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Patrizier IV: Handelssimulation im Test (2/4)

Spielprinzip und Spieldynamik

Alles beginnt mit einem Kontor, einem kleinen Handelsschiff und ein paar Goldstücken in Lübeck. Die erste Aufgabe des Spielers ist es, Waren an Ort A günstig einzukaufen, um sie an Ort B gewinnbringend zu veräußern. Gelingt der erste Schritt und schwillt das Konto langsam aber sicher an, kann man sich daran machen, weitere Schiffe zu kaufen und neue Handelsrouten zu starten. Neue Handelsrouten spülen entsprechend wieder frisches Geld in die Kassen, das wiederum intelligent investiert werden will, möchte der Spieler vom einfachen Kaufmann zum Händler, später zum Großhändler und mit weiteren Zwischenschritten zum Ratsherr, zum Ratsmeister und schließlich zum Patrizier aufsteigen.

Um so weit zu kommen, muss der Spieler seinen Einflussbereich jedoch zunächst aus Lübeck hinaus auf weitere Städte und später auf die ganze Hanse ausbreiten, wozu man nach und nach in den verschiedenen Städten zunächst in die Gilde eintritt, daraufhin einen Kontor errichtet und sich so zunehmend einen Namen verschafft. Jede der Städte stellt dabei bis zu fünf der 20 Waren her, die in anderen Städten schmerzlich vermisst werden. Der Heimatort Lübeck bietet dabei etwa Salz, Getreide, Hanf, Bier und Werkzeuge. Dafür braucht er beispielsweise Holz (Salzgewinnung) und Eisenerze, die er in anderen Städten günstig einkaufen kann. Das Salz wird dagegen etwa zur Fleischgewinnung in großen Mengen benötigt und im Osten fehlen oft Werkzeuge und Getreide.

Der erste Handel geht leicht von der Hand

Manchmal ist einfach auch zu einfach

Das Problem dabei: so einfach das Spielprinzip klingt, so einfach wurde es leider auch umgesetzt. Zwar kann der Spieler mit zunehmenden Einfluss und Reichtum in der Gilde mehr und mehr Rechte erwerben, etwa den Bau von Wohnhäusern, die Errichtung von weiteren Produktionsstätten in anderen Städten und schließlich kann der Spieler auch für das Bürgermeisteramt kandidieren, doch letztendlich bleiben die Handlungsmöglichkeiten außerhalb des Handelssystems sehr beschränkt oder wiederholen sich in den verschieden Städten nahezu identisch und selbstproduzierte Waren benötigen auch nie mehr als eine Ressource.

Das soll nicht heißen, einfache Spielprinzipien könnten nicht vorm Bildschirm fesseln. Sogar ganz im Gegenteil, doch wo andere Spiele erst anfangen ihren vollen Reiz zu entfalten, hört Patrizier IV fast auf und das Spiel wird geprägt vom dauerhaften optimieren der automatisierten Handelswege. Das macht eine Zeit lang zwar sogar richtig Spaß und wirkt animierend, doch auf Dauer reicht es im Jahr 2010 eben nicht mehr aus, um mit Spielen wie Anno oder Die Siedler zu konkurrieren. Daran kann auch der neu intergierte Seekampf nichts ändern, der zudem noch sehr behäbig umgesetzt wurde. Wem die Piratenjagd nicht gefällt, kann aber zum Glück auch den PC die Kämpfe simulieren lassen.

In der Gilde erwirbt man Rechte

Dazu kommt die scheinbar völlig ziellos herumirrende Bevölkerung der Stadt. Selbst wenn man nicht jeder Person einen eigenen Tagesablauf spendiert, könnten doch zumindest einige spezielle Charactere nachvollziehbare Aufgaben erledigen, und wenn es nur der Lieferant nach einem Handel ist. Die Schiffe beladen sich dabei offenbar ohnehin von alleine. Weder Arbeiter sind zu sehen, die die Waren einräumen, noch tut sich etwas an den Kränen. Spitz formuliert könnte man im Ganzen schon fast sagen die Präsentation von Patrizier IV entspricht in etwa dem, was gute aktuelle Browsergames zu leisten imstande sind - nur eben ohne Multiplayer-Modus. Wie es da zusammenpasst, das Kalypso Media auch an Patrizier Online, eben dem entsprechenden Onlineableger arbeitet, sei dahingestellt.

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