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Test: Grand Theft Auto V (GTA V) (6/6)

GTA V für den PC: Fazit

Heute drehen wir den Spieß einmal um und geben erst die Empfehlung ab und führen dann die Gründe aus: PC-Spieler, legt Euch GTA V zu. Es lohnt sich! Definitiv! Wir sind der festen Überzeugung, dass GTA V "das" PC-Spiel der Jahres 2015 sein wird, wahrscheinlich auch darüber hinaus. Denn hier werden viele Maßstäbe neu gesetzt.

Um ehrlich zu sein, ist es eigentlich eher schlecht, wenn man als Redakteur von einem Spiel so gefesselt wird, dass man es erst komplett durchspielt, bevor die eigentliche Arbeit beginnt. Wir veröffentlichen im Web, da zählt schließlich jede Minute. Andererseits weiß man dann immerhin auch, wovon man redet. Das ist dann wiederum gut für Euch werte Leser - sofern Ihr anderthalb Wochen nach dem Launch diesen Test überhaupt noch lest (was wir doch hoffen).

Aber zur Sache: Mit GTA V für den PC ist Rockstar ein kleines - oder auch ziemlich großes - Wunder gelungen. Die vergleichsweise lange Story ist hervorragend umgesetzt, rasante Action wechselt sich in gesundem Maß mit eher gemächlicheren Quests ab. Langeweile kommt dabei nie auf. Die Herausforderungen sind sehr unterschiedlich ausgestaltet, immer wieder wird man von Wendungen überrascht. Dabei erfreut insbesondere, dass auf die größeren Missionen erst hingearbeitet werden muss, denn dadurch gewinnt GTA V im Vergleich zu den Vorgängern sehr angenehm an Realitätsbezug und Tiefe - auch wenn die Story natürlich insgesamt abstrus überzogen ist, aber das lieben wir schließlich alle so an GTA. Abwechselnd arbeitet man sich mit den drei sehr authentisch in Szene gesetzten Protagonisten Franklin, Michael und Trevor Stück für Stück voran.

Und so wichtig, wie die durchgehend spannende Haupt-Story auch sein mag, sie wäre nichts wert ohne all die nahtlos eingefügten Cut-Szenes und clever platzierten Dialoge. Hier erfahren wir viel über das Trio, das wir durch Los Santos und das Umland steuern, kommen ihnen nahe, bis wir uns auf die ein oder andere Art mit ihnen identifizieren können. Dass der grundsympathische Michael einst einen krummen Deal mit den Ermittlungsbehörden geschlossen hatte, somit Verrat an Trevor übte und inwiefern er als Vater und Ehemann versagte, lässt sich nur zu gut nachvollziehen. Dass Franklin im Leben schon so oft übel mitgespielt wurde, sodass er gar nicht mehr wirklich unterschieden kann, wo er eine Chance hat und wann er abgezogen wird, ist nicht nur komisch, sondern auch tragisch. Und dann ist da noch der Hurensohn Trevor (der sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Sinne ein Hurensohn ist), ein im Grunde widerliches Scheusal, ein eigentlich ekelerregender Schlechtmensch, der trotzdem irgendwie unsere Zuneigung erweckt - möglicherweise weil er Kanadier ist.

Ein solch auslandender und ausdifferenzierter Plot wie in GTA V geht leider in Computerspielen ganz allgemein nur zu oft auf Kosten anderer Merkmale: Etwa unzeitgemäße Grafikqualität oder schlechte Performance-Optimierung, wie wir das beispielsweise beim Vorgänger GTA IV hinnehmen mussten. Doch in GTA V stimmt das alles, Rockstar hat die Balance gefunden. Selbst mit einigermaßen in die Jahre gekommenen PC-Konfigurationen oder aktuellen Mittelklassesystemen lässt sich GTA V sehr ansehnlich zocken. Aber auch Enthusiasten kommen mit GTA V zweifelsohne auf ihre Kosten und können ihre Hardware voll ausreizen. Chapeau an dieser Stelle, wertes Rockstar-Team, das Warten auf wiederholt verschobene Release-Termine hat sich absolut gelohnt.

Das ist umso erstaunlicher, weil GTA V auf dem PC ein wahres Feuerwerk abbrennt, wenn es um die Darstellung von Natur, Wildnis, Unterwasserlandschaften und Getier geht. Dass wir Katzen, Hunde oder Wild überfahren können, ist da nur der obszön humoreske Anfang. Ein Ausflug in die Berge lohnt sich, wenn man Kaninchen nachschleichen oder Wapitis beim Äsen zusehen möchte. Dem Gesang der Wale zu lauschen oder den Delfinen, sobald man sich unter die sagenhaft inszenierte Wasseroberfläche begibt, ist tatsächlich schon irgendwie romantisch, zumindest aber extrem beeindruckend. So wird es nicht nur zum fakultativen Quest, wenn man um das gesamte Festland herumtauchen muss, um Atommüllfässer aus dem Ozean zu bergen - man nimmt es irgendwie auch persönlich, dass dieses Unterwasseridyll gefährdet ist und entwickelt daraus einen quasi furiosen Eifer. Dass GTA V, letztendlich nur ein Computerspiel, einen solchen Eifer entfachen kann, dass es den Spieler dermaßen fesseln kann, spricht für sich.

Dennoch bleiben Wünsche offen. Wünsche nach DLCs, die wir nur zu gerne erwerben würden. Etwa ein Prequel zu Trevor, denn was hat dieser verlotterte Tunichtgut eigentlich zehn Jahre lang im Hinterland getrieben - außer Crystal Meth zu produzieren? Oder ein Sequel zu "yo nigga" Franklin, dem nun neureichen Ghetto-Kid, das hin- und hergerissen scheint zwischen prekärer Herkunft und glänzender Perspektive. Mehr als nur denkbar wäre auch, einige der Sidekicks wie beispielsweise Lester als Protagonisten aufleben zu lassen. Denn obwohl der Klischee-Hacker als stetige Konstante der Handlung in Erscheinung tritt, so erfahren wir doch nur äußerst wenig über ihn selbst, seinen Background und seine weitere Existenz.

Und so bleibt nach vielen Stunden GTA V vor allem ein Gefühl haften, wenn man es denn schließlich durchgespielt hat: Mehr davon. Viel mehr! - Etwas mehr gibt es immerhin schon bei GTA Online, doch das für die PC-Plattform zu beurteilen maßen wir uns zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht an.

GTA V - Must Have Award

23.04.15 / jm

Inhaltsverzeichnis:
[1] GTA V
[2] Story
[3] Gameplay
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