Dienstag, 19. Jun. 2018 12:34 - [tj]
Nahezu alle bekannten CPU-Architekturen basieren derzeit auf dem CISC-Design (Intel, AMD) oder auf dem – in seiner Grundidee entgegengesetzten - RISC-Design (ARM, SPARC), auch wenn die Trennung der beiden Designs bei heutigen Prozessoren längst nicht mehr so deutlich zu vollziehen ist, wie sie einst erdacht wurde. So haben heutige RISC-Prozessoren zum Teil ähnlich komplexe Befehlssätze wie CISC-Prozessoren. Im Gegenzug haben CISC-Prozessoren einige Designkonzepte von den prinzipiell simpler gehaltenen RISC-Prozessoren übernommen.
Die Zukunft gehört aber womöglich ohnehin einer dritten Designschule für Prozessoren, die auf den Namen EDGE (Explicit Data Graph Execution) (auch TRIPS genannt) basiert. Durch das neue Design sollen Prozessoren mit einer Leistung von einem Teraflop möglich werden. Zudem können EDGE-Prozessoren einfacher erweitert werden und es ist möglich, einzelne Befehle in sogenannten Queues zusammenzufassen, wodurch zahlreiche Instruktionen gleichzeitig abgearbeitet werden können.
Auf Basis eben jener Designbasis hat Microsoft eine eigene CPU-Architektur entwickelt, die der Softwareriese "E2" nennt. So berichtet The Register, dass ein Prototyp von E2 derzeit in einem frei programmierbaren FPGA betrieben wird. Auch habe man bei Microsoft bereits Windows 10, ein Linux-System und zentrale Programmierwerkzeuge für die E2-CPU portiert.
Ob Microsoft die hauseigene E2-CPU in den Handel bringen wird, oder ob E2 lediglich für interne Testzwecke genutzt wird, um das Verhalten der eigenen Software auf der womöglich zukunftsweisenden Architektur zu testen, ist derzeit unklar. Sollte E2 oder einer der möglichen Nachfolger tatsächlich in den Handel kommen, kann davon ausgegangen werden, dass dies zunächst nicht im Endbenutzer-Bereich geschieht, sondern in der Embedded-Branche.
Dass EDGE in Zukunft ein Thema wird, ist aber weitestgehend unbestritten. Neben Microsoft arbeitet unter anderem auch Qualcomm an einer CPU auf Basis des EDGE-Designs. Diese soll im 10-nm-Verfahrten gefertigt werden und könnte somit in nicht allzu ferner Zukunft bereits Realität werden.