Silverstone SST-SX-500LG SFX Netzteil im Test (3/6)
Effizienz und Leistungsdaten
Der Einsatz unserer eigenen Chroma-Teststation im Haus ermöglicht uns natürlich nun deutlich mehr Messungen vorzunehmen, als dies
außer Haus aufgrund von Terminabsprachen und Zeiteinteilung möglich ist. Unsere Effizienzmessungen haben wir daher nun auf den
kompletten Lastbereich des Netzteils von 5 bis 100% in 5% Schritten ausgeweitet. Hierbei messen wir alle relevanten Daten des Netzteils
von Spannungen, Verbrauch, PFC, THD und mehr, stellen aber hier der Übersicht halber nur die für den Endkunden relevanten Daten dar, um
nicht in einer Flut von Diagrammen zu ersticken. Gerne nehmen wir in unserem
Netzteil-Forum Vorschläge zur Verbesserung oder Erweiterung entgegen.
Wir messen die Effizienz des Netzteils sowohl bei 230V als auch bei 115V und nutzen dazu eine Chroma AC-Source mit Feedbackmessung.
Die Source stellt dabei lastabhängig die Spannung immer so ein, dass genau 230V und 50Hz oder 115V und 60Hz in einer perfekten
Sinuswelle anliegen. Das Netzteil wird also unter idealen Bedingungen gemessen.
Beginnen wir zunächst mit der Effizienz bei 115V um die korrekte Einordnung des Netzteils nach dem 80 Plus Standard abzuschätzen. Wie
man auf dem Diagramm unten sehen kann, besitz das Silverstone SST-SX500-LG einen fast äquivalenten Verlauf zur gleitenden 80 Plus Gold
Kurve. Die Stützpunkte bei 20,50 und 100% Last werden quasi genau getroffen. Bei 15 % gibt es einen kleinen Einbruch im
Effizienzverlauf.
In der Spitze erreicht das SST-SX500-LG bei uns 90.4% Effizienz und liegt bei 5% Last immer noch bei etwa 75 %, wenn man
berücksichtigt das dies nur noch 25 Watt Last entspricht sind die 75% durchaus als gut zu bezeichnen. Insgesamt kann man zusammenfassen, dass die Ergebnisse
auf solidem Gold-Level sind, und zwischen 20 und 50% sogar etwas darüber liegen.
Schaut man sich die Effizienz bei der für uns in Deutschland relevanten Spannung von 230 V an, so sieht der Kurvenverlauf doch etwas anders aus,
denn hier fällt das Netzteil nach hinten noch einmal deutlich effizienter aus und kaum noch in der Performance ab. In der Spitze
erreicht unser Testmuster eine Effizienz von 91,8% und bei maximaler Auslastung messen wir immer noch über 89%.
Im niedrigen Lastbereich sehen wir auch hier bei 5% eine Effizienz von bereits 76%, bereits ab 15% erzielt das SX500-LG einen
Wirkungsgrad von über 88%.
Standby Verbrauch und Effizienz
Der Standby-Verbrauch und die Effizienz der 5V Standby-Leitung sind durch aus deutlich relevanter als man denken mag. Immerhin
verbringt der PC oft lange Zeiten in diesem Modus und angeschlossenen USB-Geräte verbrauchen gerne auch Strom obwohl der PC eigentlich
abgeschaltet ist.
Wir messen die Standby Effizienz ebenfalls von 0 bis 100% Last der 5 V SB Leitung und führen die Werte im folgenden Diagramm auf.
Die Effizienz des Netzteils liegt hier bei etwa 77%, das ist kein besonders guter, aber auch kein schlechter Wert.
Von ebenfalls großer Bedeutung ist die Leistungsaufnahme des Netzteils im lastfreien Zustand. Das bedeutet, dass das Netzteil am Strom
angeschlossen ist, aber kein Strom aus dem Netzteil entnommen wird. In diesem Zustand darf das Netzteil nach den neuen EU-Vorschriften nicht
mehr als 0,5 Watt Leistungsaufnahme aufweisen.
Die Messung dieses Werts ist nicht ganz so einfach, denn die Leistungsaufnahme in diesem Modus kann ständig stark Schwanken. Wir
messen diesen Wert daher nach den aktuellen IEC 62301 / ErP Reglungen.
Mit 0,1852 Watt liegt das Silverstone SX500-LG klar unter dem geforderten Wert, zeigt aber auch hier keine Spitzenwerte, die bei
unter 0.09 Watt liegen. Dafür ist die Aufnahme der Leistung recht konstant und schwankt nur um 0.0013 W/hr.
