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be quiet! Pure Power 11 FM 850 Watt im Test (9/9)

Zusammenfassung

Nachdem wir vom Pure Power 11 FM in den kleineren Version doch einigermaßen überrascht worden waren, macht be quiet! mit dem Pure Power 11 FM 850 genau da weiter wo man aufgehört hat. Das Pure Power 11 FM war ein echter Schritt nach vorn bei be quiet! Wir waren uns gar nicht sicher, ob wir jemals größere Versionen dieses Netzteils sehen werden, weil sich be quiet! damit direkt in die Klasse der Straight Power Modelle begibt. Aber offenbar ist die Nachfrage nach leistungsstarken Netzteilen aktuell so stark, dass dies keine Rolle mehr spielt.

Das Pure Power 11 FM und eines der besten Netzteile, die die Hersteller in den letzten Jahren veröffentlicht hat! Warum, lässt sich recht einfach zusammenfassen.

Der für viele interessanteste Punkt wird sicher in der Effizienz liegen. Hier hinterlässt das Pure Power 11 FM eine hervorragende Leistung und kratzt bei 230V Eingangspannung am Platinum-Level. Es schneidet damit genauso gut ab wie das Straight Power 11, hat aber bei sehr niedrigen Lasten kleiner 30 Watt bessere Werte. Es gibt aber auch Nachteile, so ist die Effizienz im Bereich von 30-60 Watt Last wiederrum etwas schlechter als beim Straight Power.

Die Standby-Effizienz liegt mit grob 82% auf Top-Niveau und insgesamt erfüllt das Netzteil alle Grenzwerte der Energiesparrichtlinien. Bei 2% Last erreicht das Netzteil die 74 % Marke und erfüllt damit die neuste ATX-Spezifikationen, bei der es gilt bei 2% Last eine Effizienz von 72 % zu erreichen. Der Grundumsatz des Netzteils ohne Last liegt bei nur noch 4.81 Watt, beim Straight Power 11 waren es noch 6,3 Watt.  Im Zusammenhang mit Standby-Modi fallen auch die kurzen Timings bei dem Netzteil auf, die bei 55 und 132 ms deutlich unter dem Straight Power liegen. 

Bei der Spannungsregulation zeigt sich das Netzteil ebenfalls gegenüber anderen Modellen von be quiet! überlegen. Auf den wesentlichen Spannungen liegt die Regulation bei grob 1%. Damit erreicht das Netzteil nicht die Resultate von Top-Netzteilen, aber für ein Mittelklasse-Modelle sehr gute Werte. Auffällig ist dabei, dass die Spannung auf dem ATX/SATA/EPS-Kabeln etwas schlechter abschneidet als auf den anderen. Allerdings sind dort in der Regel auch die geringsten Belastungen vorhanden. Apropos Kabel, die EPS-Kabel die bei kleineren Modellen mit 50 cm etwas kürzer ausvielen sind nun 60 cm lang.

Ein Blick auf die 12-Ripple bestätigt etwas die Schwäche der ATX/SATA/EPS, denn hier liegt die Restwelligkeit mehr also doppelt so hoch wie auf den EPS- und PCIe-Leitungen. Wie alle modernen Netzteile, die den Burst-mode zur Steigerung der Effizienz bei niedrigen Lasten nutzen, hat das Pure Power 11 FM Bereiche in denen die Ripple sich deutlich steigert. Im Maximum könnten wir so auf der 12V Schiene auf ATX 60 mV und bei EPS/PCIe 48 mV finden. Die Ripple entsteht durch die hochfrequente Umschaltung des Netzteils und hat bei anderen Netzteilen zu deutlichen "Pfeif-Geräuschen" geführt. Interessanterweise hat be quiet! das gut im Griff und wir könnten derartige Geräusche beim Pure Power 11 FM nicht ausmachen.

Nicht weniger erstaunlich ist die gute Holduptime des Netzteils. Satte 18 ms bis zum  PG-Drop und deutlich über 20 ms bis zum Spannungsabfall schafft die 850 Watt Version. Auch das sind bessere Werte als wir sie beim Straight Power 11 gesehen haben. Normalerweise wird gerade bei günstigeren Netzteilen gern an der Holdup-Time gespart.

