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Skandal? Messe kauft Besucher

Dienstag, 06. Sep. 2005 19:40 - [jp] - Quelle: taz

Es gibt Studentenjobs, die könnten einfacher nicht sein. Wo sonst bekommt man 18 Euro und ein Business-Frühstück dafür, sich einen Fachvortrag anzuhören? Auf der Internationalen Funkaustellung in Berlin ist das offenbar "üblich", denn leere Stuhlreihen stören das Bild.

Es klingt nahezu unglaublich, ist aber wahr. Die Messe Berlin GmbH räumte gegenüber der taz ein, die "Fachbesucher" in Auftrag gegeben zu haben. Die Vorträge würden im Fernsehsender n-tv live übertragen, leere Stuhlreihen stören einfach das Bild. Nicht bestätigt wurden Angaben eines Studenten, dass circa jeder dritte bis vierte Fachbesucher ein bezahlter Student war.

Wenig erfreut zeigt man sich beispielsweise bei der Telekom über das Vorgehen der Messe Berlin GmbH. Man hält nichts von solchen Methoden und hat das nach Aussage eines Sprechers des Unternehmens auch gar nicht nötig.

Auch die Politik meldete sich zu Wort. Auf Seiten der Grünen hält man das Kaufen von Fachbesuchern für einen Täuschungsversuch, der "die Zukunft der IFA aufs Spiel" setzt. Auch die SPD meldete sich zu Wort und räumte ein dass "die IFA so attraktiv" ist, "dass es solcher Methoden nicht bedarf".

Den ganzen Artikel finden Sie bei der taz.

TweakPC Kommentar: Das leere Stühle im TV nicht gerade erstklassig wirken, ist nachvollziehbar. Die Gegenmaßnahme jedoch keinesfalls. Der Begriff der Täuschung trifft es ziemlich gut, und getäuscht wird nahezu jeder. Die Besucher, weil sie eventuell durch volle Ränge ein interessantes Thema vermuten. Die Aussteller, weil sie durch die vollen Ränge eine hohe Akzeptanz und hohes Interesse an ihren Themen und Produkten erwarten. Und letztlich auch der Fernsehzuschauer zu Hause, dem einfach - wie allen anderen auch - ein falsches Bild vorgegaukelt wird.

Der Knaller an sich ist aber, dass die Aussteller und Besucher der Internationalen Funkaustellung die bezahlten "Fachbesucher" auch noch mitfinanzieren dürfen, obwohl sie nichts davon wissen und es zumindest den Austellern wohl auch gar nicht recht ist. Denn irgendwoher müssen die 18 Euro pro Student und Vortrag ja kommen...

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