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Celeron 266/300 (ohne L2-Cache)

Hardware/CPUs

Daß AMD, Cyrix und neuerdings auch noch IDT den Markt bei günstigeren Prozessoren fast beherrschen, war Intel schon immer ein Dorn im Auge. Nun spricht auch noch jeder vom 999$ PC, daß dieser bald kommen möge - aber niemand hat hierbei das Wort Intel oder Pentium in den Mund genommen. Wie auch? Kosten die großen schwarzen Kästchen - so sehen die Pentium II ja nun wirklich aus – doch immer noch eine schöne Stange Geld. Ganz anders sieht das da bei den anderen Anbietern aus. Bei Cyrix schlagen 300MHz derzeit gerade mal mit 180,- DM zu Buche, für knappe 150,- DM wechseln bei IDT 240MHz den Besitzer. Nur AMD liegt bei 300MHz noch deutlich über der 200,- DM-Marke, der K6-2 kostet in dieser Variante noch 280 ,- DM. Und Intels PII? Unter einem halben Tausender ist an "Intel inside" nicht mal zu denken. Intel sah nun endlich Handlungsbedarf.

Mit am teuersten an einem Prozessor ist mit Sicherheit der Cache, bei einem PII läuft dieser ja immerhin mit halben Prozessortakt. Billigware ist somit von vornherein ausgeschlossen. Also läßt man den 2nd-Level-Cache weg und gönnt der CPU lediglich den 1st-Level-Cache, ohne diesen wäre sie auch nur noch so schnell wie ein alter DX486. Das dicke Plastikgehäuse will auch bezahlt sein, und bei einer Verkaufszahl in Millionenhöhe zählt ja sowieso jeder Pfennig. Also gibt es auch kein Gehäuse an Intels Billig-CPU. Ohne Gehäuse und ohne Cache: Der Celeron ist geboren!

Intel läßt die Billig-CPU gleich in zwei Varianten vom Stapel, mit 266MHz und mit 300MHz, die 266MHz Variante ist allerdings kaum noch zu bekommen, denn bei einem Preisunterschied von ein paar Markt würde ihn eh keiner mehr kaufen. Der Preis von ca. 180DM für den Celeron 300 ist dicke Konkurrenz zu AMD & Co., aber kann die CPU auch eine vergleichbare Leistung anbieten? Wir werden es gleich erfahren.

Wenn man den Celeron erst einmal in der Hand hält, denkt man an eine Steckkarte, der das Slot-Blech verlorengegangen ist. Das Fehlen des Gehäuses läßt einem die optische Wirkung des schwarzen Kästchens des Pentium II erst einmal bewußt werden: Das soll eine CPU sein? Bei dem Anblick machen sich wirklich Zweifel breit. Auch der passive Kühler erinnert mit seinen dünnen Blechen eher an vergangene 486er Zeiten. Aber wir wollen die CPU ja nicht ansehen, sondern sie benutzen. Also weiter im Text:

Das Fehlen des 2nd-Level-Cache macht sich weniger bemerkbar, als wir zuerst annahmen. Lediglich die Office-Anwendungen vermissen den zusätzlichen Zwischenspeicher schmerzlich! Es läßt sich schwer beschreiben, die Office-Anwendungen sind nicht unbedingt deutlich schneller, aber das Arbeiten läuft irgendwie etwas flüssiger ab. Zum Beispiel beim Umschalten von Fenstern, oder wenn man in einem Dokument tippt, in dem viele Elemente verschoben werden. Man muß es am besten selbst einmal probieren um sich einen richtigen Eindruck zu verschaffen. So dramatisch wie die Sache sich in manchen Benchmarks auswirkt, ist es aber mit Sicherheit nicht. Viel deutlicher als der Cache macht sich hier ein gut ausgebauter Hauptspeicher von mindestens 64MB bemerkbar. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wer braucht denn überhaupt Performance unter Excel? Oder ist Word zu langsam, wenn Sie schreiben? Access wird privat sowieso fast nie eingesetzt und wenn, wer hat denn Datenbanken mit Hunderttausenden von Einträgen, die regelmäßig durchsucht oder neu sortiert werden müssen? Neue Studien belegen, daß Privatanwender das Office-Paket nur bis zu maximal 15% nutzen. Warum also sollte ein Testergebnis interessieren, das sich auf Programme stützt, welche Sie sowieso nur zu 15% ausreizen? Der Celeron ist hier nach unserer Auffassung für seinen sehr geringen Preis schnell genug. Lassen Sie Sich also von diversen Fachzeitschriften nicht einreden, Sie bräuchten den Cache um jeden Preis!

