurde und die Temperaturen absolut im Rahmen liegen. 88 Grad war die heißeste Stelle, die wir mittels Wärmebildkamera beim 1000 Watt Modell messen konnten.

Noch einen Punkt muss man zum Thema Laustärke sagen. Auch das Dark Power 13 benutzt nun den Burstmode, um bei geringen Lasten hohe Effizienz zu erreichen. Der Burstmode verursacht gerne mal Pfeifgeräusche wegen der Frequenzänderungen, die man auch bei der Ripple direkt am Oszilloskop sehen kann. Geräusche sind dabei beim Dark Power 13 aber überhaupt nicht zu vernehmen.

Die Effizienz liegt bei allen Versionen des Dark Power 13 auf Titanium Level unter 115V Eingangsspannung, wobei sich immer eine deutliche Verschiebung zur besseren Effizienz im unteren Lastbereich zeigt. Das 1000 Watt Modell schneidet von allen bei Vollast am schlechtesten ab, was aber nicht verwunderlich ist, vor allem wenn man die extrem geringe Lüfterdrehzahl im Hinterkopf hat. Wie alle modernen Netzteile ist das Dark Power 13 zwischen 20% und 50% am Effizientesten, der Peak liegt bei 30% bis 40%. Bei den für uns relevanten 230 V erreichen alle Modelle in der Spitze über 95% Effizienz. Schiebt man die Last überwiegend auf 12 V, so kann man fast bis an die 96% erreichen.

Auch bei sehr niedrigen Lasten ist das Dark Power 13 stark. Die Netzteile erfüllen alle die neue 2% Regel und liegen dort über 72% Effizienz. Im Test von 5-100 Watt Last kann man sehen, dass die Verlustleistung eigentlich recht konstant bei um die 6 Watt liegt. Ganz unten, also unter 20 Watt muss man dabei noch bedenken, dass es sich um ein aktives Netzteil handelt. Semi-passive Modelle können hier noch mal etwas effizienter sein, weil der Lüfter steht und keinen Strom verbraucht.  

Die Standby-Effizienz wurde auch noch einmal etwas hoch geschraubt und liegt jetzt bei etwa 80%.

In Sachen Houskeeping überzeugt das neue Modell ebenfalls. Die Holduptime aller Versionen liegt über 19 ms und ist damit sehr gut. Nur das 750 Watt Modell leistet sich hier einen kleinen Patzer beim Delay zwischen PG und VDrop, das unter der geforderten 1ms liegt.

Die Power On Time ist mit 72 ms  und weniger extrem kurz und das Power OK Delay mit 131 ms auf einem Niveau, das die höchsten Grenzwerte der ATX-Spezifikation für neue Standby-Modi erfüllt.

Beim Einschaltstrom erreichen die Modelle knapp über 50A für etwa 2,5 ms. Das ist sicherlich ein Wert den man noch verbessern könnte, aber Probleme nicht eigentlich nicht auftauchen.

Die Themen Spannungsregulation und Ripple werden bei be quiet! seit jeher etwas Stiefmütterlich behandelt. Das ist auch beim Dark Power 13 so und damit steht man etwas im Kontrast zu Herstellern wie Superflower, deren oberstes Ziel eine Zeit lang offenbar war die geringste Ripple aller Netzteile aufzuweisen.

Das Dark Power 13 liegt beim Spannungsabfall auf 12V um die 1,5%, die maximale Abweichung liegt etwas darunter, weil das Netzteil knapp über 12 V startet. Das ist natürlich deutlich weniger als die erlaubten 10% Abfall oder 5% Abweichung, aber auch mehr als die unter 0,5%, die bei den Top Serien anderer Hersteller erreicht werden.

Das gleiche gilt für die Ripple und Noise Messungen. Hier erreicht man auf 12V je nach Anschluss Werte zwischen 20 und 30 mV auf den Nebenspannungen leibt man meist unter 30 mV.  Auch diese Werte sind weit von den Grenzwerten der ATX-Spec 120mV und 50mV entfernt, aber liegen dennoch klar über den Bestwerten, die man bei anderen Modellen sehen kann. Die praktischen Auswirkungen dieser Werte sind minimal, außer wenn man vielleicht in den Bereich Extrem-Overclocking geht, bei dem extrem stabile Spannungen durchaus wichtig sein können.

