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AMD Mantle: Kann die neue Grafikschnittstelle ein Erfolg werden?

Montag, 07. Okt. 2013 15:35 - [tj]

Mit Mantle stellt AMD erstmals eine eigene Grafikschnittstelle für die hauseigenen Grafikkarten zur Verfügung. Dank AMD-Hardware in der Xbox One und der PlayStation 4 könnte der gewagte Schritt sogar erfolgreich verlaufen.

Spätestens mit dem Aus von 3DFx im Jahr 2002 war auch die proprietäre Grafikschnitstelle Glide dem Tode geweiht. Glide hatte einst die 3D-Grafik auf dem PC revolutioniert, wurde in der Folgezeit aber zunehmend von DirectX und OpenGL verdrängt, da so zum einen Grafikkarten anderer Hersteller - etwa Nvidia - in den Genuss der fortschrittlichen 3D-Grafik kamen und zum anderen Microsoft bei der Entwicklung von DirectX deutlich aufs Tempo drückte um Windows zum einheitlichen Spiele-System zu machen.

Der damals eingeleitete Zustand hat nunmehr seit etwas über zehn Jahre bestand, doch mit dem Mobilboom und dem damit einhergehenden Technikwandel könnten die Karten neu gemischt werden. Durch den Linux-Boom im Mobilmarkt (Android und iOS) und der damit einhergehenden Rennesaince von OpenGL steht nicht nur Windows als einziges Spiele-Betriebssystem zur Disposition (Stichwort: SteamOS auf Linux-Basis), auch die Grafikkartenhersteller aus dem PC-Bereich müssen sich neu aufstellen.

AMD hat dafür den Schulterschluss mit der Konsolen-Welt gewagt. Finanziell soll der Deal Gerüchten zufolge nicht allzu viel Gewinn  abwerfen aber zumindest der Umsatz dürfte bei AMD deutlich steigen. Vor allem aber hat AMD mit Mantle möglicherwiese zur rechten Zeit ein Ass aus dem Ärmel gezogen, mit dem nicht nur die wenigsten gerechnet hätten, sondern das möglicherweise auch das Spiel am Markt beeinflussen könnte.

AMD Mantle: Kann die neue Grafikschnittstelle ein Erfolg werden?
(Bild: AMD-Folie - Das Prinzip von Mantle)

Wie bereits angedeutet, hat sich der Markt seit dem Aus von Glide deutlich verändert. Während man 2002 am Ende einer Umstrukturierung stand, an dessen Ende 3Dfx von der Bildfläche verschwand, steht der Markt 2013 inmitten einer neuen Umstrukturierung, deren Ende noch nicht abzusehen ist. AMD macht dabei nichts verkehrt, wenn man versucht das Geschäft auf mehrere Säulen zu stellen und diese voneinander profitieren zu lassen.

So könnten die Xbox One und die PlayStation 4 AMD die Tür zu Spielerechnern auf APU-Basis deutlich aufstoßen. Möglicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt um in Form der Steam-Machines und Linux auch das PC-Gaming im Wohnzimmer auf neue Beine zu stellen. Mantle könnte dabei zum Salz in der Suppe werden, wenn es AMD gelingt, die Spieleprogrammierung auf den Next-Gen-Konsolen und bei PC-Grafikkarten zu vereinheitlichen und dabei eine Low-Level-Optimierung zu erzielen die quasi bei jeder Konsolen-Portierung schon in den Code eingespeist ist.

Auf Entwicklerseite soll Mantle den Erfindern bei AMD zufolge weniger abstrakt sein, da es ein deutlich kleineres Hardwarespektrum abdecken muss. Darüber hinaus kann mit Mantle auf Features von AMDs GCN-Architektur zugegriffen werden, die bisher brach liegen. Besonders lohnen könnte sich dies aufgrund der Tatsache, dass die Entwicklung neuer Chip-Generationen immer mehr Zeit verschlingt und der dadurch verstärkte Trend hin zu immer mehr Transistoren auf Dauer nicht der einzige Weg sein kann an der Performance-Schraube zu drehen.

Mit Mantle könnte AMD eine weitere Möglichkeit zur Optimierung gefunden haben mit der sich der Hersteller Zeit für Neuentwicklung erkaufen kann.

AMD Mantle: Kann die neue Grafikschnittstelle ein Erfolg werden?
(Bild: AMD-Folie - Die Vorteile von Mantle)

So ganz scheint AMD aber auch selbst noch nicht zu wissen, wohin der Weg mit Mantle führen wird. Derzeit wird Mantle proprietär vorangetrieben aber AMD schließt eine Öffnung in der Zukunft nicht generell aus.

Vielleicht aber kommt auch alles ganz anders und weder Mantle, noch DirectX setzten sich in Zukunft durch. Die bisherigen Überlegungen behandeln jedenfalls überwiegend den PC und die Konsolen. Der größte Anteil am aktuellen Umbruch kommt aber aus dem Mobilbereich, wo eine gänzlich andere Schnittstelle ihre Renaissance feiert. OpenGL gibt es schon länger als DirectX, geriet dann fast in Vergessenheit und erlebt nun einen zweiten Frühling. Der Vorteil von OpenGL: Es funktioniert auf so gut wie jeder Hardware und es unterstützt quasi jedes Betriebssystem. Sowohl Windows, Linux, Android als auch iOS können OpenGL-Grafik darstellen.

Das erste PC-Spiel mit Unterstützung für Mantle wird übrigens Battlefield 4. Ein entsprechendes Update soll im Dezember erscheinen.

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