Die Schutzschaltungen bringen noch zusätzliche Überraschungen. Zunächst einmal funktionieren sie wie von be quiet! gewohnt einwandfrei. Tatsächlich geht das aber soweit, dass das Pure Power 11 FM sogar eine einwandfrei funktionierende OCP auf der -12V Leitung besitzt, was tatsächlich extrem selten anzufinden ist, da die -12V Leitung ja kaum noch genutzt wird. Die 12V Rails sind gut dimensioniert und sollten auch bei Stromhungrigen Grafikkarten keine Probleme machen. Hier sollte man dann allerdings für die Grafikkarte die beiden Rails koppeln und keinesfalls die Grafikkarte an ein Kabel mit zwei Anschlüssen betreiben.

Nach all dem positiven gibt es leider noch einen etwas kleineren Dämpfer beim Thema Lüfter. Aufgrund der Leistung findet man im 850 und 1000 Watt Modell des Pure Power FM einen anderen Lüfter mit höherer Maximaldrehzahl. Das führt dazu, dass leider auch die Minimaldrehzahl höher ist. Anstelle von sehr leisen 450 UPM bei den kleinen, dreht der Lüfter nun mit mindestens 700 UPM. Damit ist das Modell leider nicht mehr ganz so leise und wird vom Straight power mit minimal 250 UPM komplett in den Schatten gestellt. Auch bei hoher Last geht es mit dem Pure Power FM deutlich höher. Für Silent-Freaks ist das sicherlich ein Nachteil, bei den Temperaturen aber auch ein Vorteil, denn das Netzteil wird selbst unter Volllast innen nicht wirklich heiß. Eventuell waren be quiet! hier die Temperaturen aufgrund der Verbauten Komponenten wichtiger als das letzte bisschen Laustärke.

Am Hotspott könnten wir bis zu 82 grad ausmachen. Die Wahl des Lüfters lässt aber darauf hindeuten, das be quiet! seine Modellserien in Zukunft wesentlich mehr über die Laustärke definieren und differenzieren wird, als über die übrigens Leistungsdaten. Sprich wer es wirklich leise will, wird zu den jeweils höherpreisigen Varianten Straight Power oder Dark Power greifen.

Fazit

Das Fazit zum Pure Power 11 FM 850 Watt lässt sich fast komplett von den kleineren Versionen übertragen. Das Netzteil ist quasi in allen Belangen besser als das Pure Power 11 und in vielen Bereichen sogar besser als das Straight Power 11. Wenn man so will, kann man das Netzteil als preisoptimiertes Gold Netzteil bezeichnen, während wohl die nächste Straight Power Edition Leistungsoptimiert sein wird. Vor allem in Sachen Laustärke (=Qualität des Lüfters) wird es in Zukunft  deutliche Unterschiede geben zwischen den Serien. Am aktuellen Straight Power 11 hat der Zahn der Zeit abseits der Lautstärke schon deutliche Spuren hinterlassen.

Der Preis für das Pure Power 11 FM ist aktuell  zum Launch noch ein wenig hoch. Allerdings haben wir es aufgegeben derzeit Preise zu bewerten, weil schon alleine die Containerpreise für Verschiffung und auch die Komponenten exorbitant gestiegen sind.

Die Laustärke bei niedriger Last und die etwas geringere Garantiezeit von 5 Jahren, sind die Punkte, die einem beim Pure Power 11 FM missfallen könnten. Ansonsten bekommt man auch mit der 850 Watt Variante hier ein tolles Netzteil. Wer zum Pure Power greifen will, sollte also definitiv zur FM-Version greifen, außer er kann beim alten Pure Power noch ein Schnäppchen machen.

Vorteile

  • Quasi Platinum Effizienz bei 230V
  • Sehr gute Effizienz bei niedrigen Lasten > 30 Watt
  • Insgesamt gute Verarbeitung
  • Gute Spannungsregulation
  • Gute Restwelligkeit
  • ATX 2.52 kompatibel
  • Vollmodular
  • Sehr lange Holduptime
  • Kein Pfeifen im Burstmode

Nachteile

  • Effizienz von 30-60 Watt Last fällt etwas zurück
  • Minimale Lüfter-Drehzahl 700 UPM / Kein Semi-Passiv-Mode
  • Etwas geringere Garantie als die Konkurrenz (5 Jahre)
  • Bauteile nicht ganz so hochwertig wie bei Straight Power Serie


8.2.22 / rj

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