Das Thema Schutzschaltungen hat bei be quiet! zuletzt eigentlich nie enttäuscht. Auch beim Dark Power 13 funktionierte bei unserem Test wieder alles einwandfrei. Die Abschaltpunkte wurden allerdings gegenüber den Vorgängern etwas erhöht, was sicherlich auch an der neuen ATX3 Spezifikation liegt. Das 1000 Watt Modell Schaltet nun erst bei 123 A oder 1451 Watt ab. Die Nebenspannungen lösen bei etwa 40 A und darunter aus.

Die ATX3-Peak-Load-Tests werden wir bei Gelegenheit nachliefern, wenn uns das entsprechende Equipment zur Verfügung steht. Wir gehen aber davon aus, das hier keine Probleme auftauchen werden, wenn das Netzteil bereits fast 50% Überlast dauerhaft schafft.

Fazit

Das neue Dark Power 13 ist eine sinnvolle Weiterentwicklung des Dark Power 12, die sich den beiden aktuell relevantesten Punkten in der Serie gewidmet hat. Erstens wurde das Modell auf den neuen ATX3-Standard aufgewertet, was schon einmal sehr positiv ist und zweitens wurde ordentlich am Punkt Lüfter und Laustärke gearbeitet. Wo das Dark Power 12 also weniger überzeugen konnte und für ein Top-Netzteil von be quiet! etwas zu laut war (Vor allem die 1000 Watt Version), kann das 13 nun voll überzeugen. Die Lüfterdrehzahl ist insgesamt so gering, dass das Netzteil eigentlich nur noch leise, etwas "grummelige" Motor/Lagergeräusche produziert, die man hört, wenn man das Ohr direkt an das Netzteil hält. Bei unter 1000 UPM selbst bei Volllast bleibt das Netzteil eigentlich immer schön leise.

UPDATE: Im Internet gibt es mehrere Berichte zu Exemplaren des Dark Power 13, die bei geringer Lüferdrehzahl deutlich hörbare Geräusche produzieren. Das Problem tritt aber nicht bei allen Modellen auf. Die Gesamtlautstärke, sprich Laustärke bei höherer Last und höherer Drehzahl wird zudem davon offenbar nicht beeinflusst. Unsere Testmuster waren von dem Problem auch nicht betroffen. Bei be quiet! ist das Problem mittlerweile bekannt und man sucht nach einer Lösung. Entsprechende Modelle werden von be quiet! auch über den Kundendienst ausgetauscht.

Dass man dafür an anderen Punkten wie zum Beispiel der Spanungsregulation oder Ripple, etwas schlechter abschneidet, als die Top-Modelle der Konkurrenz, scheint einkalkuliert. Laustärke und der verbaute hochwertige Lüfter bleiben eben das Steckenpferd von be quiet! Bei allen praxisrelevanten Punkten, wie Effizienz, Schutzschaltungen, Timings und so weiter liefert das Dark Power 13 gute bis sehr gute Resultate.

Wer aktuell ein leises ATX3-kompatibles Netzteil mit höchster Effizienz sucht, kommt am Dark Power 13 sowieso kaum vorbei, denn die Konkurrenz hat ihre Titanium-Modelle noch gar nicht am Start. be quiet! ist dieses mal also ein echter Vorreiter.

Vorteile

  • Erstes Titanium zertifiziertes ATX3-Netzteil
  • Titanium Effizienz mit Peak bei 30-40%
  • bis zu 96 % Effizienz bei 230V
  • sehr geringe minimale Drehzahl (400 UPM )
  • sehr geringe Drehzahl bei Volllast (unter 1000 UPM)
  • Insgesamt gute Verarbeitung und schönes Design
  • Vorbildliche Dokumentation und Beschriftung der 12VRails
  • Korrekt Beschriftung des 12VPWHR Steckers 450/600W
  • Sehr gute SCP-Schutzschaltung
  • Gute Timings und Holduptime
  • Vollmodular
  • Schönes Gehäuse-Design
  • Kaum Preissteigerung, quasi gleiche UVP wie ATX2
  • 10 Jahre Garantie

Nachteile

  • Spannungsregulation und Ripple könnte besser sein
  • Einige Modelle sind von Problemen mit höherer Laustärke bei niedriger Lüfterdrehzahl betroffen


31.01.23 / rj

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