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WebM: Google stellt freie Alternative für H.264 vor

Donnerstag, 20. Mai. 2010 09:23 - [fs]

Auf der eigenen Entwicklerkonferenz Goolge I/O hat der Konzern eine freie Alternative zum Videocodec H.264 vorgestellt.

Der Multimediacodec besteht dabei aus bekannten Teilen, das Gesamtpaket wurde nun WebM getauft. WebM basiert auf dem Videocodec VP8 von On2, diese Firma hatte Google Anfang des Jahres aufgekauft und damit die Rechte an diesem Codec erhalten. Für Sound soll das freie und sehr effiziente Ogg Vorbis eingesetzt werden, alles zusammen gepackt in einem Matroska-Container. Google setzt damit komplet auf offene Standards und offene Implementierungen. So können sich Interessierte bereits über die Webseite WebM Project informieren und beteiligen.

Bislang haben rund 40 Firmen die Unterstützung von WebM zugesagt, darunter Mozilla und Opera. Die Entwicklerversionen von Chromium, Firefox und Opera unterstützen das Videoformat bereits, in Chrome soll die Unterstützung in Kürze folgen. Es wird sich zeigen, wie sich die anderen beiden Browserhersteller verhalten. Microsoft hat kurz nach der WebM-Vorstellung seine bisherige Position überdacht und wird WebM für den Internet Explorer 9 anbieten, allerdings nicht vorinstalliert, sondern als separaten Download. Wie sich Apple positionieren wird, muss abgewartet werden. Da Apple H.264 in allen Produkten hardwareseitig unterstützt, ist eine Umstellung auf ein anderes Format nicht so einfach möglich - auf langfristige Sicht könnte die Entscheidung allerdings auch auf WebM für Multimediainhalte im Internet fallen.

Die Entwickler von x264 haben sich WebM etwas genauer angesehen und konnten schon einige Schlüsse ziehen. H.264 bleibt für hohe Qualität in den Main und High Profilen der effizienteste Videocodec, allerdings kann WebM mit dem Baseline Profil von H.264 gut mithalten und dieses zum Teil übertreffen. Gerade mit diesem Baseline Profil wird WebM allerdings konkurieren, so dass WebM ein konkurrenzfähiges Produkt wird.

In jedem Fall dürfte die Ankündigung von WebM den Lizenzstreitigkeiten um H.264 neues Leben einhauchen. Derzeit kann H.264 für kostenlose Webangebote auch ohne Lizenzzahlungen genutzt werden, diese Freistellung wird Ende 2016 allerdings auslaufen. Die Lizensierungsgremien streiten zur Zeit noch darüber, ob das Baseline Profile nicht komplett frei nutzbar sein sollte, wie es beispielsweise Apple fordert. Für H.264 spricht zur Zeit die enorme Hardwareunterstützung, da alle aktuellen Chips diesen Codec in Hardware abspielen können und somit eine sehr hohe Performance bei geringem Energieverbrauch erreicht wird.

Für die Hardwareunterstützung hat Google allerdings auch etliche namhafte Partner mit ins Boot geholt, denn bis auf Intel sind alle wichtigen Firmen der Branche aufgelistet: AMD, ARM, Broadcom, Nvidia und Qualcom.

Es wird spannend, wie sich WebM weiter entwickelt. Zwei Konkurrenten für HTML5-Video sind zunächst kein Hindernis, langfristig sollte sich allerdings ein Codec durchsetzen, um den Einsatz zu vereinfachen. Ob sich WebM oder H.264 im Baseline Profil durchsetzen wird, ist noch unklar. Einen fulminanten Start hat WebM mit dieser breiten Unterstützung allerdings hingelegt und könnte sich damit im Web durchsetzen.
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