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Das was gesagt werden muss
aus Sicht des gnadenlosen Kritikers
Die Frage nach der besten onBoard-Grafik ist nicht sehr einfach zu
beantworten. Denn für jeden Vorteil, den ein Produkt mit sich bringt, erhält man auch einen Nachteil. Dies scheint
ganz besonders auf die Radeon X1250 zuzutreffen. Hier arbeiten nämlich vier Pixel-Pipelines, also doppelt
soviele, wie bei der direkten Konkurrenz (der GeForce 7050). Und daher produziert der Radeon auch eine deutlich höhere Abwärme, die
auch einen größeren Kühlkörper notwendig macht. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der GeForce 8200, die ihren Kühlkörper mit einer
enormen Hitze maltretiert. Wer den Chipsatzkühler im laufenden Betrieb berührt, riskiert sich ein paar Blasen einzufangen.
Nun könnte man argumentieren, dass dies der Preis für die
Mehrleistung ist. Doch im Vergleich zu der jeweiligen Konkurrenz kann die Radeon X1250 nur eine kläglichen
Leistungsvorsprung von vielleicht 10% einfahren. Die GeForce 8200 kann im Vergleich zur Radeon HD 3200 tatsächlich sogar nur eine
geringere Leistung bietet.
Weiter geht es mit der Namensgebung der Radeon X1250, für die sich AMD
eine Rüge verdient. Denn obwohl der Name suggeriert, dass es sich hier um eine Radeon der
X1000-Serie handelt, die auch das Pixel Shader Modell 3.0 unterstützen, ist dies bei der X1250 nicht der
Fall. Die Grenze zwischen altem und neuerem Pixel-Shader wird nämlich nicht zwischen der Radeon-X-Serie
und Radeon-X1000-Serie gezogen, sondern unsinnigerweise erst zwischen den beiden Versionen der Radeon X1250 und der Radeon
X1300. Wen mag da noch verwundern, dass sich hinter der X1250 eine weitaus kleinere Radeon erwartet, als es der Name suggeriert.
Leistungstechnisch wäre dies im besten Fall nur eine abgespeckte X700 (SE) oder gar nur eine aufpolierte X300.
Etwas mehr Transparenz wäre dem Anwender zuliebe sicherlich angeraten, denn Erfahrungsgemäß kauft dieser nicht
gerne die Katze im Sack. Doch dieser Wunsch bleibt ungehört. So darf man bei der Radeon HD 3200 und bei der GeForce
8200 ebenfalls rätseln, wieviele Streamingprozessoren denn nun verwendet werden. Und selbst wenn man mit direkten Vergleichen eine
ungefähre Ahnung erhält, wieviele es denn nun sein könnten, darf man sich damit nie so sicher sein. Denn abgespeckte IGPs sind
ebenfalls im Umlauf. Und so weis man nie, wie ernst man die vollmundigen Aussagen von AMD und NVIDIA nehmen darf.
Marketing-Wahrheiten sind aber ein ganz allgemeines Problem, mit dem sich der
Kunde herumschlagen muss. So auch bei der GeForce 6100/6150 und der GeForce 7025/7050. Das Zahlenspiel verspricht
einen Generationswechsel und in der Tat, man erhält mit der GeForce 7025/7050 auch ein Produkt, dass zu seinem
Vorgänger gewisse Leistungsvorteile mit sich bringt. In Zahlen ausgedrückt sind es im Durchschnitt fast 15% mehr
Frames, die das neuere Modell gegenüber dem Alten erwirtschaftet (bei gleicher Taktrate). Mehr nicht, denn die
Anzahl der Pixel-Pipelines sind gleich geblieben und auch die Taktrate verharrte auf offiziellen 425 MHz. Man
könnte fast meinen, dass NVIDIA seine GeForce 6100/6150 mit neuen Treibern aufpoliert hat und sie nun als GeForce
7025/7050 ins Rennen schickt. Denn ein echter Generationswechsel ist hier nicht zu beobachten.
Betrachtet man sich das Ganze näher, dann erstaunt die
Tatsache, dass die GeForce 6150 laut NVIDIA nun offiziell auch niedriger getaktet wird. Und zwar von 475MHz auf 425MHz, was
sich in ungefähr 10% weniger Leistung äussern dürfte. Dass ist für die GeForce 7050 sehr praktisch, da sie sich
somit kein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern muss. Sehr vorteilhaft für die GeForce 7050 ist auch das Fehlen des
HD-Video-Encoding bei der GeForce 6150 und dass obwohl sie dies zu ihrer Einführung angeblich noch beherrschte.
Dies lässt nur zwei mögliche Schlussfolgerungen zu. Entweder hat NVIDIA bei der Markteinführung des GeForce 6150
übertrieben und musste nun der Wahrheit zuliebe zurück rudern. Oder man hat die Funktionen und Leistungen der
GeForce 6150 nachträglich beschnitten, damit die GeForce 7050 (als neues Produkt) besser dasteht. Beide Erklärungen werfen auf
NVIDIA kein gutes Licht, doch schlussendlich sinkt man damit nur auf AMDs Marketing-Niveau.
Als ob dies alles nicht enttäuschend genug wäre, darf man auch bei der GeForce 8200
und der Radeon HD 3200 den Kopf schütteln. Das Thema hier ist ATIs Hybrid Graphics und NVIDIAs Graphics Boost. Beide versprechen sie
Leistungsgewinne, wenn man die onBoard-Grafik mit einer dedizierten Grafikkarte verstärkt. Und dass nicht zu knapp. Ein Leistungsplus
von bis zu 100% wird suggeriert. Im Schnitt sollen aber mindestens noch 25% bis 50% Mehrleistung möglich sein, als wenn die dedizierte
Grafikkarte alleine betrieben wird. Doch die tatsächlich resultierende Leistung ist nicht nur ernüchternd, sondern regelrecht enttäuschend.
Während die Radeon HD 3200 in Kombination mit der Radeon HD 3450 kaum mehr Leistung aufbringt, als eine Radeon HD 3450 alleine, zeigt
sich bei der GeForce 8200 in Kombination mit einer GeForce 8500 GT ein defizitäres Ergebnis. Teilweise ist die Kombination der beiden
Grafikchips um bis zu 40% langsamer, als eine GeForce 8500 GT alleine. Im besten Fall schafft es die Kombination beider GPUs gleich aufzuziehen,
doch von einem Leistungsplus fehlt jede Spur.
Verwirrend ist dies keineswegs, sondern vielmehr der klassische Alltag.
Betrachtet man sich nämlich die Vergangenheit etwas genauer, entdeckt man nur allzu oft solche und ähnliche
Auffälligkeiten und zwar bei nahezu jedem Hersteller aus allen möglichen Produktbereichen. So wird man auch bei
onBoard-Grafik das Gefühl nicht los, dass man in einer neuen Verpackung ein altes Produkt präsentiert bekommt.
Oder das die versprochene Mehrleistung sich nur unter ganz speziellen Laborbedingungen zeigt. Es herrscht hier
wohl einfach zu wenig Konkurrenz, die als frischer Wind den Markt antreiben könnte. Bei der geringen Auswahl
an Chipsatz-Herstellern, bleibt dem Anwender auch keine große Wahl. Zumindest die Mainboard-Hersteller begegnen
dem Problem mit einer Vielfalt von Produkt-Variationen und schaffen schlussendlich ein wenig Differenzierung. Wodurch
dem Anwender doch noch eine Kauf-Entscheidung überlassen wird oder zumindest die Illusion davon.
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