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Facebook und die gekauften Likes

Montag, 28. Nov. 2011 12:33 - [tj] - Quelle: sueddeutsche

Österreichischer Bundeskanzkler - Wenn Freunde nur noch Zierde sind, oder von gekauften Facebook-Likes.

"Viel Feind, viel Ehr!" so weiß es zumindest der Volksmund, doch wie funktioniert das eigentlich mit Freunden?

Der österreichische Kanzler Werner Faymann fand darauf scheinbar eine recht pragmatische Lösung. Nur einen knappen Monat nach erstellen seines Profils auf Facebook (mutmaßlich um das Schritt halten mit den modernen Zeiten zu simulieren) kam es zur massiven Anhäufung rein positiver und lobvoller Kommentare die es zuvor nicht einmal in Ansätzen gab.

Nun hat ihn das Magazin "Datum" in einem überaus peinlichen Fettnäpfchen erwischt. Beim Ergründen der Herkunft und Ursachen für diesen Meinungswechsel stellten sich viele Profile und zugehörige Bilder als erfunden bzw. gekauft heraus und auf exemplarische Freundschaftsanfragen reagierte Feymann mysteriöser Weise garnicht.

Aber wie ist er dann zu soviel Zustimmung gekommen? Offensichtlich wurden bis zu fünf Personen im Kanzleramt für die Pflege des Accounts mit bis zu 200.000 Euro sprichwörtlich geschmiert, um einen schöneren Schein zu erwecken, als die gerademal kläglichen 2000 täglichen Besucher seiner Seite. Schöner Schmarn: Statt die Geschichte und diese Form der Veruntreuung von Geldern umgehend und detailiert auszuleuchten, bricht nun ein herzhaftes Gezänk vom Zaun, ob nicht vielleicht doch "NUR" 99.000 Euro geflossen sind.

Dieses grundlegende Problem ist allerdings alles andere als Unbekannt. So fiel zuletzt im deutschsprachigen Raum das Facebook-Profil des ehemaligen Wirtschaftsministers und eiskalten Promotions-Betrügers Karl-Theoder zu Guttenberg auf. Wärend in der Öffentlichkeit zahlreiche Rücktrittsforderungen seiner Person geäußert wurden und er noch beharrlich seine enttarntes Tun leugnete, entstand im Internet sowie ausgewählten Boulevardblättern, respektive der Yellow-Press, eine diffuse Strömung aus "Amnestie-Forderungen". Bei näherer, empirischer Betrachtung des zeitlichen Verlaufs sowie der Gesamtzahl der "Likes" kamen mehrere Statistiker nicht umhin die Möglichkeit gekaufter Zustimmung für dieses Profil überaus deutlich nahe zu legen. Einschlägige Angebote gibt es dafür fast so lange wie das Portal Facebook selbst, denn bekanntlich findet sich zu jedem Kunden ein Angebot, wenn der Preis stimmt.

Eine überwältigend positive Bewertung des WeTabs kurz vor seiner Einführung vor längerer Zeit zeigte einst ein ähnliches Geschmäckle. Aufgrund negativer Pressestimmen fühlte sich der Macher des WeTabs berufen unter einem falschen Namen und scheinbar anonym einen möglichst guten Eindruck zu erwecken. Heraus kam die Sache damals über ein Paar schusselige Verknüpfungen zum Profil seiner Ehefrau die unter ihrem Klarnamen aggierte.

Generell ist das Problem gefälschter Rezensionen mittlerweile so groß, dass sich auch Forscher der Uni Cornell darum kümmern offensichtlich nicht frei geschriebene Texte möglichst genau Analysieren zu lassen.

Kommen menschliche Probanden etwa auf eine Erkennungsrate von 50 Prozent (was reinem Raten entspricht) so hat die neue Software eine Treffergenauigkeit von 90 Prozent erzielt, indem sie auch den Ton des Textes und wiederkehrende ähnliche Passagen stärker berücksichtigt hat als es den meisten Menschen möglich ist.

Leider befindet sich diese Software noch in einem frühen Stadium. In sofern muss sich jeder Besucher einer Seite weiterhin selbst fragen ob Likes und Bewertungen echt oder echt gekauft sind und als wäre dieser Kampf gegen Spam der wirtschaftlichen Interessenträger und ihre bezahlten Tippäffchen im Web 2.0 nicht schon genug, fällt auch anderen Interessenvertretern ein, wie begehrlich man doch gerne eigene Botnetze hätte, da Spezialisten und Schwerpunktzentren allein eventuell nicht (mehr bereits vor deren effektiver Inbetriebnahme) reichen.

Na Prost Mahlzeit!

Wir danken unserem Leser "poloniumium" für die Einsendung dieser umfangreichen Analyse!
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