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Corsair HX1500i 2022 Netzteil im Test - Effizienz für Europa (9/9)

Zusammenfassung

Der große Bruder des HX1000i bringt mit seinen satten 1500 Watt eine echte Überraschung mit sich, die wir von Corsair eigentlich so nicht erwartet hätten. Das Angebot an 1500 Watt Modellen ist eigentlich überschaubar, und die Modelle sind oft auf den US-Markt, der leistungsstarke Netzteile liebt, fokussiert. Das scheint beim neuen Corsair HX1500i aber etwas anders zu sein, denn das Netzteil fühlt sich vor allem bei 230V Eingangsspannung wohl und so eher nicht so bei 115V.

Beim Blick auf die Effizienz bei 115V fällt dem geschulten Auge nämlich direkt die eher niedrigere Effizienz bei hoher Last auf. Bis 50% Last ist die Effizienz extrem gut und erreicht in unteren Gefilden sogar Titanium-Werte. Dann aber kommt es zu einem Einbruch und die Effizienz sinkt immer weiter bis sie bei 100% Last dann nur noch über 87% landet und damit in unseren Messungen nur auf Gold Niveau liegt. Ist das HX1500i also gar kein Platinum Netzteil und falsch zertifiziert? Nein, denn man muss dazu wissen, dass wir in unseren Messungen die Effizienz praxisnah in der gesamten Kette messen, also von Steckdose (Eingang) zu den Anschlussbuchsen am Verbraucher (Ausgang). Bei 80 Plus wird die Effizienz aber auf die bestmöglich Weise gemessen, also am Netzteil-AC-Eingang und Kabelseitig direkt an den Anschlüssen. Dadurch werden Übergangswiederstände ausgeschaltet, die die Effizienz mit messtechnischen Tricks dann knapp auf 89% Platinum Niveau bringen.

Dennoch ist der Umstand überraschend, denn bisherige Corsair Netzteile, wie auch das HX1000i haben auch bei unserer praxisnahen Messung immer die 80 Plus Forderungen erfüllt. Natürlich haben wir zuerst den Fehler bei uns gesucht, aber in den Messungen von Kollegen erreichte das HX1500i aber nicht einmal die 87%, wir haben also schon "gut" gemessen. Insgesamt kann man also sagen, dass das 1500 Watt Modell der Serie in Sachen 80 Plus extrem auf Kante genäht ist, was die Effizienz bei Volllast und 115V Eingangsspannung angeht. Für das 1000 Watt Modell gilt das nicht.

Das Gute, uns in Europa kann das völlig egal sein! Denn bei 230V sieht die Sache anders aus.  Hier liegt die Effizienz mit 90,9% sogar klar über den 80 Plus Platinum Grenzwerten. Und auch im Unteren Lastbereich weiß das Netzteil zu überzeugen. Bei 15 bis 40% Last legt das HX1500i stolze 94% hin. In der Spitze erreicht man 94,7 %. Bei 2% Last gibt es hervorragende 74,4 %, so dass man insgesamt bei 230V von einem hervorragenden Ergebnis reden kann. Auch die Standby-Effizienz ist mit 81-82% fantastisch.

Besonders interessant sind auch die entstehenden Verluste bei bis zu 100 Watt Leistungsabgabe, die nur schlappe 7 bis 19 Watt ausmachen. Für ein Netzteil der 1500 Watt Klasse sind das klasse Ergebnisse. Man muss bei dem Netzteil also keine Angst haben, das man bei geringeren Belastungen Unmengen an Strom verschwendet.

Zu verdanken hat das Netzteil die gesteigerte Effizienz im Niedriglastbereich dem sognannten Burst-Mode, bei dem das Netzteil die Schaltfrequenzen ändert je nach Belastung. Bei älteren Corsair Modellen, die dieses Feature benutzen, kam es dabei zum einen zu deutlich erhöhten Ripple-Werten und zum anderen auch zu hochfrequenten Störgeräuschen. Bei der HXi-Serie ist das deutlich reduziert worden und kaum noch wahrnehmbar, nur die Ripple ändert sich noch minimal je nach Laststufe. Die neue Bauart hat ein paar interessante Nebeneffekte, die praktisch aber nicht relevant sind. Zum Bespiel sollte man das HX1500i nicht mit deutlicher Überlast einschalten, was bei früheren Modellen problemlos ging, führt beim HX1500i zu derben Fehlern.

In Sachen Restwelligkeit gibt es ähnliches wie beim 1000 Watt Modell zu melden, die Werte sind minimal höher. Auf 12V weitgehend unter 35 mV und auf den Nebenspannungen sogar noch deutlich besser unter 16mV. Ab etwa 80% Lüfterdrehzahl speist der Lüfter auch hier wie beim 1000er Störungen in die 12V Leitung und erhöht die Restwelligkeit auf bis zu 50 mV. Der Wert bleibt aber immer noch deutlich unter den erlaubten 120 mV.

Bei der Spannungsregulation liegt die HXi Serie auch beim 1500 Watt Monster etwas gegenüber anderen Corsair Modellen zurück.  Es schneidet aber besser ab als das 1000 Watt Modell. Der Spannungsdrop liegt grob bei etwa 1%, was man als durchweg gut bezeichnen kann und weit entfernt von den erlaubten 10%/5% ist. Die 0,5%, die wir bei vielen anderen Corsair Modellen vor allem bei der AXi-Serie gesehen haben, erreicht man aber nicht.

