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Spam verlangsamt das Internet (und macht es teurer?)

Mittwoch, 12. Jan. 2005 19:07 - [jp] - Quelle: Golem

Spam-Versender müssen sich immer neue Tricks einfallen lassen, um die Anti-Spam-Systeme zu umgehen. Der neueste Trick funktioniert zwar, trifft das gesamte Internet allerdings auch genau da, wo es am anfälligsten ist - dem DNS-System. Die Folge ist: Die DNS-Server werden langsamer!

Das Versenden von Mails mit ungültigen Absendeadressen ist illegal. Für den Check, ob eine Adresse denn tatsächlich existiert oder nicht, bemühen die meisten E-Mail-Systeme den Domain Name Service (DNS) beziehungsweise die DNS-Server. Wird eine Adresse als ungültig erkannt, wird die Mail nicht angenommen. Anti-Spam-Systeme verlassen sich auf das DNS, führen aber auch sogenannte Blacklisten (Listen mit Domainnamen "schwarzer Schafe").

Der neue Trick der Spammer funktioniert nun so: Die Massen-Mails werden nachts unter der Adresse einer Domain verschickt, die noch nicht registriert ist. Die Blacklisten sind damit schonmal ausgetrickst, da nicht existierende Domains logischerweise nicht in diese Listen eingetragen sein können. Früh morgens wird die Domain dann freigeschaltet, die Absendeadresse ist somit gültig und der Spam wird zugestellt.

Das funktioniert unter anderem so gut, da manche E-Mail-Systeme bis zu 30 DNS-Anfragen durchführen, um die Gültigkeit einer Mail zu validieren. Das Problem ist damit auch klar: Die DNS-Server sind bei der Masse an Mails und der daraus resultierenden Masse an Anfragen schlicht überlastet. Hinzu kommt, dass die Spammer die Domains nach etwa zwölf Stunden wieder löschen. Sie ist dann noch nicht in allen DNS-Servern eingetragen, was zahllose DNS-Lookups zur Folge hat - die allesamt ins Nirvana führen.

Die Last auf den E-Mail-Servern erhöht sich ebenfalls, da nicht zustellbare Mails erst nach meheren Versuchen gelöscht werden. Das Rücksenden an den Absender (der Bounce) funktioniert auch nicht, da es die Domain dann ja schon nicht mehr gibt.

Der neue Trick der Spammer verlangsamt also das Internet. Denn die DNS-Server sind auch beim normalen Surfen wichtig - ohne sie geht nichts. Die DNS-Server übersetzen bei jedem Aufruf einer Internetseite der URL in die zugehörige IP-Adresse, schließlich möchten Sie ja tweakpc.de in den Browser tippen und nicht 195.137.212.105.

Eine Lösung des Problems scheint nicht in Sicht. Manche Internet Service Provider erweitern schlicht ihre Serverkapazitäten - die Folge daraus liegt auf der Hand: Irgendwer wird das irgendwann bezahlen müssen, und das ist in der Regel der Kunde. So gesehen verlangsamt Spam nicht nur das Netz, die Versendung der Massen-Mails könnten den Spaß Internet auch verteuern.

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