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be quiet! Dark Power Pro 10 550 Watt - Highend Modular Netzteil im Test (6/8)

Hold-Up und Einschaltstrom

Wer sich einmal an eine Teststation für Netzteile gesetzt hat erkennt schnell, dass man sich auch eine ganze Woche mit dem Messen von verschiedenen Werten eines einzigen Netzteils befassen kann, wenn man die Zeit dazu hat. Die Frage ist nur in wie weit all diese Werte Sinn machen. Zwei interessante Kennzahlen eines Netzteils, die wir hier beim Dark Power Pro 10 auch noch einmal gemessen haben, ist die Hold-Up-Time und der Einschaltstrom.

Die Hold-Up-Time ist die Zeit, die ein Netzteil noch genug Strom liefern kann, wenn am Eingang eine Stromunterbrechung auftritt. Wie ein kleiner Puffer kann das Netzteil kurzfristige Stromschwankungen oder Ausfälle so ausgleichen. Der ATX-Standard gibt für diese Hold-Up-Time einen Mindestwert von 16 Millisekunden vor. Das be quiet! Dark Power Pro erreicht hier 19.9 ms und liegt damit klar über dem geforderten Minimum.

Beim Einschalten eines Netzteils entstehen wegen der Aufladung der Kondensatoren kurzfristig sehr hohe Ströme, die sogar dazu führen können, dass die Sicherung im Haustromnetz heraus fliegt. Die ATX-Spezifikation sieht hier einen Einschaltstrom von maximal 50 Ampere bei 230V vor. Gute Netzteile haben deshalb eine Einschaltstrombegrenzung und halten dieses Limit ein. So auch das be quiet!, welches hier bei unseren Messungen eben genau auf die 50 A kam.

Überlast und Schutzmechanismen

Wie viel Last kann maximal gezogen werden.

Gute Netzteile bieten meist nicht nur die maximale Leistung die aufgedruckt ist, sondern zudem eine gewisse Reserve, die abgerufen werden kann, bevor das Netzteil abschaltet. Diese Überlast ist vor allem auf der 12 Volt Leitung interessant, da hier bei modernen PCs die meisten Leistungsreserven gebraucht werden. Vor allem der Einsatz großer Grafikkarten kann hier einiges an Leistung abverlangen. Wichtig ist dabei ist auch, dass die Spannung nicht zu weit absinkt.

Netzteile mit vier Schienen wie das Dark Power Pro 10 sind beim Überlast-Test in der Regel gegenüber Single-Rail-Netzteilen etwas im Nachteil, da die einzelnen Schienen bei Überlastung schneller abschalten als eine einzelne "große" Schiene. So zeigt sich beim Dark Power Pro 10 550, dass die 12V1 und 12V2 bei etwa 30 Ampere abschalten und die 12V3 und 12V4 bei etwa 35 Ampere. Das sind jeweils aber schon 10 Ampere über den maximalen Lastangaben.

Im Multi-Rail-Betrieb erreicht das Dark Power Pro 10 damit bei uns schon etwa 850 Watt bevor es dann zur Sicherheit den Dienst verweigert. Das ist bereits eine absolut beachtliche Reserve von 50%, die hier aus dem Netzteil heraus geholt werden kann. Sicherlich nicht für den Dauerbetrieb, aber für kurzfristige Overclocking Versuche über 550 Watt hat das Dark Power Pro mehr als genug Potential.

Nun ist das Dark Power Pro 10 zwar ein Multi-Rail Netzteil, aber es verfügt über die Option mittels Umschalter (OCK) oder Jumper in einen Single-Rail-Modus (Overclocking Mode) umzuschalten. Wie genau das funktioniert, dazu sind leider keine Informationen von be quiet! zu finden, aber in jedem Fall schaltet hier die Überlastsicherung des Netzteils nicht mehr so schnell auf den einzelnen Rails ein.

Das Ergebnis beim Überlast-Test im OCK-Mode hat uns dann doch etwas erstaunt, denn hier konnten wir die 12V Schienen insgesamt auf bis zu 80 Ampere belasten, wobei bereits 50 A auf  12V 3 an einem einzelnen PCIe Doppelstrang lagen! Das entspricht dann mehr als 900 Watt und dazu kommen noch 100 Watt, die bereits auf der 3,3 und 5V Leitung anlagen. Das gesamte Netzteil war also mit mehr als 1000 Watt belastet. Viele Netzteile, die solche Lasten zu lassen, können meist die Spannungen nicht konstant halten und sinken dann auf der 12V Schiene deutlich zum Teil auf 11.4 V und tiefer ab, bevor sie komplett abschalten. Beim Dark Power Pro hingegen waren die Spannungen sogar bis ans Limit recht konstant.

Eine derart hohe Reserve sieht man bei Netzteilen selten und sie lässt einen oft daran zweifeln ob es sich hierbei wirklich nur um ein 550 Watt Netzteil handelt. Zum Teil erklärt es aber wieso das kleine Straight Power E9, welches gerade einmal eine Reserve von 20% bietet im niedrigen Lastbereich etwas effizienter arbeitet als das Dark Power Pro 10. Offenbar hat be quiet! bei diesem Netzteil einfach viel mehr Wert auf hohe Reserven gelegt, als auf die bestmögliche Effizienz im unteren Lastbereich.

Soweit möglich testen wir beim Überlasttest auch gleich die Sicherheitsschaltungen des Netzteils und konnten dabei keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Alles funktionierte einwandfrei.

Das Dark Power Pro 10 verfügt über folgende Sicherungsfunktionen:

  • OCP (Überstromschutz)
  • OVP (Überspannungsschutz)
  • UVP (Unterspannungschutz)
  • SCP (Kurzschlusssicherung)
  • OTP (Übertemperaturschutz)
  • OPP (Überlastschutz)
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