TweakPC



Intel vs. ARM: Vorteil durch Größe

Samstag, 19. Okt. 2013 10:00 - [tj]

ARM verhindert nicht nur einen Einstieg Intels in die Mobilwelt, ARM drängt auch mit aller Macht in den Server-Markt. Doch kann das britische Unternehmen auf Dauer mit Intel konkurrieren?

Die Prozessorplattform des britischen Unternehmens ARM hat dank des Mobilbooms einen enormen Boom erlebt, der ganz offenbar auch Intel überrascht hat. Trotz zahlreicher Atom-Generationen verhindern die günstigen und effizienten ARM-SoCs bisher eindrucksvoll einen erfolgreichen Intel- Einstieg in die Mobilwelt. Selbst das einstige Wintel-Imperium, bestehend aus Intel und Microsoft, hat im Mobilbereich keinen Bestand mehr. Sowohl Android-Geräte, als auch Windows-Phone-Geräte laufen (überwiegend) mit ARM-SoCs. Auch Apple setzt im iPhone und iPad auf den ARM-Standard.

Seine schnelle Verbreitung verdankt die ARM-Plattform unter anderem dem Lizenzmodell des britischen Unternehmens, dass anders als etwa bei Intel nicht darauf abzielt eigene Prozessoren sondern lediglich die Lizenzen für den jeweiligen Standard zu verkaufen. Aus diesem Grund fertigen mittlerweile zahlreiche Unternehmen eigene ARM-SoCs. Vor allem in China schießen kleine Unternehmen, die ARM-SoCs nahezu modularisch zusammensetzen und bei einem der großen Auftragsfertigern herstellen lassen, geradezu wie Pilze aus dem Boden.

Intel investiert derweil in immer neue Atom-Architekturen und zeigt eine Generation nach der anderen. Mit jeder kann Intel die Lücke zu ARM etwas schließen, aber eine echte Alternative stellen Intels sparsame x86-CPUs im Mobilbereich bisher nicht dar. Ganz im Gegenteil, ARM strebt mit den kommenden 64-Bit-SoCs in den Server-Bereich und möchten Intel auch dort Marktanteile stehlen. Man könnte also meinen, um ARM steht es ziemlich gut, doch hat die Plattform auf Dauer eine realistische Chance gegen Intel zu bestehen?

Man erinnere sich nur an Unternehmen wie Cyrix oder AMD. Alle durften eine Zeit lang kräftig an Prozessoren-Kuchen mitverdienen, doch auf lange Sicht lässt Intel kaum einem Konkurrenten genug Luft zum leben. Eine von Intels größte Trumpfkarte ist dabei die gnadenlose Forschungsgeschwindigkeit in allen Bereichen. Intel entwickelt nicht nur das Design, Intel fertigt seine Chips selbst und steht  beim Produktionsverfahren quasi schon traditionell an vorderster Front. Apples 64-Bit-SoC aus dem iPhone 5S auf ARMv8-Basis wird beispielsweise im 28-nm-Prozess hergestellt, während Intel bei Bay Trail bereits in 22 Nanometern fertigt.

Zwar möchte TSMC bereits im nächsten Jahr die 20-nm-Fertigung aufnehmen, aber zum einen dauert es mittlerweile meist Monate bis ein neues Verfahren zufriedenstellen funktioniert und zum anderen arbeitet Intel bereits am 14-nm-Prozess, der ebenfalls 2014 in der Serienproduktion zum Einsatz kommen soll.

Während ARM angesichts von Intels offensichtlichen x86-Strukturnachteilen bei niedriger Energieaufnahme den Nachteil im Fertigungsverfahren noch mehr als ausgleichen kann, gewinnt die Strukturgröße an Bedeutung, sobald sich die Leistung zweier Architekturen angleichen. Zu sehen ist dies etwa bei den GPUs, wo ein echter Vorsprung immer nur für kurze Zeit gegeben ist, wenn eine neue Fertigungsgröße eingeführt wird und meist nur so lange Bestand hat, bis die andere Seite mit einem eigenen Modell auf Basis der neuen Strukturgröße reagiert hat.

Doch nicht nur im Bereich des Fertigungsverfahrens hat Intel die Trümpfe in der Hand. Trotz aller Erfolge der ARM-Plattform ist das Unternehmen ARM nach wie vor ein wirtchaftlicher Zwerg gegenüber Intel und es ist kein Zufall, dass Intel stetig am Effizienz-Vorteil der ARM-SoCs knabbert. Nicht zu vergessen, dass ARM-SoCs einen langen Weg mit vielen Partnern durchlaufen, während bei Intel nahezu der gesamte Prozess von der Entwicklung bis zum Verkauf in einer Hand liegt. Ein solch zentralistisches Modelle, das kaum Arbeiten auslagert, gilt heutzutage zwar als altmodisch und träge, doch bisher hat Intel genau mit dieser Kombination sämtliche Konkurrenten zermürbt.

In der Summe gibt es also begründete Zweifel, dass ARM den Atem haben wird, Intel auf Dauer Marktanteile abzugraben. Mit dem finanziellen Background den ein Unternehmen wie Intel aufweist und dem Forschungsvorteil scheint die Zeit immer Intel in die Karten zu spielen.

Dazu kommen die Abhängigkeiten ARMs von anderen Unternehmen. Man stelle sich etwa vor Apple oder Samsung stellen ihre Smartphones-Chips auf Atom-Chips um. Der Einschnitt für ARM wäre derzeit drastisch. Die zahlreichen Start-Ups in China als alleinige Stütze für ARM wären noch zu fragil.

Verwandte Testberichte, News, Kommentare
ueber TweakPC: Impressum, Datenschutz Copyright 1999-2024 TweakPC, Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved. Mit * gekennzeichnete Links sind Affiliates.