Gut stet das HXi 2022 beim Timing und Housekeeping da, denn  eine Power On Time von 90 und ein Power OK Delay von 150 reichen um die höchsten Grenzwerte der ATX-Spezifikation bei den Standby-Modi zu erfüllen.

Etwas eigenwillig verhält sich das HX1500i bei der Holduptime, denn das Netzteil benutzt offenbar ein fest getimtes Power-Good-Delay. Sprich egal wie hoch die Belastung des Netzteils ist, es schaltet immer nach 20 ms ab. Damit verschenkt man enormes Potential, denn bei niedrigen Lasten könnte die Holduptime bis zu 80 ms betragen. Ein weiteres Problem ist, dass das Power-Good Signal im Überlastbereich nicht mehr Korrekt arbeitet. Einem Netzteil mit 1500 Watt Leistung kann man das aber wohl verzeihen.

Die Schutzschaltungen das HXi 2022 funktionieren ansonsten wieder einwandfrei. Das gilt insbesondere für die wichtigste Schutzschaltung SCP gegen Kurzschlüsse. Auch OPP und OCP Arbeiten einwandfrei. Ein Umschalten in den Multirail-Betrieb sorgt dafür das auf keinem Kabel mehr als 45 A Last liegen kann. Die Abschaltung erfolgte bei uns genau bei 45,5 A. Bei der maximalen Gesamtleistung war bei bei 1850 Watt der Ofen aus. Rein auf 12V Leistet das Netzteil bis zu 155 A ohne das die Spannungen merklich abfallen. Was die Reserven des HX1500i angeht muss man sich also keine Sorgen machen.

Die Aussagen zu Lüftersteuerung kann man eins zu eins vom HX1000i übertragen. Es gibt im Semi-Passiv-Betrieb kein Hochschaukeln des Lüfters oder höhere Anlaufgeschwindigkeiten. Das Ein- und Ausschalten des Lüfters beim Wechsel von aktiv zu passiv erfolgt mit leichter Verzögerung ohne Probleme. Die Umschaltung zwischen aktiv und passiv Betrieb erfolgt bei etwa 30-40% Last, wobei die niedrigste aktive Drehzahl bei etwa 450 UPM liegt und die maximale bei uns im Test bei 1300 UPM. Der Lüfter ist bis zu einer Drehzahl von 800 Watt bei etwa 1100 Watt  Last kaum zu hören, darüber wahrnehmbar, ab 1200 UPM dann doch etwas lauter. Corsair gehört derzeit zu den Herstellern, die mit die beste semi-passive Lüftersteuerung am Markt liefern. Dass man nun obendrauf die Lüfterkurve noch selbst einstellen kann, ist ein sehr nettes Feature. Leider fällt dann der Semi-Passiv betrieb aber weg.

Fazit

Das HX1500i von Corsair ist ein extrem interessantes Netzteil, gerade für uns in Europa. Dass das Netzteil den 80 Plus Platinum Level bei 115V nur so gerade eben mit allen messtechnischen Tricks erreicht, darf uns herzlich egal sein, denn bei 230V ist die Effizienz top und vor allem im unteren Lastbereich überraschend gut. Wer mit 115V unterwegs ist, sollte sich des Umstands aber klar sein, dass die Effizienz bei hoher Last für ein Platinum Modell nicht so prickelnd ausfällt, wobei hier die Unterschiede zu anderen Modelle vermutlich bei maximal 1-2 % liegen. Vielleicht hat genau dieser Umstand das Modell letztendlich günstiger gemacht. 

Das Netzteil scheint eher für solche Anwender optimiert, die mit maximal 800 bis 1000 Watt unterwegs sind und für Spielereien noch entsprechende Reserven wollen, die das Modell bis zu 1800 Watt auch liefert. Dem Ganzen spielt dazu der attraktive Preis von etwa 300 Euro in die Karten, der mit den zusätzlichen digitalen Features schon eine echte Kampfansage ist.

Insgesamt erreicht das Netzteil damit zwar keine Spitzenwerte wie die extrem teure AXi Serie, ist dafür aber eben auch deutlich günstiger und in den meisten Bereichen gut bis sehr gut. Kleinigkeiten, wie die eigenwillige Implementierung der Holuptime sind eher kosmetischer Natur und in der Praxis kaum relevant, wenn man an einem stabilen Stromnetz hängt.

Mit dem HXi hat Corsair ein preislich sehr attraktives neues digitales Platinum-Netzteil mit iCue-Software-Anbindung im Programm. Wer viel Leistung inklusive digitaler Spielereien sucht, der sollte das Modelle sicherlich auf seiner Auswahlliste haben.

Vorteile

  • Sehr hohe Effizienz unter 50% Last
  • Insgesamt sehr gute Effizienz bei 230V
  • Hervorragende Lüftersteuerung
  • Bis 1100 Watt leiser Betrieb
  • Bis grob 750 Watt passiver Betrieb möglich
  • Korrekte schnelle Timings
  • Extrem niedriger Einschaltstrom
  • Digitale Überwachung und einstellbare Lüfterkurve über iCUE
  • Umschaltbar Single/Multirail
  • 10 Jahre Garantie

Nachteile

  • Effizienz bei 115V über 50% Last deutlich abfallend
  • Eigenwillige Implementierung Holduptime. Immer 20ms
  • Lüfter streut über 80% Drehzahl Ripple ein
  • benutzerdefinierte Lüfterkurve nicht mit Passiv-Option


15.12.22 / rj

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