Viel interessanter ist es doch, wie sich der Celeron bei den Spielen schlägt. Diese treiben den passionierten PC-Spieler ja sowieso alle Nase lang in den nächsten Hardwareshop um den Rechner (mal wieder) aufzurüsten. Aufrüsten ist hier eigentlich das falsche Wort: Den Hardwareanforderungen der nächsten Spiele-Generation anpassen, träfe es wesentlich besser. Für die Nicht-Spieler unter den Lesern: In einem Jahr gibt es derzeit circa 3 Spiele-Generationen. Das Motto der Spieleindustrie könnte lauten: "Der Rechner, den wir nicht überfordern, muß erst noch gebaut werden". Wenn wir der Wahrheit einmal in ihr trübes Auge sehen, müssen wir sogar erkennen, daß dem wirklich so ist.

Da Spiele wenig vom 2nd-Level-Cache Gebrauch machen, fällt das "nicht-vorhanden-sein" auch nur wenig auf. Waren es bei den Office Anwendungen noch ein Plus von 20% für den PII, so läßt der Celeron das bei den Spielen gegen Null schrumpfen. Lediglich bei Quake II ist der Vorsprung noch 1% groß. Bei manchen Benchmarks überholt der Celeron den originalen PII sogar, wenn auch nur um diese 1%. Bei den aufwendigsten Spielen ist ein normaler PII dem Celeron jedoch noch etwas überlegen. Für Spielefreaks ist der Celeron aber trotzdem noch hervorragend geeignet und es bleibt noch locker Geld für mehrere Spiel übrig!

Lediglich in der Disziplin rechenintensive Anwendungen muß sich der Celeron geschlagen geben. Hier ist natürlich 2nd-Level-Cache gefragt, je mehr desto besser. Daher liegt der Pentium II mit seiner Leistung auch klare 70% über dem Celeron. Allerdings muß man hier wieder die Frage nach dem Anwendungsbereich stellen. Wer verwendet zu Hause regelmäßig Raytracing-Programme oder ähnliches? Auf diesem Gebiet ist übrigens der Pentium Pro zu Hause, der dafür auch bis zu 1MB 2nd-Level-Cache bietet.

Insgesamt macht der Celeron, bis auf die genannten (je nach Anwendung) Schwächen, eine gute Figur. Vor allem, wenn man an das Preis/Leistungsverhältnis denkt. Ein Celeron kostet im Vergleich zum gleichgetakteten PII noch nicht einmal die Hälfte. Außerdem hat der Celeron natürlich noch etwas in petto, was ihn gerade für Sie, liebe Leser von TweakPC, interessant macht.

Wie in unserem Klamath-Test bereits erwähnt, scheint der 2nd-Level-Cache ein Störenfried zu sein, wenn es darum geht, die CPU zu übertakten. Da der Celeron nun ohne diese Overclocking-Bremse daherkommt, ist er für uns natürlich noch einmal so interessant. Wie weit kann man einen Prozessor treiben, wenn der Cache nicht im Wege ist? 350MHz? 400MHz? 450MHz? Schließlich entspricht er ja genau dem PII Deschute und ist also ebenfalls in der 0.25 Mikrometer-Technik gefertigt. Er ist also in etwa ein PII 400 ohne Cache.

Unser Testrechner mit einem ABIT BH6 steht bereit und der Test-Celeron, ein 300er Modell, läßt sich mühelos in den Slot1 stecken. Wir wollen (entgegen unseren Gewohnheiten) das Treppchen von unten nach oben besteigen.

