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Soltek SL-85ERV2

Etikettenschwindel

Soltek SL-85ERV2

Soltek SL-85ERV2

1000 MBit LAN-Controller
 
Promise RAID-Controller

Kann boxed Kühler zerstören - das Retentionmodul

Es gibt Hersteller, die liefern an die Presse höher taktende Testsamples als an die Käufer. Und es gibt Hersteller, die schicken der Presse Testsamples von Produkten, die dann ein halbes Jahr nicht lieferbar sind. Und dann gibt es noch Hersteller, die verkaufen Produkte, die es gar nicht gibt.

Zu letzteren gehört anscheinend Soltek. Seit September vertreibt man das SL-85ERV2, das sowohl auf der Website des Herstellers als auch im Handbuch als "VIA P4X400A Series" beschrieben wird. Viele Käufer wissen oder besser denken, dass das Anhängsel "A" bei VIA mehr Performance und mehr Features bedeutet. Seit jeher kennzeichnet VIA seine neusten Produkte, die z.B. höhere FSB- oder Speichertaktraten unterstützen, mit einem "A". Steht also in einem Regal ein P4X400-Board neben einem mit P4X400A, greift der kundige Käufer eher zum P4X400A. Es ist also durchaus verständlich, dass Hersteller die Nutzung des KTxxxA bzw. P4XxxxA herausstellen. Problematisch wird es nur dann, wenn gar kein P4X400A existiert. VIA hat keinen P4X400A angekündigt und so wie es aussieht, wird das in nächster Zeit auch nicht geschehen. Dementsprechend besitzt das SL85ERV2 auch nur einen P4X400. Auf diesen Fakt wird ganz klein an wenigen Stellen im Handbuch und auf der Website hingewiesen. Da liest man dann "VIA P4X400A (P4X400 CE Version)", während es eine Seite weiter wieder nur P4X400A heisst. P4X400 CE Version kennzeichnet das Stepping (CE), das derzeit alle Mainboardhersteller verwenden.

Wir versuchten, von Soltek eine Stellungnahme zu der Angelegenheit zu bekommen. Offenbar sah man sich aber nicht genötigt, diesen offensichtlichen Täuschungsversuch zu kommentieren. Eigenartig auch, dass die sonst so klagefreudige Konkurrenz keine einstweilige Verfügung gegen Soltek erwirkt. Die Verwendung des Begriffs P4X400A statt P4X400 erfüllt zumindest unserer Ansicht nach den Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs. "Unlauter handelt nach §3 des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb, wer im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs über [...] die Beschaffenheit einzelner Waren [...] irreführende Angaben macht [...]." Eventuell sollte Soltek noch einmal Handbuch und Website überarbeiten.

Hat man sich damit abgefunden, statt ein P4X400A- nur ein P4X400-Board zu besitzen, erwartet einen eine spartanisch ausgestattete Platine. Außer der silberweissen Farbe und den drei DIMMs hat sie nichts, was sie von reinen OEM-Platinen abheben könnte.

Ärgerlich ist das Retention-Modul, an dem der Prozessorkühler befestigt wird. Es ist mit einer hinter das Board geschraubten Plastikplatte befestigt. Diese Platte verhindert, dass sich das Board bei der Montage des Intel boxed Kühlers unter dem Prozessor durchbiegt. Diese Biegung ist aber von Intel explizit gewollt.
Befestigt man nun den boxed Kühler auf einem Board, das sich nicht durchbiegen läßt, kann die Befestigungsklammer des Kühlers brechen, wenn diese Schwach ausgelegt ist. Im Handbuch findet sich kein Hinweis darauf, welche Kühler man verwenden kann und welche nicht.

Es gibt jedoch auch positives zu der Platine: Ein interessantes Feature verbirgt sich zum Beispiel im BIOS hinter der Option "RedStorm Overclocking". Nutzt man das Feature, wird der FSB in 1 MHz Schritten solange übertaktet, bis der Rechner abstürzt. Beim anschließenden Neustart zieht das BIOS vom FSB-Takt, bei dem der Absturz stattfand, einige Megahertz ab und speichert den Wert. Sicherlich eine interessante Option für angehende Übertakter, die sich nicht stundenlang mit intensiven Stabilitätstests u.a. aufhalten möchten.

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