Einschaltstrom
Der Einschaltstrom eines Netzteils steht in engen Zusammenhang mit der Lebensdauer eines Netzteils und zudem mit der
Anwenderfreundlichkeit. Netzteile mit zu hohem Einschaltstrom können nämlich die Haussicherung auslösen. Vor allem aber wird bei jedem
Einschalten kein kleiner "Stromschlag" in das Netzteil gepumpt, der zu einer schnelleren Alterung der Komponenten führt. Gute Netzteile
besitzen daher einen Einschaltstrombegrenzer, der vor allem bei höher dimensionierten Netzteilen enorm wichtig ist.
Beim SX500-LG messen wir einen Einschaltstrom von in der Spitze 52A und im Top etwas über 43 Ampere.
Holdup Time
Die Hold-Up-Time ist die Zeit, die ein Netzteil noch genug Strom liefern kann, wenn am Eingang eine Stromunterbrechung auftritt. Wie
ein kleiner Puffer kann das Netzteil so kurzfristige Stromschwankungen oder Ausfälle ausgleichen. Der ATX-Standard gibt für diese Hold-Up-Time
einen Mindestwert von 16 Millisekunden vor. Beim Einhalten der Hold-Up-Time wird gerne gespart, da hierzu größer dimensionierte und
damit teurere Kondensatoren nötig sind.
Beim Silverstone Testsample liefert unsere Messung einen Wert von 13 ms und liegt damit leider etwas unter dem geforderten Minimum
von 16 ms. Wenn die Eingangsspannung Stabil ist, wie es bei einer normalen Haussteckdose in Deutschland der Fall ist, hat die Holdup-Time
aber mehr oder weniger gar keinen Einfluss auf die Leistung des Netzteils. Sie ist allerdings ein Zeichen dafür das die
Pufferkondensatoren im Netzteil für die Gesamtleistung etwas zu klein dimensioniert sind.
Überlast
Ein relevanter Kritikpunkt des SX500-LG ist die fehlende OCP (Überstromschutz). Zum besseren Verständnis bemühen wir uns denn
Zusammenhang etwas genauer zu erläutern, eine steigende Last hat Einfluss auf das Spannungsverhalten der einzelnen Leitungen des
Netzteiles, bei extremer Überlast brechen die Spannungen des Netzteils unter die ATX-Spezifikationen, was meist einen Neustart des PC
zur Folge hat. Im Schlimmsten Fall können durch zu niedrige Spannungen auch einzelne Komponenten beschädigt werden. Bis zu einer Überlast von 10% also 550 Watt verhält sich das SX500-LG noch normal, danach sinken die Spannungen aber
rapide.
Bei der Analyse des verbauten Sicherungschips PS223 von Silicon Touch Technology Inc. ist uns aufgefallen das dieser zwar alle
benötigten Schutzschaltungen aufweist, diese jedoch offenbar nicht nicht ausreichend genutzt werden.
So verfügt der verbaute Sicherungs-IC des SX500-LG zwar über UVP (Unterspannungsschutz), aber wenn man dem Handbuch glauben darf,
wird diese nur auf der 3,3 und 5V Leitung überwacht. Die wichtige 12V Leitung scheint bei der UVP außen vor zu sein. Dazu kommt das die
OPP des Netzteils erst bei 50% Überlast greifen soll. Die Folge ist dass das Silverstone Netzteil bei starker Überlast leider nicht
frühzeitig abschaltet, sondern im schlimmsten Fall das Zeitliche segnet. Bevor das Netzteil abschaltet konnten wir die 12V Spannung auf
unter 8 sehen, oder es ist zum Teil auch die OTP eingeklinkt. Das Netzteil lies sich dann nicht mehr starten bis es wieder abgekühlt
war.
Der Kritikpunkt ist eigentlich nur unter Laborbedienungen reproduzierbar, in der Realität dürfte es aus mehreren Gründen nicht zu
diesen Problemen kommen. Der erste Punkt ist die Leistungsaufnahme, einen kompakten SFX-PC zusammenzustellen, der aus dem Netzteil und
nur zwei PCIe Steckern mehr als 550 Watt Leistung benötigt, sollte sich schon Platz und kühltechnisch als schwierig erweisen.
Der zweite und der in der Praxis weitaus relevantere Punkt ist der bereits genannte Spannungsabfall, unserer Chroma Teststation ist
es schlichtweg egal, welche Spannung anliegen, denn sie kann nicht aufgrund von zu niedrigen Spannungen "abstürzen". In der Realität am
PC wird aber die Hardware einen Spannungsabfall von 10 Volt auf der 12 Volt Leitung nicht tolerieren und einfach mit Absturz und
Neustart quittieren.
Auch wenn das von uns beschriebene Szenario unwahrscheinlich ist, haben wir unsere Erkenntnisse an Silverstone weitergeleitet, das
Problem dürfte sich in zukünftigen Revisionen leicht beheben lassen.