Wir lassen den Rechner als erstes mit den 300MHz booten. Dank des passiven Kühlers ist der Rechner kaum zu hören. Das ABIT (mit aktuellem BIOS) erkennt den Celeron auch brav. Alles funktioniert tadellos. Beste Voraussetzungen für die nächsten Schritte.

Wir stellen den Celeron im Softmenue des ABIT auf 4,5 x 75MHz. Nach dem Einschalten des Rechners meldet dieser auch brav 338MHz und bootet wie mit den Originaleinstellungen durch. Ebenso klappt der Test bei den 83MHz (also 375MHz), nur mußten wir hier den passiven Kühler gegen ein aktives Modell austauschen. Unter Windows blieb der Rechner einfach "stehen" – ein klassisches Zeichen für Hitzeprobleme. Jetzt stehen also die 100MHz an. Wird der Celeron 300 auch mit 450MHz noch tadellos funktionieren? Rechner an....das Grafikkartenbios erscheint, das Rechner hat zumindest angefangen zu booten...da stehen die 450MHz....und alles läuft durch, als wenn der Celeron für diese 450MHz gemacht worden wäre. Aber gehen wir noch weiter. Das BH6 bietet ja genügend Auswahlmöglichkeiten für den Bustakten an. Nach den 100 nehmen wir die 112MHz. Den Turbo-Mode überspringen wir hier einfach mal, schließlich sind die 2,5% ja fast schon Firlefanz. 11MHz mehr bei 450Mhz werden kaum jemandem auffallen. Für die Perfektionisten unter Ihnen sei aber gesagt, daß 4,5 x 103 tadellos funktionierte. Aber 504MHz ist dann selbst dem Celeron zuviel. Der Rechner will zwar noch booten (unser Herz blieb an dieser Stelle auch einfach stehen), aber nachdem man sich noch an dem Anblick der gemeldeten 504MHz erfreuen kann, ist aber auch Ende. Mitten im Bootvorgang bleibt der Rechner hängen und die 504MHz leuchten da immer noch gräulich auf schwarzem Grund. Vielleicht schafft da ein "Super-Kühler" noch Abhilfe.

Das ist ein echter Hammer. Für kleines Geld und den Mut zum Übertakten bekommt man satte 450MHz. Aus unserem Test ergibt sich, daß also gerade Spieler damit (fast) die Power eines PII 450 erhalten. Nur kostet dieser 1500,- DM statt 180,- DM. Wer mit den Behauptungen der Fachzeitschriften leben kann, keine Office-Benchmark-Höchstergebnisse braucht und keine Angst vor dem Übertakten hat, der wird seine helle Freude an dem Celeron haben. Auf einen guten Kühler sollte man allerdings gehobenen Wert legen.

Spöttischen Kommentaren ahnungsloser Freunde oder Bekannte kann man müde lächelnd entgegentreten, indem man das Spiel Unreal auf dem Celeron präsentiert. Es hieß nicht umsonst, daß bei Unreal auch die Hardwareanforderungen unreal seien. So mancher PII 400 mit 128MB RAM zeigte die beeindruckenden Grafiken des Spiels leider nur mit Rucklern. Spätestens bei den flüssigen Bildaufbau werden die Kinnladen Ihrer Freunde eine Etage tiefer hängen, oder sie stürzen gleich in den nächsten Hardware-Laden und kaufen sich ebenfalls den Celeron. Dabei müssen sie sich auch keine großen Gedanken machen, denn nahezu alle PII-Boards unterstützen den Celeron. Eventuell ist hier und da ein Update des BIOS nötig.

Insgesamt hat Intel damit die Konkurrenz mächtig unter Druck gesetzt. Bleibt abzuwarten, wie diese reagieren wird. Intel hat letzte Woche einen Celeron mit 2nd-Level-Cache präsentiert. Die Modelle mit 300 und 333MHz stecken gerade in der Testphase und werden alsbald in unserem Mendocino-Test vorgestellt. Ob der neue Celeron immer noch der "Overclockers No.1" ist? Wir werden sehen... ´

 

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